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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hussiten angeschlossen hat. Dort will ich ihn suchen.« Maries Stimme klang so entschlossen, dass der Gaukler keinen weiteren Versuch mehr machte, ihr das Vorhaben auszureden.
    »Du solltest dich vorsehen! Weder die Hussiten noch Sokolnys Leute machen viel Federlesens mit jemand, den sie für einen Spion halten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein Mann oder eine Frau ist.«
    »Ich weiß! Aber ich habe mir alles genau überlegt. Ich werde mich als Mann verkleiden, denn die Krieger nehmen eine Frau meistens nicht ernst. Deine Hemden müssten mir passen, und ich könnte eine deiner Hosen für mich länger machen.«
    Marie überlegte, was sonst noch wichtig werden konnte, und kam auf einen Punkt, den sie bislang nicht berücksichtigt hatte. »Ich darf nicht als Deutscher gehen, sonst bringen mich die Hussiten sofort um!«
    Nepomuk antwortete mit einem Lachen. »Dafür müsstest du die Sprache der Böhmen beherrschen. Und ich glaube nicht, dass heute Nacht ein Engel vom Himmel steigen wird, um sie dir ins Ohr zu blasen.«
    »Sprichst du sie?«, fragte Marie.
    »Recht gut! Früher bin ich mit meinem Wagen bis nach Prag und Brünn gefahren, um meine Kunststücke zu zeigen. Aber seit dem Aufstand der Hussiten ist das nicht mehr möglich. Dabei waren die Leute dort recht großzügig – und sie brauen ein köstliches Bier.«
    Nepomuk seufzte, als er daran zurückdachte, doch Marie ließ ihm nicht die Zeit, seinen Erinnerungen nachzuhängen.
    »Du musst mir ein paar Redewendungen beibringen, damit ich die Leute in ihrer Sprache begrüßen kann!«
    »Das wird nicht reichen. Sie werden trotzdem erkennen, dass du eine Deutsche bist.«
    »Du meinst ein Deutscher!« Maries Lächeln erreichte diesmal nicht ihre Augen. »Ich werde mich als Sohn eines Böhmen ausgeben, der nach Konstanz ausgewandert ist. Das erklärt, warum ich nur ein paar Worte ihrer Sprache kenne.«
    »Du bist sehr mutig! Ich wünschte, ich wäre an der Stelle deines Mannes.« Der Zwerg gab damit seine geheimsten Gedanken preis, aber er wusste, dass diese Frau für ihn so unerreichbar war wie der Mond.
    Marie sah ihn kopfschüttelnd an. »Dann wärst du wahrscheinlich jetzt schon tot!«
    »Aber ich hätte vorher alle Glückseligkeit der Welt in deinen Armen gefunden. Ach, vergiss mein Geschwätz! Such deinen Mann und finde ihn. Gott wird nicht zulassen, dass er tot ist, nachdem du seinetwegen so viel hast erleiden müssen. So, heute können wir ein kleines Feuer riskieren. Ich werde Holz suchen, das trocken genug ist. Dann kannst du uns eine Suppe kochen. Sie wird uns guttun.«
    »Wie sieht es mit deinen Vorräten aus?«, fragte Marie.
    »Wahrscheinlich besser als in Sigismunds Feldlager«, antwortete Nepomuk lachend.
    »Wenn ich kochen soll, müssen die beiden Männer vom Wagen herunter und am besten ganz weit weg gebracht werden.«
    »Na, dann hilf mir mal!« Noch während er es sagte, stieg Nepomuk auf den Wagen und wuchtete die erste Leiche hoch.
    Marie wand sich vor Abscheu vor den Toten, biss aber die Zähne zusammen und half dem Gaukler, sie vom Wagen zu heben und ein Stück in den Wald hineinzutragen. Als es getan war, rieb sie sich die Hände mit dem feinen Sand ab, den sie im Bett eines nahen Baches fand, und spülte sie gründlich im Wasser. Dabei schwor sie sich, die beiden Ritter hier zurückzulassen, ganz gleich, was Nepomuk für Einwände brachte.
    Unterdessen riss der Zwerg Rinde von umgestürzten Bäumen und brach mit einem Messer trockenes Holz heraus. Als Nächstes schnitt er vier junge Bäumchen kurz über der Wurzel ab, entastete sie und steckte sie in den Boden. Schließlich befestigte er ein Stück Tuch wie ein Dach an ihnen. Als er Maries fragenden Blick sah, lächelte er. »Damit wird der Rauch daran gehindert, gerade aufzusteigen. Außerdem deckt das Tuch den Feuerschein ab, den man sonst ein Stück weit sehen würde.«
    »Verbrennt das Tuch denn nicht?«, fragte Marie.
    »Nicht wenn wir das Feuer nur mäßig schüren. Aber wir wollen ja kein Johannisfeuer entzünden.« Nepomuk lachte, schlug dann einen Funken und brachte damit ein wenig zerfaserte Wolle zum Glimmen, die ihm als Zunder diente. Kurz darauf brannte ein kleines Feuer.
    »Jetzt mache ich uns noch ein Dreibein, dann kannst du den Kochkessel daran hängen!«
    Nepomuks Worte erinnerten Marie daran, dass sie noch keine Vorbereitungen für das Abendessen getroffen hatte. Das holte sie rasch nach, und so konnte sie wenig später kleingeschnittenes Wurzelgemüse, getrocknete

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