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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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hast bestimmt mal ein Pferd gehabt?«
    Es stellte sich heraus, dass Manssila bis vor drei Jah­ ren ein Pferd besessen hatte, es vielleicht immer noch besitzen würde, hätte Direktor Rummukainen es nicht als vermeintlichen Elch bei einer Jagd erschossen.
    »Dich, Pyörähtälä, habe ich für den Lions Club von Kuusmäki vorgesehen. Du bist ja immerhin Bürochef, heb das hervor, dann nehmen sie dich auf. Und weil du als Einziger von uns in der Kirche bist und singen kannst, gehst du zu den Proben des Kirchenchores. Du müsstest außerdem noch in den Abstinenzlerverein eintreten, das klappt bestimmt problemlos, wenn du sagst, dass du dir vorgenommen hast, weniger zu sau­ fen. Wenn du erst drinnen bist, dann bemüh dich um Mitgliedschaft im Abstinenzausschuss der Gemeinde. Es kann sich unter Umständen als sehr nützlich erweisen, wenn wir einen offiziell abstinenten Mann in unserer Firma haben.«
    Manssila und Pyörähtälä wollten wissen, welchen Or­ ganisationen Jaatinen selbst beizutreten gedachte.
    »Auf der Liste bleiben auch für mich noch genug wich­ tige Vereine. Ich gehe in den Rotary Club, in den Verein der Reserveoffiziere von Kuusmäki, die lokale Organisa­ tion von ›Rettet die Kinder e. V.‹, die Jagdgesellschaft, und außerdem versuche ich – und es wird auch klappen –, in den Vorstand des Sportvereins von Kuusmäki zu gelangen.«
    Pyörähtälä gab zu bedenken, dass es für Jaatinen schwierig werden dürfte, den Reserveoffizieren beizutre­ ten, denn seines Wissens sei Jaatinen gar kein Offizier, sondern einfacher Soldat.
    »Einigen wir uns doch jetzt hier, dass ich Offizier bin. Leutnant, sagen wir zum Beispiel.«
    »Und die Waffengattung und der Ausbildungsort? Da­ nach fragen sie dich auf jeden Fall«, meinte Manssila.
    »Leutnant der Panzerkräfte, Parola. Ich werde mich an Kavonkulma wenden, er kann mich bei den Reserveoffi­ zieren einführen.«
    Als die Organisationen verteilt waren, schlug Jaatinen vor, dass die Firma Nordischer Beton und Lehm in eine Aktiengesellschaft umgewandelt würde. Zu dritt be­ schlossen sie es, und gleichzeitig wurde Manssila zum Werkmeister ernannt. Pyörähtälä sollte sich um die praktischen Seiten der Firmenumwandlung kümmern.
    15
    Im Februar beschlossen die Rotarier von Kuusmäki, einen Wohltätigkeitseinsatz im Haus der Witwe Reivilä durchzuführen – übrigens jener Witwe, deren Sohn der Kommissar vor reichlich einem Jahr halb blind geprü­ gelt hatte. Kommissar Kavonkulma war »verhindert«, er hatte leider gerade an diesem Sonntag Dienst auf dem Revier. Ansonsten nahmen die Rotarier vollzählig teil, unter ihnen Jaatinen – die Rotarier hatten ihn auf Ka­ vonkulmas Vorschlag hin zum Mitglied berufen.
    Propst Roivas, der Präsident der Rotarier, war gegen die Hilfsaktion gewesen, und zwar deshalb, weil solche Betätigungsformen nicht eigentlich zum Vereinsbild der Rotarier, sondern dem der »Löwen« gehörten, aber man hatte ihn mit dem Hinweis umstimmen können, dass öffentliche Wohltätigkeit billiger sei als heimliche und dass das Ergebnis somit im Vergleich zur aufgewandten Mühe besser sei. Jetzt war man also einträchtig zur Witwe Reivilä unterwegs. Der Haupttrupp legte die paar Kilometer vom Dorf bis zum Hof der Witwe mit dem Auto zurück, und ungefähr fünfzehn Minuten später traf Ingenieur Jaatinen auf dem Fahrrad ein, mit Ohren­ schützern, Fäustlingen aus Hundefell und gefrierendem Atem.
    Man hatte vor, das Haus der Witwe zu renovieren, das in den letzten Jahren recht heruntergekommen war. Logisch, dass die alte Frau ihr Haus nicht allein in Schuss halten konnte, und von dem einäugigen Sohn hatte sie nicht viel Hilfe zu erwarten, sondern höchstens Sorgen.
    Die Witwe hatte für die zwanzig Gäste Kaffee gekocht. Der große Kaffeetisch füllte fast die ganze Stube aus. Die hinkende Frau brachte die Kannen, trug den Männern, die an der Wand saßen, die Tassen hin, bediente alle, so gut sie konnte. Der halb blinde Sohn hockte, erschüttert von der Vielzahl der Gäste, in der Schlafkammer, das übrig gebliebene gesunde Auge funkelte erschrocken aus der Ecke. Die feinfühligen Rotarier sprachen ihn gar nicht erst an, sondern sagten nur:
    »Der junge Mann ist anscheinend ein bisschen schüchtern.«
    Als der Kaffee getrunken war, machten sich die Rota­ rier eifrig an die Arbeit. Einige gingen in den Kuhstall, um den bereits gefrorenen Dung in den Mistschuppen zu schaufeln, andere spalteten Brennholz, und wieder andere

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