Die Rache Der Wanderhure
abtrocknete, drehten sich ihre Gedanken um ihren Mann. Michel wirkte ihr zu ernst, gerade so, als bedrückte ihn etwas ungewöhnlich stark. Hat er doch in Nürnberg gesündigt?, fragte sie sich und verneinte es im nächsten Moment. Ihr Mann war niemand, der in der Ferne über die Stränge schlug. Es musste etwas anderes, viel Schlimmeres sein. Rasch streifte sie ihrer Tochter ein Hemd über und gab ihr einen Klaps auf den Po.
»Kleine Mädchen müssen jetzt ins Bett!«
Zum Glück hatte Trudi an dem Tag genug herumgetobt, um müde zu sein. Daher ließ sie sich widerstandslos auf den Arm nehmen und in ihre Schlafkammer tragen. Die Halskette, die sie von ihrem Vater erhalten hatte, bekam ihren Platz auf dem Kasten direkt neben dem Bett, dann sprach die Kleine ihr Nachtgebet und schlief fast augenblicklich ein.
Marie blickte auf sie hinab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf süß, mein Liebling«, flüsterte sie und verließ leise die Kammer.
Da Hiltrud und Thomas zu ihrem Bauernhof zurückgekehrt waren und das Gesinde sich bereits zur Nachtruhe begeben hatte, war sie endlich mit Michel allein.
Ihr Mann hatte sich inzwischen ebenfalls gründlich gewaschen. »Jetzt rieche ich nicht mehr nach Pferd«, meinte er grinsend.
Marie schnupperte prüfend und nickte. »Nein, dafür aber nach Hiltruds scharfer Seife. Allerdings ist die mir allemal lieber als Pferdegeruch. Ich habe dich vermisst!«
Sie fasste nach seiner Hand und zog ihn in Richtung ihrer Schlafkammer.
»Ich habe dich ebenfalls vermisst«, antwortete er und strich ihr über den Rücken. »Keine der Frauen an Sigismunds Hof kann dir das Wasser reichen. Nicht einmal die französische Äbtissin, die ihm derzeit als Gespielin dient.«
»Eine Äbtissin? Die kann ja nicht besonders fromm sein!«
»Dafür aber sehr einflussreich! Ich habe sagen hören, dass Isabelle de Melancourt und Sigismund sich bereits seit ihrer Kindheit kennen, und sie soll schon früher einmal seine Mätresse gewesen sein. Jetzt ist sie nicht mehr ganz jung, aber immer noch sehr schön. Zudem strahlt sie etwas aus, was nur wenigen Frauen zu eigen ist. Auch du gehörst dazu. Du warst als junges Mädchen wunderschön, doch du gefällst mir nun noch viel mehr. Damals warst du eine Blüte, nun bist du eine reife, süße Frucht.«
»Von der du gerne naschen würdest!« Zwar hatte Marie bei Michels lobenden Worten über jene ihr unbekannte Äbtissin eine gewisse Eifersucht verspürt, war aber sofort wieder versöhnt. Als sie ihre Schlafkammer betraten, schloss sie die Tür hinter sich und schob den Riegel vor.
»Jetzt kann uns niemand mehr stören!« Es klang so energisch, dass Michel lachen musste.
»Nein, das kann uns jetzt niemand mehr!« Er schloss sie in die Arme und zog sie an sich. »Ich bin so glücklich, dich zu haben.«
»Ich bin glücklich, dich zu haben«, erklärte Marie und gab ihm einen Kuss. Dann entwand sie sich seinen Armen und stellte sich mit dem Rücken zu ihm.
»Du könntest mir helfen, das Kleid auszuziehen!«, forderte sie ihn auf.
Michel grinste anzüglich. »Das mache ich doch gerne. Halt, du darfst nicht so viel zappeln. Sonst wird das nichts!«
Es dauerte eine ganze Weile, bis er Marie das Kleid über den Kopf gezogen hatte. Ihre Ungeduld, zu erfahren, was er vor ihr verbarg, war in den Hintergrund getreten. Seit Tagen hatte sie sich nach seinen Zärtlichkeiten gesehnt und wollte nicht, dass düstere Nachrichten ihr die Freude daran verdarben. Danach würde noch genug Zeit zum Reden sein.
Als sie nur noch ihr Hemd am Leib trug, drehte sie sich schelmisch lächelnd zu Michel um. »Soll ich ausprobieren, wie mir das neue Tuch steht?«
»Das würde ich gerne sehen!« Michel sah lachend zu, wie Marie in einer Ecke des Schlafgemachs verschwand, dort ihr Hemd abstreifte, dann das Päckchen mit dem Seidenstoff an sich nahm und diesen ausbreitete. Zwar konnte er sie wegen des schlechten Lichts nicht richtig sehen und hätte sie gern gebeten, sofort ins Helle zu treten. Er wartete jedoch, bis sie sich in die knisternde Seide gehüllt hatte und wieder in den Schein der Fackeln zurückkehrte.
Das hauchzarte Gewebe enthüllte mehr, als es verdeckte. Auch schmiegte es sich wie eine zweite Haut an ihren Körper und betonte ihre Formen in so erregender Weise, dass er es kaum mehr ertrug, ihr zuzusehen. Am liebsten hätte er sie an sich gerissen, doch als er die Hände nach ihr ausstreckte, entzog sie sich seinem Griff mit einem leisen Lachen.
»Ein Jäger muss
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