Die Rache Der Rose

verleitete. »Gaynor!« Seine wilden Augen entdeckten seinen ehemaligen Diener. »Befreie mich hiervon, und deine Belohnung wird das Zehnfache dessen sein, was ich dir versprach.«
    »Tod«, sagte Gaynor plötzlich. »Tod, Tod, Tod ist alles, wonach ich giere. Und was ihr alle mir verweigert!«
    »Weil wir dich schätzen, mein Lieber…«, sagte der honigsüße Knabe, hob den Kopf und zwitscherte wie ein verschreckter Zaunkönig. »Ich bin Chaos. Ich bin alles. Ich bin der Herr des Nicht-Linearen, Kapitän der Zufälligen Teilchen und größter Jubilant der Entropie! Ich bin der Wind von Nirgendwo, und ich bin der Ersäufer der Welten; ich bin der Prinz der Unendlichen Möglichkeit! Welch ruhmreiche Veränderungen werden auf dem Antlitz des Multiversums erblühen, welch unwahrscheinliche und abartige Eheschließungen werden von der Priesterschaft der Hölle abgesegnet werden, und welche Wunder und Gelüste werden dort sein, Elric. Nichts Vorhersehbares. Die einzig wahre Gerechtigkeit im Multiversum - worin alles, selbst die Götter, zufälliger Geburt und zufälliger Auslöschung unterworfen sind! Die Resolution wird verbannt, und an ihre Stelle wird ewige Revolution treten. Ein Multiversum in der permanenten großartigen Krise!«
    »Ich fürchte, ich habe zuviel Zeit mit dem freundlichen Volk der Jungen Königreiche verbracht«, sagte Elric leise, »um von Euren Versprechungen groß in Versuchung geführt zu werden, mein Lord. Ich kann auch kaum sagen, daß ich mich vor Euren Drohungen allzusehr fürchte. Prinz Gaynor und ich befinden uns auf einer Mission. Wenn wir einander nützen sollen, mein Herr, schlage ich vor, Ihr laßt uns mit dieser Mission fortfahren.«
    Woraufhin Arioch seinen schönen Wanst auf der nachgebenden Kugel verlagerte und in schmollendem Tonfall sagte: »Der Verdammte kann seiner Wege gehen. Was dich angeht, störrischer Diener, so kann ich dich nicht direkt züchtigen, aber ich kann deine Suche behindern, bis dieser vertrauenswürdigere Diener sein Ziel erreicht hat - danach werde ich ihm weit mehr versprechen, als Mashabak ihm versprach. Ich werde ihm einen wirklichen Tod versprechen.«
    Aus Gaynors sonderbarem Helm erklang ein Schluchzen, und er fiel - vielleicht aus Dankbarkeit - auf die Knie.
    Nun hob Arioch in jeder Faust einen goldenen Hammer, und seine jugendlichen Züge leuchteten vor Freude, als er die Hämmer nacheinander auf die nachgebende Oberfläche des ektoplasmischen Schoßes krachen ließ, und bei jedem Schlag erklang ein unheilvolles Dröhnen wie das eines großen Gongs, und in dem Gefängnis bedeckte Graf Mashaback unsymmetrische Ohren mit schuppigen Klauen und heulte in grausigem Schweigen, als ob ganze Universen Pein litten.
    »Es ist an der Zeit!« schrie Arioch. »Es ist an der Zeit!«
    Elric stürzte kreischend zu Boden, auch seine Hände lagen auf seinen Ohren. Und Gaynor sackte zusammen, kroch umher und kreischte in so hohen Tönen, daß sie noch über den dröhnenden Hammerschlägen zu vernehmen waren.
    Dann erklang ein leises Pfeifen, und Elric spürte, wie seine Substanz, Atom um Atom, von dieser Ebene in eine andere gesaugt wurde. Und er versuchte gegen diese Kraft anzukämpfen, die nur ein Herzog der Hölle anwenden würde, da sie mit der Gewalt der dimensionalen Risse ganzen Geschichtsabläufen und Völkern schadete, doch er war hilflos, und sein Runenschwert wollte ihm nicht helfen. Sturmbringer schien froh zu sein, diese leblose Ebene hinter sich zu lassen; es mußte sich von lebendigen Seelen nähren, und Arioch hatte ihm nicht einen Bissen aus seinem Vorrat angeboten.
    Doch als er schon die ungeheure Uhr schimmern und verschwommener werden sah, als Gaynors geheimnisvolle Rüstung ein schwacher Umriß vor einer noch schwächeren Landschaft wurde, sah der Albino eine riesige graue Gestalt auf sich zuspringen, die rote Zunge hechelte, die grüngrauen Augen funkelten, die weißen Fänge schlugen krachend in dem bestialischen Schädel aufeinander, und er erkannte, daß es der ausgehungerte Werwolf war, dessen Mangel an Nahrung ihn so sehr in den Wahnwitz getrieben hatte, daß er dazu bereit war, es selbst mit Sturmbringers Spitze aufzunehmen!
    Doch dann wandte er sich witternd ab, das wilde Maul verzog sich zu einem Grinsen, heißer Speichel troff von seinem Kiefer, die Ohren stellten sich auf, legten sich dann wieder an, und er schien sich in einer flüssigen Bewegung mitten in der Luft zu drehen und lenkte seinen riesigen Körper hinauf, wo Lord Arioch erst