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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Erbsen und etwas Speck in den kleinen Kessel geben und diesen mit Wasser auffüllen. Als sie ihn an das aus Zweigen gebastelte Gestell hängte, dachte sie noch, dass es mit diesen kleinen Flammen lange dauern würde, bis die Suppe gar war.
    Nepomuk hatte jedoch viel Erfahrung damit, sich eine gute Mahlzeit zu bereiten, ohne Fremde auf sich aufmerksam zu machen. Er heizte das Feuer gerade so weit an, dass der Inhalt des Kessels nach kurzer Zeit aufwallte und ihnen ein verführerischer Duft in die Nase stieg.
    Er seufzte auf. »Du hast viele Talente, Marie, und würdest rasch eine gute Gauklerin werden. Vielleicht könntest du wahrsagen … Ach, vergiss es! Ich bin nur ein Narr und komme manchmal ins Träumen.«
    »Du bist ein guter Mann, Nepomuk. Es tut mir leid.« Marie schüttelte sich und starrte in die aufsteigende Dunkelheit. »Du sagst, wir müssten uns bald trennen?«
    Nepomuk nickte. »Das da drüben ist derzeit kein Land für einen Gaukler. Einige Leute kennen mich und würden mich für einen Spion halten. Es tut mir leid, aber wenn ich dich begleite, bringe ich dich in Gefahr.«
    Da er nicht wollte, dass sie ihn einen Feigling hieß, holte Nepomuk seine besten Kleidungsstücke aus dem Wagen und präsentierte sie Marie.
    »Hier, die sind für dich! Aber ob man dich wirklich für einen Mann halten wird, bezweifle ich.«
    »Lass das meine Sorge sein. Während ich sie für mich umändere, wirst du mir ein wenig von der böhmischen Sprache beibringen müssen.«
    »Das geht nicht in ein paar Stunden«, wandte Nepomuk ein. »Du wirst mindestens zwei Tage üben müssen, um die Sprache so weit zu beherrschen, dass man dir den Sohn eines Böhmen abnimmt.«
    Marie blickte auf den Mond, der mittlerweile wieder schmäler zu werden begann, und zuckte mit den Achseln. »Die Frist, die Sigismund mir gegeben hat, ist bereits verstrichen. Daher kommt es nicht darauf an, ob ich einen Tag früher oder später aufbreche. Unser Versteck ist gut, wir haben zu essen, und niemand treibt uns voran.«
    »Auch Ruppertus nicht?«, fragte Nepomuk.
    Einen Herzschlag lang flammten Maries Augen hasserfüllt auf, dann winkte sie mit einem unechten Lachen ab. »Ruppertus darf sich nicht in dieses Land wagen. Es heißt doch, die Hussiten brächten jeden Pfaffen oder Mönch um, dessen sie habhaft werden. Das wird er nicht riskieren.«
    Nepomuk fragte sich, ob Marie ihren Feind nicht unterschätzte. Andererseits hatte er sein Versteck mit Bedacht gewählt und glaubte nicht, dass Ruppertus und dessen Handlanger sie hier finden würden.
    »Also gut, wir machen es so, wie du es willst. Und was bekomme ich dafür, wenn ich dir die böhmische Sprache beibringe?«, fragte er.
    Marie verzog das Gesicht, denn sie begriff auf Anhieb, worauf er hinauswollte. Doch wenn das der Preis sein sollte, war sie bereit, auch diesen zu zahlen.
    Da hob der Gaukler die Hand. »Vergiss auch das. Ich werde lieber davon träumen. Und jetzt gib acht!
›Dobrý den‹
heißt ›guten Tag‹ in der böhmischen Sprache.«

2.
    I m Feldlager unweit der Grenze zu Sokolnys Land lief das Leben in ermüdend eintönigen Bahnen weiter. Zwar wurden Patrouillen ausgeschickt, die sich gelegentlich Scharmützel mit Vyszos Hussiten lieferten, doch für die Masse der Krieger hieß es warten, bis der König selbst erschien oder wenigstens neue Befehle schickte. Ohne Sold, mit nur geringen Vorräten an Proviant und vor allem ohne Bier und Wein stieß das den meisten Soldaten sauer auf.
    Ruppertus hatte sich entschlossen, im Lager zu bleiben, bis er sicher wusste, dass Marie tot war oder er ein neues göttliches Zeichen erhielt. Diese Zeit wollte er nutzen, um so lange Druck auf Adalbert von Sachsen auszuüben, bis dieser auch ohne Sigismunds Befehl gegen Sokolny oder die Hussiten vorrückte. Die unweigerlich darauf folgende Niederlage des deutschen Heeres würde Sigismund schwächen und Ruppertus seinen Zielen näher bringen.
    Die Gespräche verliefen jedoch unerquicklich. Zwar versprach der Herzog ihm jedes Mal, etwas zu unternehmen, erklärte aber auf sein Drängen, dass er ohne Nachschub und Verstärkung an Männern keine Offensive beginnen könne.
    »Außerdem«, setzte er beim letzten Gespräch mit einer gewissen Schadenfreude hinzu, »muss ich die nächste Soldzahlung abwarten. Die Männer haben schon zu lange kein Geld mehr gesehen, und wenn ich jetzt mit ihnen in die Schlacht ziehe, würden sie sich weigern und zu einem guten Teil sogar desertieren. Das dürfte gewiss nicht im

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