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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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möglicherweise ein bisschen eigenartig. Und sie haben ja hier ihren Hof, aus dem sie etwas machen können, besonders jetzt, da wir gemeinsam gekommen sind und alles gründlich in Ordnung gebracht haben.«
    Als die Rotarier abgefahren waren, saß die Witwe rat-los da. Im Geruch der starken Farben hustete sie ver­ zweifelt vor sich hin. Der Sohn holte einen Eimer Wasser aus dem Brunnen herauf, und das war kein Problem, jetzt, da Jaatinen die Winde repariert hatte, aber im Wasser schwamm Spreu aus den zerrissenen Matratzen, ohne gründliches Filtern ließe sich damit kein Essen kochen. Auf jeden Fall heizten Mutter und Sohn den Ofen, denn der Frost draußen verschärfte sich. Doch sowie der Ofen heiß wurde, mussten sie das Feuer wie­ der löschen, denn die frische Farbe hinter dem Ofen begann brenzlig zu riechen. Die Witwe bekam solche Angst vor einem Wohnungsbrand, dass sie Herztropfen nehmen musste.
    Witwe Reivilä schloss sorgfältig die Türen. Warmes Essen würde es an diesem Sonntag nicht geben. Sie machte für sich und ihren Sohn ein paar belegte Brote zurecht, und die kauten sie zum Tagesabschluss, bis die Zeit des abendlichen Melkens kam. Als die Witwe ihre Kühe gemolken hatte, wollten sie und ihr Sohn schlafen gehen, doch nun merkten sie, dass sie keine Matratzen hatten. Draußen knackte ein strenger Frost, und die beiden saßen in Mänteln auf den Sprungfedern des Bettgestells, bis die Nacht kam, und es drinnen mittler­ weile so kalt war, dass sich das Spreuwasser auf der Herdplatte mit einer dicken Eisschicht überzog. Da blieb Mutter und Sohn nichts weiter übrig, als in den Kuh­ stall zu gehen, doch auch dort war es kaum wärmer, weil Propst Roivas am Tag so intensiv gelüftet hatte. Der Sohn holte die Spreu aus dem Schuppen, die die Män­ ner am Tag dort hineingeschüttet hatten, die Mutter verteilte sie zu beiden Seiten einer der Kühe, und dann legten sich beide dort schlafen; die Kuh war wie eine große, atmende Brandmauer, sie gab Sicherheit in der finsteren Winternacht.
    »Weck aber ja nicht die Mielikki!«
    Am Morgen kam Pyörähtälä, um mit der Witwe das Holzgeschäft abzuschließen, er brachte die neuen Mat­ ratzen mit. Der Ofen konnte wieder geheizt werden, und das Leben im Hause der Reiviläs kam in Gang, beson­ ders, da der Waldverkauf einen tüchtigen Batzen Geld abgeworfen hatte. Noch am selben Tag ging die Witwe mit ihrem Sohn ins Kirchdorf zum Einkaufen, man hatte sie dort zuletzt im vergangenen Herbst gesehen, als sie Preiselbeeren an den Konsum verkauft hatte.
    16
    Jaatinen fuhr zum Flugplatz, schob sein Fahrrad auf­ recht in eine Schneewehe und sah eine Weile zu, wie der große Bagger eine Grube in der gefrorenen Erde aushob. An jener Stelle sollte eine neue Lagerbaracke entstehen. Obwohl es tiefster Winter war, konnte der Bagger nahe­
    zu mühelos den Frostboden aufbrechen, es handelte sich nämlich um trockenen Sandboden, eine Art Heide.
    Jaatinen beobachtete zerstreut, wie gleichmäßiger Sand aus der Schaufel rann, ähnlich wie in einem Stun­ denglas.
    Plötzlich wurde ihm bewusst: Das war Qualitätsware! Jaatinen rief dem Baggerfahrer zu, er solle tiefer gra­
    ben. Die Schaufel stieß in den Boden, Sand und wieder Sand, so schien es endlos weiterzugehen. Der Fahrer wunderte sich, weshalb die Grube so tief werden muss-te, für die leichte Baracke hätte auch weniger genügt.
    »Ich will nur sehen, wie weit diese Sandschicht reicht«, erklärte Jaatinen.
    Nach einer Stunde war die Grube bereits gut sechs Meter tief. Und immer noch die Sandschicht! Jaatinen jubelte. Er ließ den Bagger ans andere Ende des Flug­ platzes fahren, und dort wurde ebenso tief gegraben.
    Gleichfalls Sand!
    Welch ein Schatz! Millionen, ja Milliarden Kubikmeter besten Sandes. Jaatinens Fantasie, die nicht einmal besonders lebhaft war, gaukelte ihm bereits wunderbare Bilder vor: Eine große Betonmischanlage, ja, eine richti­ ge Fabrik erhob sich auf dem Flugplatz. Dort wurden Bauelemente, Brunnenringe, Dränagerohre gegossen, Betonziegel glitten zu Millionen Stück auf Tausende von Stapeln.
    Jaatinen stopfte sich die Tasche seiner Lodenjacke mit Sand voll, sprang auf sein Fahrrad und trampelte ins Kirchdorf, dass das Hinterrad auf der schneebedeck­ ten Straße quietschend durchdrehte. Er rannte in sein Büro, wo Pyörähtälä saß und auf der Rechenmaschine herumtippte.
    »Jetzt machen wir Geld aus Sand. Sowie die Gemeinde die Restsumme für diesen Auftrag bezahlt hat, kaufen wir die

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