Die Rache Der Rose
dieselben! Eine Trennung wäre Torheit!« Prinz Gaynors Hand lag auf dem Knauf seines Breitschwertes, als ob er sie bedrohen würde, wenn sein Stolz dies gestattet hätte. Er war der Überzeugung gewesen, daß die ihm innewohnende Macht ausgereicht hätte, um sie zu überzeugen, und dies zeigte sich in jeder unterdrückten Körperbewegung, jeder mißlaunigen Stimmnuance. »Eure Familie wird die Schwestern finden. Das müssen sie früher oder später. Wir befinden uns auf der gleichen Suche!«
»Nein«, schrie Charion. »Aus irgendeinem Grunde - der mir nicht offenbar wird - gehen die Schwestern in diese Richtung, mein Onkel jedoch schlägt jene ein - und meinem Onkel, mein Herr, muß ich folgen!«
»Ihr erklärtet Euch bereit, die Schwestern gemeinsam mit uns zu suchen.«
»Das war, bevor ich wußte, daß mein Vater und meine Großmama in Gefahr sind. Ich gehe zu ihnen. Ganz ohne Frage, mein Herr, gehe ich zu ihnen!«
Und damit stürzte sie durch die Bäume davon, verabschiedete sich von niemandem, fegte den Schnee von den Zweigen, an denen sie vorbeirannte, ihr Atem dampfte, und ihr drahtiger Körper wurde immer schneller, als ob sie keine Zeit mehr zu verlieren hätte.
Wheldrake sammelte seine Bücher und Habseligkeiten zusammen und rief ihr hinterher, sie solle auf ihn warten. Er würde sie begleiten! Bei diesem Abenteuer brauchte sie einen Mann, sagte er. Seine eigene Verabschiedung geschah hastig und wurde nicht vollendet, als er den Spuren seiner Geliebten hinterherjagte und ein kaltes und plötzliches Schweigen hinter sich Heß, als über der Asche des glimmenden Feuers die drei dem Untergang geweihten Männer sich in unsicherem Gefährtentum ansahen.
»Werdet Ihr mit mir die Schwestern suchen, Elric?« fragte Gaynor schließlich. Seine Stimme klang jetzt ruhiger, fast gedemütigt.
»Die Schwestern haben das, was ich benötige, also muß ich sie aufsuchen, um sie darum zu bitten«, sagte Elric.
»Und Ihr, Esbern Snare?« fragte Gaynor. »Bleibt Ihr noch bei uns?«
»An Euren geheimnisvollen Schwestern habe ich kein Interesse«, sagte Esbern Snare, »falls sie nicht das zu meiner Erlösung Notwendige mit sich führen.«
»Offenbar haben sie zwei begehrte Dinge bei sich«, sagte Elric und legte eine freundliche Hand auf die Schulter des grauen Mannes, »vielleicht haben sie dann auch ein drittes für Euch.«
»Nun gut«, sagte Esbern Snare. »Ich werde mich Euch morgen anschließen. Geht Ihr gen Osten?«
»Die Spuren unserer Schwestern führen stets gen Osten, wie wir erfahren haben«, sagte Gaynor.
Also traten die drei - hochgewachsene Gestalten, hager wie Winterwiesel - ihre Reise gen Osten an, sie stiegen die Steilhänge des Tales hinauf, durch froststarre Hügel zu einer alten Bergkette, deren brüchiges Granit unter ihren Füßen zusammenzufallen drohte, während der Schnee nun schwerer fiel und sie Eis zerkleinern mußten, um Wasser zu gewinnen, was ihnen nur zur Mittagszeit erspart blieb, wenn die schwache Sonne es zum Schmelzen brachte und breite Silberbahnen sich durch die funkelnden weißen Eisscherben zogen.
Gaynor verharrte weiter in mürrischem Schweigen, derweil Esbern Snare, der ihnen häufig vorausrannte, immer wachsamer wurde, als ob er sich seinem heimischen Element nahe fühle. Und während der ganzen Zeit ließ er sein Bündel keinen Augenblick aus seiner Nähe, ob er nun schlief oder aß, so daß eines Tages, als sie sich langsam oberhalb einer tiefen Schlucht bewegten, die schneegefüllt so etwas wie einen Gletscher ergab, unterhalb dessen ein wilder Strom durch Höhlen und Tunnel floß, den er durch das Eis geschnitten hatte, Elric ihn fragte, warum er dieses Ding so hoch schätzte. War es vielleicht eine Art Pfand?
Sie hatten auf dem schmalen Pfad, der kaum so breit wie ihre Füße war, angehalten, um Atem zu schöpfen, doch Gaynor war unermüdlich weitermarschiert und beachtete die Tiefe und Steilheit der Schlucht offenbar nicht.
»In gewisser Hinsicht ist es ein Schatz, mein Herr!« Esbern Snare stieß ein freudloses Lachen aus. »Denn ich muß es bewahren, wie ich nichts sonst bewahre. Wie ich, wenn Ihr so wollt, mein eigenes Leben bewahre. Meine Seele hat, wie ich befürchte, nur noch bescheidenen Wert, sonst würde ich sie ebenfalls anführen.«
»Dann ist es Euch in der Tat kostbar«, sagte Elric. Er unterhielt sich hauptsächlich, um seinen Gram über den Verlust der Gesellschaft Wheldrakes zu verdrängen, als ob ein Teil von ihm - der Teil, der sich am Leben und
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