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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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starrte ihn an. Doch sie las immer noch kein echtes Erkennen in seinem Gesicht.
    »Ich habe Euch wieder und wieder in meinen Träumen gesehen«, fuhr Michel fort.
    »In Euren Träumen, Němec? Was habe ich dort getan?«
    Michel wand sich ein wenig, beschloss dann aber, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ihr seid irgendwie über mir gewesen!«
    »Über Euch! Bin ich geflogen oder auf einem Besenstiel geritten?«, fragte Marie in bitterem Spott.
    »Ihr seid auf mir gesessen – mit nicht mehr als Eurer Haarspange bekleidet.«
    »So habt Ihr mich gesehen? Und doch wolltet Ihr Janka Sokolna heiraten?« Marie fauchte erbittert. Obwohl sie auf eine seltsame Weise in seinem Gedächtnis geblieben war, hatte er sich einer anderen zugewandt, und das kränkte sie zutiefst.
    »Janka war da, als ich nach meiner Verletzung wieder erwacht bin, und sie hat mir eine Heimat geboten. Wisst Ihr, wie es ist, wenn man nicht mehr weiß, wer man ist und wohin man gehört?«
    Marie begriff, dass er an ihr Mitleid appellierte, doch so schnell war sie nicht bereit, ihm diesen Verrat zu vergeben. Hätte er nur sein Gedächtnis verloren und sich nicht um Janka bemüht, wäre es anders gewesen. So aber schob sie eine mögliche Versöhnung weiter hinaus.
    Da sie nicht mit ihm streiten wollte, wechselte sie das Thema. »Bald werden wir dem König gegenüberstehen.«
    »Woher kennt Ihr Sigismund?«, fragte Michel, um mehr über seine geheimnisvolle Begleiterin zu erfahren.
    »Ich habe mit ihm geschlafen«, antwortete Marie zornig, weil sie sicher war, dass ihr Mann dies auch mit Janka getan hatte.
    »Ihr habt mit dem König geschlafen?«, fragte Michel ungläubig.
    »Vor sehr langer Zeit einmal war ich seine Hure.« Marie spürte, dass ihre schonungslosen Worte ihn trafen, und genau das war ihre Absicht. Sie hatte auf der Suche nach ihm Schmerzen und Leid ertragen, um ihn schließlich in den Armen einer anderen zu finden.
    Als Michel mit einem verbissenen Gesichtsausdruck sein Pferd antrieb, um die Spitze zu übernehmen, entdeckte sie auf dem Schwert an seiner Seite das Wappen von Hohenstein. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Diese Waffe hatte Hettenheim ihr doch zusammen mit der Nachricht von Michels Tod überbracht.
    »Du trägst dein eigenes Schwert! Aber wie bist du daran gekommen?«, rief sie erstaunt aus.
    »Mein Schwert?« Michel blickte auf seine Waffe hinab und erinnerte sich, dass es die Waffe jenes Fremden war, den Marats Pfeil getötet hatte. Er fasste nach dem Griff und fühlte wieder jene seltsame Vertrautheit mit der Klinge.
    »Sie stammt von einem Eindringling«, erklärte er und berichtete Marie mit knappen Worten, was damals geschehen war.
    Sie hörte ihm mit wachsendem Entsetzen zu und wich dann mit einem empörten Ausruf vor ihm zurück. »Der Fremde muss Thomas gewesen sein! Dein Freund und der Ehemann meiner Freundin Hiltrud. Wie konntest du ihn nur töten?«
    »Ich habe es doch nicht getan! Es war Marat«, antwortete Michel nicht weniger erregt.
    »Aber du hast dich vor dieser böhmischen Metze damit geschmückt und sie so in dein Bett gelockt!« Maries Stimme wurde schneidend. Zwar wusste sie nicht, weshalb Thomas von Hohenstein aufgebrochen war, aber sie spürte den Schmerz, ihn tot zu wissen, wie eine scharfe Klinge in ihrem Herzen.
    »Wie soll ich Hiltrud je wieder unter die Augen treten?«, flüsterte sie mit bleichen Lippen.
    Michel begriff, dass das Schicksal ihm wahrlich übel mitgespielt hatte, und nun haderte er mit Gott, der ihn zum Feind seiner Freunde gemacht hatte.
    Marie und Michel blieb nicht die Zeit, über all das zu reden, was zwischen ihnen lag, denn vor ihnen schälte sich ein magerer Gaul aus dem Dunkel des Waldes, der einen buntbemalten Karren zog und auf dessen Bock ein kleinwüchsiger Mann saß.
    Nepomuk hatte es nicht übers Herz gebracht, Marie einfach gehen zu lassen, sondern in der Nähe der Grenze gewartet. Mit einem Lächeln, das ihm einiges an Kraft abforderte, blickte er Marie entgegen. »Du hast es also geschafft!«
    »Wer ist dieser Mann?«, fragte Michel und verwirrte damit den Gaukler, der sich gut an ihn erinnern konnte, hatte er ihm doch nach jeder Vorführung zwei Münzen in die Schale gelegt.
    »Das ist Nepomuk, ein treuer Freund«, erklärte Marie und wies dann auf Michel. »Hohenstein hat sein Gedächtnis verloren und weiß nicht mehr, wer seine Feinde und wer seine Freunde sind!«
    »Dann sollte er sich rasch wieder daran erinnern. Ich habe Hettenheim erst vor kurzem zum königlichen

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