Die Rache des glücklichen Mannes
kletterten aufs Dach, um den Schnee herunter
zuschaufeln. Ein Helfer trug die Matratzen zum Auslüf ten auf den Hof.
Unglücklicherweise hieb der Letztere so heftig auf die Matratzen ein, dass der mürbe Bezugsstoff riss und die uralte Spreu auf den Hof rieselte, von dort verteilte sie der winterliche Wirbelwind über die nähere Umgebung. Der Vorfall war Anlass zu einer kleinen Beratung: Man beschloss, neue Schaumgummimatratzen anzuschaffen und sie der Witwe kostenlos zur Verfügung zu stellen. Im Hochgefühl des eigenen Wohlwollens trugen die Männer gleich alle übrigen Matratzen aus dem Haus, schlitzten sie energisch auf und schütteten die Spreu in eine Ecke des Schuppens. Jemand kam auf die Idee, den Bezugsstoff in dünne Streifen zu reißen, da hätte die Witwe gleich eine ordentliche Menge Material zum Teppichweben. Im Sommer könnte sie den Webstuhl in der Arbeitsstube des Pfarrhauses nutzen, sie wäre jederzeit dort willkommen!
Nun wurden Töpfe mit Farbe aus den Autos geholt, man riss in der Stube die Tapete herunter und tünchte anschließend die Wände frisch an. Die Farbroller schmatzten glücklich, auch der Fußboden bekam Kleck se ab, denn man konnte ihn nicht schützen, da die Witwe keine Zeitung hielt. Im Dämmerlicht des Winter tages begannen die Wände hell zu leuchten. Allerdings musste sich die Witwe in die Schlafkammer zu ihrem einäugigen Sohn zurückziehen, denn der Terpentinge ruch legte sich ihr dermaßen auf die asthmatische Brust, dass sie wegen des ständigen Hustens beim Abwaschen nicht die Kaffeetassen halten konnte.
Jaatinen schlenderte in den Kuhstall, wo Propst Roi vas hartnäckig mit dem Eispickel gefrorenen Dung zerhackte und die Stücke mit seinen schwarzen Panti nen in den Mistschuppen schoss wie den Puck beim Eishockey. Die große Tür des Mistschuppens stand sperrangelweit offen, eisige Kälte drang in den Kuhstall. Jaatinen schloss die Tür.
»Mach nicht zu, du siehst doch, dass ich schwitze, und außerdem stinkt es hier. Du behinderst die Hilfsak tion, kannst du dir nicht auch eine Beschäftigung su chen?«, nörgelte Roivas.
Jaatinen öffnete die Tür trotzdem nicht, sondern sag-te, dass die beiden Kühe der Witwe Milchfieber bekom men, wenn sie sich in der Zugluft erkälten.
»Ach so… das habe ich nicht bedacht.« Jaatinen fragte, warum die Witwe nicht Wald verkaufe
und ihr Haus selber in Ordnung bringe. Der Propst erzählte, die Frau besitze keinen ordentlichen Wald, nur dichten Jungwuchs. Die Holzfirmen seien nicht an Geschäften mit ihr interessiert. Schichtholz wäre vor handen, aber das Besitztum der Witwe sei so klein, dass die großen Konzerne den Handel für unvorteilhaft hiel ten, zumal der Sohn keine entsprechenden Waldarbeiten ausführen könne, besonders seit er die Sehschwäche habe.
Jaatinen ließ den Propst an der Tür des Mistschup pens weiterschwitzen. Er selbst ging in den verschneiten Wald und sah sich die Bäume an. Es war in der Tat dichter junger Kiefernbestand, die Stämme bestens geeignet als Stützbalken auf Baustellen. Jaatinen be schloss, die Witwe zu fragen, ob sie ihm fünfzig Kubik meter davon verkaufen würde, da hätte sie für lange Zeit genügend Geld, und der Zustand des Waldes würde sich durch das Auslichten nur verbessern.
Jaatinen kehrte wieder auf den Hof zurück. Dort re parierte er die Winde des Brunnens und nagelte einen neuen Deckel zusammen, er besserte die Stufen vor dem Haus aus und brachte ein Geländer an, damit die geh behinderte Frau nicht jedes Mal ihr Leben riskierte, wenn sie aus der Tür trat. Und dann schaffte er es noch, zum Schutz vor dem Frost hohe Schneewälle bis zu den Fenster aufzutürmen, den Weg vom Hof bis zum Milch-bock freizuschaufeln, den Milchbock, der eingestürzt war, zu reparieren, und schließlich, bevor er hineinging, noch die Tür des Schuppens zu richten; er fertigte aus seinem Gürtel neue Lederscharniere und nagelte sie fest, denn die alten, eisernen waren verrostet und in den Schnee gefallen.
Als sich die Männer zur Abfahrt auf dem Hof versam melten, erkundigte sich Jaatinen bei Roivas, warum man die Witwe und ihren Sohn nicht aufgefordert hatte, ins Altenheim des Kirchdorfes zu ziehen. Roivas mur melte:
»Die Frau Reivilä hat die Aufnahme ja ein paarmal be antragt, aber es war nicht recht möglich, den Antrag zu berücksichtigen. Das Haus ist sowieso voll belegt, und der Junge hat diese Neigung zu Tieren… auch die Frau selbst ist
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