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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Nehmt genug Männer mit, damit die Hussiten Euch nicht abfangen können.«
    Die Naivität des Mannes amüsierte Hettenheim. Mühldorfer begriff nicht, dass er ihn hier zurückließ, weil er ihm nicht mehr uneingeschränkt vertrauen konnte. Immerhin hatte sein Sergeant gezögert, Loosen und Haidhausen gegen Michel Adler beizustehen. Aber die Ausrede, die der Mann ihm geliefert hatte, gedachte er auszunützen.
    »Ich werde zusehen, was ich bekommen kann, damit ihr Kerle euch wieder die Mägen vollschlagen könnt«, rief er so laut, dass die meisten im Lager es hören konnten.
    Begeisterte Rufe klangen auf, und ein paar Männer ließen Hettenheim hochleben. Wie wird es erst sein, wenn ich Kaiser geworden bin?, fragte er sich zufrieden.
    Auf seine eigenen Krieger konnte er sich verlassen, und wenn er vom Papst gekrönt worden war, würden ihm auch jene Edelleute und Soldaten folgen, die jetzt noch zu Sigismund hielten. Mit diesem erfreulichen Gedanken gab er den Befehl zum Abmarsch und ritt als Erster durch das Lagertor.
    Stunde um Stunde verging, ohne dass sich ein Angreifer sehen ließ, und Graf Sokolnys Machtbereich blieb immer weiter hinter ihnen zurück. Dafür traf Hettenheims Trupp häufig auf verlassene Dörfer, die von streifenden Hussiten niedergebrannt worden waren. Vereinzelt irrte Vieh durch die Wildnis, das keinen Besitzer mehr hatte. Einen Augenblick erwog Hettenheim, anzuhalten und Jagd auf die verwilderten Schweine und Kühe zu machen. Der Gedanke aber, dass in den undurchdringlichen Wäldern rechts und links des Weges aller Wahrscheinlichkeit nach heimtückische Feinde lauerten, hielt ihn zurück. Es war besser, die Vorräte im Hinterland zu besorgen und mit entsprechender Bewachung zu seinen Leuten zu bringen.
    Da Hettenheim so bald wie möglich auf den Inquisitor treffen wollte, ritten sie bis in die Dämmerung hinein. Zu später Stunde erreichten sie die Ruine einer Kirche, die inmitten der niedergebrannten Reste eines Dorfes stand. Deren Mauerreste boten ihnen einen gewissen Schutz für die Nacht. Auch sorgten hell auflodernde Wachfeuer für die nötige Sicherheit, denn sie verhinderten, dass sich Feinde ungesehen nähern konnten.
    Dennoch war Hettenheim am nächsten Morgen erleichtert, dass es in der Nacht zu keinem Zwischenfall gekommen war. Als er die steifen Glieder an den glimmenden Resten des Lagerfeuers wärmte, gesellten Loosen und Haidhausen sich zu ihm. Beide waren zufrieden, dass Michel Adler tot und damit die von Gott gegebene Ordnung wiederhergestellt war. Schließlich hatte der Herr im Himmel jedem Menschen seinen Platz zugewiesen. Ein König oder Fürst lebte in seinem Palast, ein Ritter in seiner Burg, ein Bauer in seiner Kate und der Sohn eines Wirts in seiner Schenke. Als Burghauptmann oder gar Lehensmann des Königs hatte ein so niedrig geborener Kerl nichts verloren.
    Die beiden Ritter hätten am liebsten mit ihrer Tat geprahlt und es so hingestellt, als wäre Michel Adler als Feigling mit der Bitte um Gnade auf den Lippen gestorben. Das aber hatte Hettenheim ihnen verboten. Nach außen hin musste es so aussehen, als wäre der Trupp an der Eger von Hussiten oder Sokolnys Leuten überfallen worden und Michel Adler dabei ums Leben gekommen.
    Nachdem sie aufgebrochen waren, wandte Loosen sich an seinen Anführer. »Wisst Ihr, wie sehr es mich kränkt, dass ich diesen Bastard auch noch loben soll?«
    »Seid still!«, warnte Hettenheim ihn. »Wenn bekannt wird, dass Ihr einen der Unseren umgebracht habt – oder, besser gesagt, hattet umbringen wollen –, könnten Euch leicht ein paar Zoll Stahl zwischen die Rippen fahren. Bei den einfachen Kriegern war Michel Adler recht beliebt.«
    Argwöhnisch sah Loosen sich um. Doch die Soldaten ritten in Zweierreihen hinter ihnen, und keiner von ihnen sah so aus, als würde er ihn verdächtigen, Michel Adlers Mörder zu sein. Dabei hatte er diesen Bierschwengel nicht einmal selbst umgebracht, fuhr es ihm durch den Kopf. Das war erst Hettenheim mit seinen Teufelsrohren gelungen.
    Der Graf hatte am Tag der Tat das Lager zunächst in die andere Richtung verlassen und dabei angegeben, die Handbüchsen ausprobieren zu wollen. Offiziell war er erst zu Haidhausen und ihm gestoßen, als der von ihnen berichtete Zusammenstoß mit den Hussiten bereits hinter ihnen lag.
    »Was bekommt Ihr für Adlers Tod?«, fragte Loosen, der sich nicht vorstellen konnte, dass Hettenheim trotz aller Standesdünkel einen Mann umbringen würde, dem er die gefährlichsten

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