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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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in seiner Nürnberger Burg und blickte angespannt auf das Schachbrett auf dem Tisch. Er streckte die Hand aus, um eine Figur zu bewegen, zog sie wieder zurück. Daraufhin hörte er Isabelle de Melancourt leise lachen. Die Äbtissin hatte das Kloster, in dem sie Marie beschützt hatte, verlassen, nachdem Ruppertus mit seinen Männern abgerückt war. Nun hielt sie sich in Nürnberg auf, um ihren Einfluss auf Sigismund zu sichern.
    Im Augenblick ging es zwar nur um ein Schachspiel, dennoch stichelte sie ein wenig. »Es ist richtig, sich jeden Zug gründlich zu überlegen, doch zu langes Zaudern wird oft als Zeichen von Schwäche ausgelegt.«
    Entschlossen ergriff Sigismund den Springer und grinste, als er diesen zog. »Springer c 3 -b 5 . Gardez la reine …«
    Im nächsten Augenblick blickte er auf und sah durch das Fenster zum Nachthimmel empor. »Es ist Vollmond und Marie Adlers Frist abgelaufen. Das ist ebenso schade wie der verlorene Ring. Ich verurteile Euch dazu, ihn mir zu ersetzen. Immerhin handelte es sich um ein Meisterstück der Goldschmiede zu Oberstein.«
    Isabelle blickte nun ebenfalls zum Mond empor, ohne auf die letzte Bemerkung einzugehen. »Vielleicht lebt Marie noch. Immerhin ist sie klug und kühn. Außerdem gibt es Freunde, die ihr helfen könnten.«
    »Ich weiß, Ihr habt sie gesehen!« Sigismund grollte leicht, denn er konnte nicht begreifen, weshalb die Äbtissin ein so großes Interesse an dieser Frau zeigte.
    »Ja, das habe ich! Aber mir ist auch der Inquisitor begegnet. Er ist kein Sohn Gottes, sondern ein Dämon aus der Hölle! Ihr hättet ihm verbieten sollen, Euren Hof zu verlassen. Obwohl – der Mann wäre Marie auch dann gefolgt.«
    Ihre Zweifel an seiner Autorität erbosten Sigismund umso mehr, als er wusste, dass Isabelle recht hatte. Da Janus Suppertur jedoch nicht der Mann war, über den er gerne sprechen wollte, wechselte er das Thema.
    »Es ist schade, dass es Marie nicht gelungen ist, Kontakt zu Sokolny herzustellen. Jetzt sitzt der böhmische Graf immer noch mit gezücktem Schwert an meiner Flanke und behindert jede Aktion, die ich gegen Fürst Vyszo und dessen Hussiten plane.«
    »Wenn der erste Pfeil nicht trifft, sollte man einen zweiten im Köcher haben«, erklärte Isabelle mit einem nachsichtigen Lächeln.
    Sigismund winkte mit einer heftigen Bewegung ab. »Ihr und Eure Pläne!«
    Dann aber schob er das Schachbrett beiseite und sah sie durchdringend an. »Was würdet Ihr mir in dieser Situation raten?«
    »Bietet Sokolny Eure Unterstützung an und helft ihm, sich gegen Fürst Vyszo zu behaupten.«
    Sigismund verzog abschätzig den Mund. »Sokolny wird keinen einzigen Soldaten von mir annehmen, da Vyszo sonst glauben würde, er hätte sich mir angeschlossen. Ganz abgesehen davon, kann ich es mir gar nicht leisten, ihm so viele Krieger zu schicken, wie für die Verteidigung seines Herrschaftsgebiets nötig wären!«
    »Krieg kostet nun einmal Geld. Wäre es nicht angebracht, dies Papst Martin in Rom mitzuteilen, damit er seine Truhen öffnet, um Euch zu unterstützen, mein König?« Isabelle lächelte, als hielte sie dies für eine gute Idee.
    Der König fuhr auf. »Den Teufel wird er tun! Wahrscheinlich wird Martin V. mir einen zweiten Schwarzrock schicken, der mir ins Gewissen reden soll. Womöglich einen noch schlimmeren als diesen Janus Suppertur!«
    »Ich glaube kaum, dass ein noch üblerer Mensch in Rom zu finden ist als dieser Inquisitor«, schränkte Isabelle mit sanfter Stimme ein.
    »Der Papst wird mir schreiben, dass es meine Pflicht als gläubiger Sohn der Kirche und Anwärter auf den Thron der Cäsaren sei, die Ketzer in Böhmen auf meine eigenen Kosten niederzuwerfen. Als Sühne, weil es so lange dauert, darf ich dann zusätzlich ein paar Klöster stiften und mit reichlich Land ausstatten, so dass sich meine Steuereinnahmen noch weiter verringern. Dabei sind sie jetzt schon zu niedrig, um wie ein König leben zu können, geschweige denn wie ein Kaiser!«
    »Das«, so riet Isabelle nachsichtig, »solltet Ihr dem Papst nicht mitteilen, sonst findet er, dass er richtig handelt, wenn er Euch auch weiterhin die Kaiserkrone versagt.«
    »Er hetzt mich in den Krieg gegen die Hussiten, um es mir unmöglich zu machen, mit einem Heer über die Alpen zu ziehen und ihm in Rom klarzumachen, wer der wahre Herrscher ist. Das aber haben viele Kaiser vor mir getan!«, antwortete Sigismund erbittert.
    Er lief vor Wut rot an, und so hob Isabelle beschwichtigend die Hand.

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