Die Rache Der Wanderhure
schnell sein, wenn er sein Wild fangen will!«
»Ich bin schnell«, keuchte Michel und schnappte nach ihr.
Diesmal überraschte er sie, hob sie hoch und trug sie zum Bett. »Darauf habe ich mich gefreut, seit Hohenstein bei meiner Abreise hinter dem Schweif meines Pferdes zurückgeblieben war!«
Mit diesen Worten legte er sie auf das Laken, strich über ihre von der Seide verhüllten Brüste und freute sich, wie sie dabei vor Lust aufstöhnte.
So rasch er konnte, entledigte er sich seiner Kleidung und glitt zwischen ihre Schenkel. Sie war für ihn bereit, und für lange Augenblicke gab es für sie nur sie selbst und ihre Liebe. Aller Hader der Welt schien so fern wie der Mond, und es dauerte eine Weile, bis sie sich ihrer Umgebung wieder bewusst wurden.
»Du hast von dieser Äbtissin erzählt, dieser Isabelle de Melancourt. Was ist das für eine Frau?«, fragte Marie, um das Gespräch in Gang zu bringen.
»Puh!«, stöhnte Michel. »Da fragst du mich was. Ich habe sie ein paarmal in der Gesellschaft des Königs gesehen. Sie ist sehr schön, aber ich bezweifle, dass ihre Moral den Maßstäben einer frommen Frau entspricht. Ich vermute, sie wurde als Kind in ein Kloster gesteckt und später zur Oberin ihrer kleinen Gemeinschaft ernannt, ohne dass sie je die Bestimmung zur Nonne gefühlt hätte.«
Marie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blickte zur Decke. »Leider ist es sehr oft der Fall, dass ein Mädchen in ein Kloster gegeben wird, nur weil seine Familie ein Anrecht auf einen Platz darin hat. Was die Kinder selbst fühlen und wollen, danach wird selten gefragt.«
»In dem Alter wissen es die meisten Mädchen auch noch nicht«, wandte Michel ein. »Auf jeden Fall ist Äbtissin Isabelle eine kluge Frau. Wie es heißt, soll sie Sigismund wertvolle Ratschläge erteilen.«
»Warum sollen Schönheit und Klugheit einander ausschließen?«, fragte Marie. »Ihr Männer seid sehr rasch mit einem Urteil zur Hand. Einerseits wünscht ihr euch schöne Frauen, andererseits aber sollen sie nicht zu klug sein, weil ihr Angst habt, sie könnten euch übertreffen.«
»Eine wirklich kluge Frau lässt ihren Ehemann glauben, er sei der Klügste der Welt, und lenkt ihn mit sanfter, aber bestimmender Hand. So wie du es mit mir machst!«
Michel lächelte verträumt, denn für ihn gab es keine bessere Frau als Marie. Dabei war ihr Wille fester als der der meisten Männer, die er kannte. Auf Marie konnte er sich voll und ganz verlassen. Bei dem Gedanken huschte ein Schatten über sein Gesicht.
Marie bemerkte, dass seine gute Stimmung schlagartig gewichen war, und sah ihn fragend an. »Was gab es sonst noch in Nürnberg?«
»Etliche Gespräche über die Lage in den Grenzgebieten zu den Hussiten! Dort sieht es gar nicht gut aus. Auch hat der König die Krönungszeremonie zum Kaiser geprobt und seinen Hofkaplan dabei kurzerhand zum Papst ernannt. Du hättest Sigismund in seinem härenen Hemd sehen sollen! Es muss ihn fürchterlich gejuckt haben. Aber er hat die Zeremonie fast ohne Kratzen durchgehalten.«
»Erzähl mir mehr davon!«, forderte Marie ihn auf.
Sie erhob sich geschmeidig, holte ihren Kamm und begann, ihre Haare zu entwirren. Dabei blickte sie in den Spiegel, der nicht nur ihren Kopf, sondern auch ihre entblößten Brüste zeigte, und fand sich immer noch sehr ansehnlich. Vielleicht, dachte sie, sollte sie Michel noch einmal dazu bringen, sich mit ihr zu vereinen. Zunächst aber hörte sie amüsiert zu, was ihr Mann über die Krönungsprobe berichtete.
»Gerade als wir alle ›Fiat! Fiat! Fiat!‹ riefen, hat einer der Inquisitoren des Papstes, der als Gesandter an den Hof geschickt worden war, den Saal betreten. Er hat ziemlich dumm dreingeschaut, als er plötzlich den ›Papst‹ vor sich sah und Zeuge von Sigismunds ›Krönung‹ wurde.«
Um Maries Lippen zuckte ein feines Lächeln. »Der Gesandte wird dies als Provokation aufgefasst haben! Oder er glaubte gar, Sigismund wolle seine Gefolgsleute täuschen und sie glauben machen, Martin V. wäre selbst gekommen, um die Krönung zu vollziehen. Zutrauen würde ich es ihm.«
»Sigismund? Nein, da täuschst du dich. Er hat dem Inquisitor sofort erklärt, dass es sich um eine Probe handeln würde. Allerdings gab er dabei einige Bemerkungen von sich, die dem Gesandten klarmachten, dass er die baldige Krönung zum Kaiser erwartet. Aber lassen wir diesen Inquisitor, der eine grässliche Maske vor dem Gesicht trug und auch sonst aussah wie ein richtig
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