Die Rache Der Rose
schon wieder liebe ich dich! Süßer, süßer gehorsamer Sklave! Oh, wie ich dich liebe!«
»Und ich liebe Euch, Herr«, erklang Gaynors bittere Erwiderung - mit einer Stimme, die Jahrtausende der Niederlagen und unerfüllter Sehnsüchte gekannt hatte. »Ich bin Euer Sklave.«
»Mein Sklave! Mein lieblicher Sklave! Willst du nicht deinen Helm abnehmen und mir dein Gesicht zeigen?«
»Das kann ich nicht, Herr. Es gibt nichts zu zeigen.«
»Wie auch du nichts bist, Gaynor, von dem Leben abgesehen, das ich in dir zu verbleiben gestatte. Von den Kräften des Abgrundes abgesehen, die dich antreiben. Von der allumfassenden Gier abgesehen, die dich durchdringt. Möchtest du, daß ich dich vernichte, Gaynor?«
»Wenn es Euch gefällt, Herr.«
»Ich denke, du solltest eine Zeitlang auf der Uhr arbeiten. Würdest du mir dort dienen, Gaynor? Oder würdest du deine Suche fortsetzen?«
»Wie es Euch gefällt, Lord Arioch.«
Elric machte das Ganze krank; er stellte an sich einen gewissen Selbstekel fest. War das auch sein Schicksal, dem Chaos so gründlich wie Gaynor zu dienen - ohne das letzte bißchen Selbstachtung oder eigenen Willen? War das der Preis, den man letztendlich für jeden Handel mit dem Chaos zu zahlen hatte? Und trotzdem wußte er, daß sein eigenes Verhängnis nicht das gleiche war, daß er immer noch einen gewissen Grad an freiem Willen besaß. Oder war dies lediglich eine Illusion, mit der Arioch die Wahrheit schönte? Er schauderte.
»Und Elric, würdest du auf der Uhr arbeiten?«
»Ich würde Euch eher vernichten, Lord Arioch«, sagte der Albino kalt. Seine Hand ruhte auf dem Heft des Runenschwertes. »Meine Abkommen mit Euch sind die des Blutes und des alten Erbes. Ich schloß keinen besonderen Handel über meine Seele ab. Andere Seelen sind es, mein Lord, die ich Euch weihe.«
In sich spürte er jetzt eine Kraft, die nicht einmal der Herzog der Hölle auszulöschen vermochte - einen kleinen Teil seiner Seele, der sein eigen blieb. Trotzdem sah er auch eine Zukunft vor sich, in der dieses winzige Bruchstück an Integrität sich auflösen und ihn so hoffnungsleer und selbstachtungslos wie Gaynor den Verdammten hinterlassen mochte…
In seinem Blick auf den ehemaligen Prinzen des Universellen lag keine Verachtung - nur ein gewisses Verständnis und Mitgefühl für das elende Geschöpf, zu dem Gaynor geworden war. Von dieser letzten Würdelosigkeit war er nur einen einzigen Schritt entfernt.
Aus dem ektoplasmischen Gefängnis erklang eine Art dünnes Kreischen; das Unbehagen seines Rivalen bereitete Graf Mashabak offenbar Vergnügen.
»Du bist mein Sklave, Elric, täusch dich nur nicht«, schnurrte der Chaoslord. »Und wirst es immer bleiben, wie auch alle deine Vorfahren mir gehörten…«
»Bis auf einen vor mir«, sagte Elric mit fester Stimme. »Das Abkommmen wurde von einem anderen gebrochen, Lord Arioch. Etwas Derartiges habe ich nicht als Erbe übernommen. Ich sagte es bereits, mein Lord - wenn Ihr mir beisteht, gebe ich Euch das unsterbliche Plündergut zur eigenen Verwendung - Seelen wie die dort, die Eure Uhr betreiben. Diese, großer Herzog der Hölle, mißgönne ich Euch nicht, auch knausere ich nicht an der Anzahl derer, die ich Euch zuteile. Wie Ihr wißt, ist es ohne meine Anrufung für jeden Lord der Höheren Welten unmöglich, meine Weit zu erreichen, und auf eben dieser Welt bin ich der mächtigste aller sterblichen Zauberer. Ich allein verfüge über die Kraft, Euch durch die Dimensionen des Multiversums zu rufen und einen psychischen Pfad zu legen, dem Ihr zu folgen vermögt. Das wißt Ihr. Deshalb lebe ich. Deshalb steht Ihr mir bei. Ich bin der Schlüssel, den das Chaos eines Tages zu drehen hofft, um alle Türen im uneroberten Multiversum zu öffnen. Das ist meine größte Macht. Und, Lord Arioch, sie steht mir zu Gebote, wie ich sie zu verwenden wünsche, um Abkommen zu schließen, wie es mir gefällt und mit wem es mir gefällt. Sie ist meine Kraft und mein Schild gegen alle übernatürliche Wildheit und alle drohenden Forderungen. Ich akzeptiere Euch als meinen Schutzpatron, edler Dämon, doch nicht als meinen Herren.«
»Das sind törichte Worte, kleiner Elric. Löwenzahnsamen in der Augustluft. Dennoch befindest du dich hier keinesfalls aus eigenem freiem Entschluß. Und hier befinde ich mich durch wohlbedachten Einsatz, ganz wo ich zu sein wünsche. Welche Freiheit erscheint dir die größere zu sein, mein schwachfarbiges Schoßtier?«
»Wenn Ihr mich fragt, Lord
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