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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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erinnerten sich auch an Baumeister Kainulainen, die Vernichtung dieses Mannes, fanden sie, ging allein auf Jaatinens Konto.
    Manchmal kamen die Leute mit diesen Klatschge­ schichten direkt zu Jaatinen. Er reagierte auf solche Aussagen gönnerhaft gelassen und sagte nur:
    »Dies ist erst der Anfang. Die ganze Gemeinde, alle Leute von Kuusmäki, werden noch erleben, mit wem sie sich angelegt haben. Ich zeige es ihnen, und dafür brau­ che ich nicht mal lange.«
    So kam Weihnachten heran.
    Am Heiligabend fuhr Jaatinen mit dem Bagger in den Wald hinter dem Flugplatz und holte sich einen kleinen, hübschen Weihnachtsbaum. Er grub die Fichte mitsamt der Wurzel aus der Erde, schüttelte sie ein wenig in der Baggerschaufel und kehrte dann ins Kirchdorf zurück. Er summte ein fröhliches Weihnachtslied vor sich hin, während er auf seinem schwankenden Gefährt die schneebedeckte Straße entlangfuhr. Vor dem Konsum­ laden im Dorf hielt er an und ging hinein, um sich ein wenig Baumschmuck zu kaufen. Als er wieder heraus­ kam, traf er vor dem Laden auf Frau Leea Rummukai­ nen.
    »Frohe Weihnachten, Leea!«
    »Frohe Weihnachten, Akseli. Und verzeih mir die damaligen…«
    »Was meinst du?«
    »Nun, dass ich gesagt habe, du hättest mich auf der Insel gefangen gehalten… ich hatte solche Angst, dass wir beide erschossen werden… Ich bin keine so schlech­ te Frau, wie du jetzt denkst.«
    Jaatinen winkte ab, das waren alte Geschichten! Frau Leea Rummukainen schob ihm eine kleine Rolle
    zu. Es war ein Weihnachtsgeschenk, aha, ganz zufällig hatte sie also nicht vor dem Laden gestanden. Jaatinen war verwundert, nahm die Mütze ab und bedankte sich. Frau Rummukainen errötete und machte sich dann schnell mit ihrem Tretschlitten auf den Weg. Jaatinen sah ihr nach, sie wirkte merkwürdig füllig in ihrem Mantel. Dann entdeckte er den Grund für ihre Füllig­ keit: Sie war schwanger! Sieh an, hatte Direktor Rum­ mukainen nach dem Herbst also doch noch etwas zu­ stande gebracht. Ein Anflug von Eifersucht trübte Jaa­ tinens Weihnachtsstimmung. Er kletterte ins Fahrer­ haus des Baggers und fuhr auf den Hof der Genossen­ schaftsbank; dort klemmte er sich den Weihnachtsbaum unter den Arm, ging nach oben in seine Wohnung und öffnete das kleine Päckchen von Leea. Es enthielt meh­ rere gute Zigarren. Vortrefflich, wahrhaft vortrefflich! Eine Zigarre kultiviert das Weihnachtsfest eines einsa­ men Mannes auf angenehmste Weise.
    14
    »Diese Gemeinde kriegt von mir so einen Denkzettel, dass ganz Kuusmäki in die Knie geht.«
    Mit diesen Worten eröffnete Jaatinen eines Abends im Januar eine kleine geschlossene Versammlung im Dachgeschoss der Genossenschaftsbank. Außer ihm selbst waren nur Manssila und Pyörähtälä anwesend.
    »Hier ist das Verzeichnis von dreißig Organisationen. Mein Plan ist, dass wir die wichtigsten von ihnen beset-zen. Im kommenden Herbst gibt es Kommunalwahlen, daher diese Offensive. Die Nordische Beton und Lehm wird ihre Tätigkeit in Kuusmäki auch nach Abschluss der jetzigen Arbeiten fortsetzen, ich weiß nur noch nicht, in welcher Form. Aber die Sache kann schwierig werden, wenn wir nicht über die Angelegenheiten der Gemeinde auf dem Laufenden sind, und das wiederum funktioniert am besten, wenn wir in die hiesigen Organisationen eindringen.«
    Manssila und Pyörähtälä waren derselben Meinung. Hinein ins Vereinsleben, bald kam auch die Zeit der Jahresversammlungen!
    Sie begannen, die Organisationen unter sich aufzutei­ len.
    Wie sie feststellten, war Manssila bereits Mitglied der Gemeindevertretung und des Gemeinderates sowie Vorsitzender der Fraktion des linken Bündnisses der DEMOKRATISCHEN UNION. Außerdem war er Vorsit­ zender des örtlichen Gewerkschaftsverbandes. Aber das würde nicht reichen. Jaatinen schlug vor:
    »Kannst du nicht in den Bauernverein eintreten? Du hast ja einen kleinen Hof. Und dem Verein der Unteroffi­ ziere der Reserve kannst du dich bestimmt auch an­ schließen, du bist im Krieg immerhin Sergeant gewesen. Außerdem solltest du auch noch zu den Frontveteranen gehen.«
    »Bei den Unteroffizieren der Reserve nehmen sie mich bestimmt nicht«, meinte Manssila zweifelnd.
    »Laut Statut müssen sie dich nehmen, es ist eine überparteiliche Organisation, zumindest offiziell. Die Tatsache, dass du ein Linker bist, darf sich nicht auswirken. Werd also da Mitglied und versuch, in den Vorstand zu gelangen. Wenn dir noch Zeit bleibt, dann geh auch in den Pferdezüchterverein. Du

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