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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ein an einer besonders heiligen Stelle geweihtes Kreuz helfen könne. Solche Amulette aber waren in diesem Lager Mangelware.
    »Haidhausen und Loosen wollten doch in die andere Richtung gehen«, erklärte er Eberhard.
    Der Unteroffizier schüttelte den Kopf. »Das hatten sie vor, aber dann war ihnen der Wald auf der Seite zu weit weg. Daher haben sie das Weibsstück nach Osten geschleift. Schade, dass sie mich nicht mitgenommen haben. Bei der Stute hätte ich auch gerne den Reiter gespielt.«
    Eberhard schien ebenfalls anzunehmen, dass die beiden Ritter Marie vor deren Tod noch vergewaltigt hatten. Das erfüllte Hettenheim mit Sorge. Männer, die ihre Gier über das normale Maß hinaus befriedigen konnten, wurden unaufmerksam. Möglicherweise hatte die Frau dies ausgenützt. Zwar nahm er nicht an, dass das Weib Loosen und Haidhausen hatte umbringen können. Wahrscheinlich war sie ihnen entflohen, und die beiden Narren suchten immer noch nach ihr. Er verstand die Männer sogar, denn auch er wäre nicht mit der Nachricht, dass Marie von Hohenstein entkommen war, zu Janus Suppertur zurückgekehrt.
    »Sieh zu, dass du sie findest!«, schnauzte er Eberhard an und überlegte sich, bei wem er einen Becher Wein bekommen konnte, der diesen Namen noch verdiente. Ihm fiel jedoch nur Adalbert von Sachsen ein, der als Oberbefehlshaber den ersten Zugriff auf die gelieferten Vorräte besaß.
    Gerade diesen Mann aber hasste der Inquisitor fast ebenso inbrünstig wie den Höllenfürsten, und Hettenheim fragte sich, ob er Janus Suppertur wegen eines Weines erzürnen sollte. Da er sich heftig über den schwarzen Mönch geärgert hatte, fiel ihm die Entscheidung plötzlich leicht, und er begab sich zum Zelt des Sachsen, wo er den Feldherrn über eine von Anmerkungen übersäte Karte der Umgebung gebeugt fand.
    Als Herzog Adalbert Hettenheims ansichtig wurde, hob er den Blick. »Wann reist diese schwarze Krä…, ich meine Seine Exzellenz, der Inquisitor, wieder ab?«
    Hettenheim zuckte mit den Achseln. »Das wissen nur der Inquisitor selbst und Gott, wobei ich bei Letzterem fast im Zweifel bin.«
    »Der Kerl bringt zu viel Unruhe ins Lager«, beschwerte der Feldherr sich. »Andauernd verlangt er, ich solle angreifen. Mit was denn? Mit den Männern da draußen? Selbst Sigismund würde die Kerle nicht dazu bringen, einen Schritt in Richtung Hussiten oder Sokolny zu tun. Dafür haben sie zu lange keinen Sold erhalten. Mit reicher Beute ist weder bei den einen noch bei den anderen zu rechnen, denn dieses Land ist durch den Krieg bereits zu sehr verheert und ausgeplündert worden.«
    Zwar interessierten Hettenheim die Sorgen des Herzogs wenig, dennoch ging er darauf ein und wagte dabei sogar Kritik am König, der seine tapferen Feldhauptleute und Soldaten so schlecht versorgte. »Sigismund lässt es sich in Nürnberg wohl ergehen, während wir die Last seines Krieges tragen.«
    »Das könnt Ihr ihm sagen, wenn Ihr ihn das nächste Mal seht!«, spottete Adalbert von Sachsen. »Doch Ihr seid gewiss nicht gekommen, um über den König oder unseren Kriegszug zu sprechen.«
    »Ich habe gehofft, von Euch zu einem Becher Wein eingeladen zu werden.« Hettenheim äugte zu dem Fass hinüber, das ganz hinten im Zelt stand und den persönlichen Weinvorrat des Herzogs enthielt.
    Dieser zögerte, denn er wusste ebenso wenig wie seine Untergebenen, wann wieder Nachschub zu erwarten war. Die Überlegung, dass sein Besucher immerhin ein Vetter des Königs war, brachte ihn schließlich dazu, seinen Diener anzuweisen, Hettenheim einen Becher Wein zu füllen.
    »Lasst ihn Euch schmecken! Es ist der letzte Becher, den ich einem Gast anbieten kann«, sagte er zu Hettenheim, als dieser das Gefäß in der Hand hielt.
    Der Graf hob den Becher dem Herzog entgegen. »Auf Euer Wohl!«
    Dann trank er genüsslich den schweren Wein.
    Das Gespräch erstarb und konnte auch nicht mehr aufgenommen werden, weil der Herold des Herzogs erschien und diesem ein kleines Metallröhrchen überreichte.
    »Das haben wir soeben durch eine Brieftaube bekommen. Ich hoffe, es enthält die Information, wann endlich die Versorgungswagen kommen.«
    Der Herold warf dabei einen neidischen Blick auf Hettenheims Becher, denn er selbst hatte schon mehrere Tage lang auf Wein verzichten müssen. Das war im Grunde am schwersten zu ertragen. Die Huren konnte man auf später vertrösten, wenn der Sold wieder ausgezahlt wurde. Doch jemand wie Jesus, der Wasser in Wein verwandeln konnte, gab es beim Heer

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