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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und stieß ihm das Schwert in den Leib.
    Sie sah noch, wie der Verräter zu Boden sank, und drehte sich dann zu Haidhausen um. Doch Nepomuk war bereits bei ihm und schlitzte ihm die Kehle auf. Obwohl sie eben selbst einen Mann getötet hatte, wurde Marie bei der kaltblütigen Art des Gauklers übel.
    Sie atmete mehrmals tief durch und sagte sich, dass sie bereits einiges erreicht hatte. Mit Hannes Mühldorfer, Gunter von Loosen und Bodo von Haidhausen waren drei Männer tot, die sich gegen sie und ihren Michel verschworen hatten. Doch es bereitete ihr keine Befriedigung. Im Grunde waren die beiden, die hier lagen, hirnlose Totschläger gewesen, die nach Ruppertus’ Willen gehandelt hatten.
    Der Sturm zerrte an Maries Kleid und ließ ihre Haare aufstieben. Im schwachen Schein, der von den Feuern im Lager ausging, sah sie, dass die Baumwipfel sich bogen, im nächsten Augenblick zuckten auch schon die ersten Blitze über den Himmel, gefolgt von mehreren harten Donnerschlägen. Noch regnete es nicht, doch Marie spürte eine plötzliche Kälte, die ankündete, dass sich bald ein Platzregen entladen würde. Im flackernden Licht der Fackel wischte Marie sich eine Träne von der Wange und starrte dann auf ihre Finger, an denen Reste der weißen Schminke klebten. Sie hatte viel gewagt und wusste endlich, wer ihr Feind war.
    Eigentlich hätte sie froh sein müssen, nicht mehr im Dunkeln zu tappen. Doch wie sollte sie sich mit einem Mann messen, der schier aus dem Jenseits wiedergekehrt war? Mit einer energischen Bewegung schüttelte sie ihre Zweifel ab und reckte die Faust in den von Blitzen zerfurchten Himmel. Dabei musste sie schreien, um das pausenlose Grollen des Donners zu übertönen.
    »Beim Leben meiner Tochter, bei der Liebe meines Mannes und dem Rest von Ehre, der mir noch verblieben ist, schwöre ich, Marie Schärer, einst Bürgerstochter, dann Wanderhure, später Kastellanin und jetzt Vogelfreie, meinem Verderber Rache! Gott sei mein Zeuge! Ruppertus Splendidus, ich werde dich töten!«
    Nepomuk sah ihr wie gebannt zu. Mehr noch als im Lager spürte er den Zorn, der Marie erfüllte, aber auch ihren unbändigen Willen, mit ihrem Feind abzurechnen. Eine Frau wie sie hatte er noch nie kennengelernt, und er würde es wohl in seinem ganzen Leben nicht mehr tun. Doch über ihrem Ziel durfte Marie nicht das Jetzt und Heute vergessen.
    »Wir sollten zusehen, dass wir von hier fortkommen. Allerdings dürfen wir die beiden Ritter nicht in der Nähe des Feldlagers liegen lassen, sonst werden sie morgen von den Holzsammlern gefunden. Nicht weit von hier führt eine Straße nach Osten. Bleib hier und warte auf mich! Ich hole meinen Wagen. Wir laden die Toten auf und lassen sie an einer sichereren Stelle zurück.«
    Marie schüttelte sich wie im Fieber und nickte dann. »Ja, bitte tu das!«
    »Ich lasse dir die Fackel hier.« Zögernd wandte Nepomuk sich ab und kämpfte mit dem Gefühl, mit jedem Schritt auf das Lager zu wieder zu dem zu werden, was die Menschen in ihm sahen, nämlich zu einem Hanswurst und Narren. Dabei hatte er sich für ein paar Augenblicke wie ein Held gefühlt.
    Um zu verhindern, dass andere bemerkten, aus welcher Richtung er kam, schlug er einen Bogen und betrat erst dann das Lager. Die Soldaten dort kannten ihn und hatten oft genug über seine derben Scherze gelacht. Daher winkten sie ihm zu und ließen ihn ungefragt passieren.
    Auf dem Weg zu seinem Wagen kam er an dem Teil des Lagers vorbei, in dem die Huren untergebracht waren. Das nahende Unwetter hatte die Soldaten anscheinend hitzig werden lassen, denn vor den Zelten standen die Männer in langen Schlangen an. Die Frauen haben gut zu tun, dachte Nepomuk. Er gönnte ihnen das Geschäft, bedauerte aber den Umstand, denn er hätte sich gerne von ihnen verabschiedet. Solange ein Mann wie der unheimliche Inquisitor im Lande war, durfte er es wohl nicht mehr riskieren, in dieses Feldlager zurückzukehren.
    Marie hatte den schwarzen Mönch erkannt und ihn Ruppertus Splendidus genannt. Auch hatte sie ihn beschuldigt, aus der Hölle zurückgekehrt zu sein, um ihr Leben ein zweites Mal zu zerstören.
    Kurz erwog er, sich an Janus Suppertur heranzuschleichen und ihn zu töten, damit Marie endlich ihren Frieden fand. Doch seinen Heldenmut hatte er im Kampf mit Haidhausen aufgebraucht, und bei dem Gedanken an die Martern, denen man ihn unterwerfen würde, wenn er einen Inquisitor umbrachte, schüttelte es ihn. Daher eilte er rasch weiter. Bei seinem Wagen

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