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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sondern trug ihn in eine kleine Hütte am Rande des Dorfes, in der ihn niemand zu stören wagte. Die Leute mieden sein Heim aus Angst vor den geheimnisvollen Kräften, die er beherrschen sollte. Da sie auch seine für sie fremdartige Kriegskunst für Zauberei hielten, wussten sie nicht, ob sie froh sein sollten, weil er auf der Seite ihres Grafen kämpfte, oder sich wünschen, er würde Sokolny bald wieder verlassen.
    Die Frauen, denen er begegnete, wagten es nicht, ihn anzusehen, sondern zogen sich in ihre Häuser zurück oder eilten scheinbar geschäftig davon. Da die Dorfleute gelegentlich mit Leuten aus den Nachbardörfern redeten, von denen es nicht wenige insgeheim mit den Hussiten hielten, gefiel es ihm sogar, dass ihm geheime Künste nachgesagt wurden. Diese Gerüchte verunsicherten Vyszo und dessen Hauptleute und halfen mit, Sokolnys Besitz vor einem Angriff der Hussiten zu bewahren.
    Nun aber waren nicht Fürst Vyszos Scharen sein Problem, sondern der halbtote Mann, den er aus der Eger gezogen hatte. Marat legte den Fremden auf seine Lagerstatt, zündete ein Feuer auf dem Herd an und hängte einen Kessel mit sauberem Wasser an einem Dreibeingestell über die Flamme. Während er alles zusammensuchte, was er für die Versorgung des Verwundeten brauchte, fiel er in einen Singsang, mit dem er die Geister der Winde und des ewigen blauen Himmels herbeirief, ihm bei der Versorgung des Verletzten beizustehen. Das war gewiss wirkungsvoller als all die Gebete, die die Menschen hier zu einem Gott sprachen, der von seinen Feinden an ein Kreuz genagelt worden war. Auch mit den vielen Heiligen, die man hier anrief, wusste er nichts anzufangen, denn die waren einst Menschen gewesen und konnten daher in der Hierarchie des ewigen Himmels nur untergeordnete Ränge einnehmen.
    Schließlich entzündete Marat in einer Räucherpfanne ein Gemisch aus zermahlener Holzkohle, dem Weihrauch, den er sich aus der Burgkapelle geholt hatte, und getrockneten Blüten und Kräutern. Der aufsteigende Rauch würde seine Gedanken klären und es den Geistern seiner Heimat leichter machen, ihn zu finden. Einige Kräuter steckte er in den Mund und begann, sie langsam zu zerkauen.
    Nach einer Weile fühlte er die innere Ruhe, die er für sein Werk benötigte, und nicht lange, da begann auch das Wasser zu kochen. Er goss ein wenig davon in eine Schale, vermischte es mit kaltem und reinigte sich die Hände. Anschließend holte er ein schmales, in einer geflochtenen Lederscheide steckendes Messer aus einer Truhe.
    Marat entfernte die Scheide, überprüfte die Klinge und schliff sie, da er nicht ganz zufrieden war, mit einem länglichen Stein so scharf, dass er eine vom Wind getragene Feder damit entzweischneiden hätte können. Nachdem er das Messer zuerst mit Wasser und anschließend in der Herdflamme rituell gereinigt hatte, wandte er sich seinem Findling zu.
    Der Mann musste über einen starken Geist verfügen, denn er lebte noch immer. Das Gesicht war allerdings grau und zeigte an, dass er viel Blut verloren hatte. Es hieß also ebenso rasch wie umsichtig handeln. Die Wunde in der Schulter schien ihm gefährlicher als die am Kopf. Daher entfernte er den provisorischen Verband und wusch Dreck und Blut mit einem nassen Tuch ab.
    Die Wunde war weder von einem Pfeil noch von einer Klinge geschlagen worden, sondern musste von dem Metallrohr in der Hand des zuletzt aufgetauchten Deutschen stammen. Als Marat das Gelenk abtastete, hatte er das Gefühl, als steckte ein Stein oder ein Stück Metall tief im Gewebe. Der Mann war offenbar von einer Art kleinen Kanone verletzt worden. In seinen Augen war dieses Ding ein Werk von Dämonen. Kanonen stellten bereits eine fürchterliche Waffe dar, aber ein Heer, das mit Hunderten solcher Rohre ausgerüstet war, würde jeden Feind in die Flucht schlagen.
    »Auch deshalb ist es wichtig, dass dieser Mann am Leben bleibt. Dann kann er uns sagen, was es mit diesen Teufelsdingern auf sich hat«, murmelte Marat und zog die Wundränder auseinander. Mit einer langen, schmalen Pinzette, die er ebenfalls vorher mit Wasser, Feuer und Bannsprüchen gereinigt hatte, fuhr er in die längliche Wunde hinein und spürte, wie das Instrument gegen etwas Hartes stieß. Es war nicht ganz einfach, das glatte Ding mit der Spitze der Pinzette zu fassen, doch schließlich gelang es ihm, und er holte das Geschoss heraus.
    Marat wusch es ab und betrachtete es kurz. Es glich einer winzigen Kanonenkugel, war aber nicht aus Stein, sondern aus

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