Die Rache des glücklichen Mannes
seine eigene Eisenbahn bauen. Als Jäminki von dem Projekt hörte, stieß er eine rotzige Lache aus:
»Ich beantrage seit vierzig Jahren eine Eisenbahn nach Kuusmäki und habe sie nicht gekriegt. Auch Jaa tinens Treiben hat irgendwo eine Grenze, von so einem verrückten Plan habe ich noch nie gehört. Das ganze Unternehmen geht Pleite, und die Männer leisten kos tenlose Arbeit. Jaatinen sollte mal seinen Grips benut zen.«
Abends um zehn Uhr versammelten sich auf dem Flugplatz zwanzig Leute. Die Arbeiter der Nordischen Beton und Lehm hatten also einhellig beschlossen, ge meinsam mit Jaatinen die Trasse zu bauen. Auch ein paar Frauen, die in der Kantine und im Büro beschäftigt waren, kamen zum Flugplatz.
»Wir arbeiten rund um die Uhr, an die Strecke werden Gulaschkanonen gefahren, und jetzt fangen wir sofort an.«
Größere Reden waren nicht erforderlich. Jaatinen kletterte ins Fahrerhaus eines Rodungstraktors, warf den schweren Diesel an und fuhr ans Ende des Flug platzes. Die Männer folgten schweigend. Einige trugen Motorsägen und Äxte, andere zogen von einer großen Trommel ein Kabel ab, mit dem Kraftstrom zur Strecke geführt und die Baulampen gespeist werden konnten. Die Lampen wurden auf Pfähle gesteckt; sie bildeten eine Lichterkette, die am Augustabend leise im Wind schaukelte. Die Motorsägen wurden eingeschaltet, und die ersten großen Bäume fielen, dass es krachte.
Am späteren Abend überließ Jaatinen den Bulldozer einem anderen Fahrer. Er selbst markierte zusammen mit einigen Männern im Schein der Petroleumlampe den Streckenverlauf. Jaatinen bestimmte die grobe Richtung mit dem Kompass. Bäume wurden eingekerbt, anschlie ßend gefällt und beiseite gezogen. Jaatinen schlug an der Linie glatt geschnitzte Stöcke ein. Man verfuhr ziem lich großzügig.
»Ich habe noch nie bei einer so grimmigen Aktion mit gemacht«, sagte jemand, als man um Mitternacht am Lagerfeuer Erbsensuppe aß. »Die Strecke kriegt eine Menge Kurven, wenn sie im Dunkeln abgesteckt wird.«
Manssila sagte, dass man am Morgen noch einmal nachmessen werde. »Zu Beginn kommt es nicht so sehr auf Genauigkeit an.«
Auch Jaatinen kam zum Feuer. Während er Suppe löffelte, erklärte er den Männern:
»Wir müssen uns beeilen, jeden Tag müssen hundert Meter neuer Trasse fertig werden, durchschnittlich. In dieser Nacht müssen wir ungefähr fünfhundert Meter Linie schaffen. Am Morgen lassen wir dann von den Maschinen die Erde ausheben, und im selben Tempo bringen die Lastwagen Dammsand.«
Der Pappteller war leer. Jaatinen rauchte eine Zigaret te und stand dann auf.
»Ich denke, wir gehen wieder an die Arbeit.« Es wurde eine wahrhaft schreckliche Baustelle. Schon
nach einigen Tagen war die Linie auf den gesamten drei Kilometern Länge geöffnet, Bagger hoben die Erde aus, mit Lastwagen wurde die Aufschüttung herangeschafft, und nach einer Woche stampften die Vibrationswalzen mit ihrem ganzen Gewicht den Bahnkörper zu einem festen Untergrund für die Fahrzeuge, die die Schwellen transportierten. Zur gleichen Zeit wurden, vom Flugplatz beginnend, die ersten Schienen gelegt. In einem großen Autokonvoi wurde aus Riihimäki eine Arbeitslok zum Flugplatz geschleppt, wo man sie mit Kränen auf die neuen Schienen hob. Der Arbeitszug wurde mit Beton schwellen und glänzenden Schienen beladen, und dann ratterte er über das fertige Teilstück, um an dessen Ende seine Last abzuwerfen. Von weitem, aus zwei Kilometern Entfernung, waren Detonationen zu hören, dort sprengte Jaatinen einen Felshügel, der der Trasse im Weg stand.
Als die Schienenlegung richtig im Gang war, stellte Jaatinen zusätzlich fünf Facharbeiter aus Riihimäki ein. Die neuen Männer staunten über das enorme Arbeits tempo auf der Baustelle, es erschien ihnen höchst son derbar. Am meisten wunderten sie sich darüber, dass die Einheimischen auch dann mit schweißnassem Rü cken schufteten, wenn Werkmeister Manssila oder Inge nieur Jaatinen außer Sichtweite waren.
Am Abend fuhren die neuen Männer in ihr Quartier im Kirchdorf, aber Jaatinens eigene Leute rackerten weiter, ohne auch nur im Geringsten auf die Uhrzeit zu achten.
Am folgenden Tag bekamen die neuen Männer die Wühlerei satt, sie sagten, es sei heutzutage nicht üblich, bei der Arbeit den letzten Saft aus sich herauszupres sen. Sie schmissen ihr Werkzeug hin und gingen ins Büro, um zu kündigen. Pyörähtälä zahlte sie aus, und sie verließen die Baustelle. Im
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