Die Rache des glücklichen Mannes
fuhren davon. Der Vertreter der Provin zialverwaltung verabschiedete sich ebenfalls, nachdem er Jaatinen die Grüße des Gouverneurs und seiner Gattin ausgerichtet hatte.
Als Letzter machte sich nun Jaatinen mit seinem Fahrrad auf den Weg ins Kirchdorf. Er überholte die Gemeindesekretärin, die zu Fuß wanderte und ihre Handtasche schwenkte. Jaatinen klingelte.
Beide hielten an und standen sich gegenüber. Irene Koponen sah Jaatinen in die Augen, und er starrte zurück. Beide hatten mächtiges Herzklopfen.
Jaatinen schlug der Gemeindesekretärin vor, sie solle sich hinten auf den Gepäckträger setzen, damit sie nicht bis ins Kirchdorf zu Fuß gehen müsse.
»Oder setz dich vorn auf die Stange.« Das mochte sie jedoch nicht tun. Und so begleitete
Jaatinen sie, indem er sein Rad schob. Als auf dem Flugplatz das Pfeifen des Zuges ertönte, suchte die Hand der Gemeindesekretärin die des Ingenieurs.
26
In diesem Herbst festigte die Nordische Beton und Lehm AG endgültig ihre Stellung. Den größten Anteil daran hatte die eigene Eisenbahn: Man war jetzt flexibler und konnte die schwere Ware preiswerter als vorher auf den Markt bringen. Pyörähtälä rechnete aus, dass die Firma drei Jahre lang keine Eisenbahnfracht zu bezahlen brauchte, so lange würde die Amortisation für den Staat dauern.
Nachdem die Bahnstrecke fertig war, nahm Jaatinen wieder eifrig am Vereinsleben von Kuusmäki teil. Man wählte ihn anstelle des weggezogenen Rummukainen zum Vorsitzenden der Reserveoffiziere. Außerdem wurde er Vizevorsitzender der Jagdgesellschaft, und irgendje mand fand sogar, dass sich Ingenieur Jaatinen vielleicht besser zum Präsidenten des Rotary Clubs eigne als Propst Roivas. »Ich will noch nicht, soll Roivas vorläufig Präsident bleiben«, erklärte Jaatinen.
Zum Vorsitz in der Ortsgruppe der Organisation »Ret tet die Kinder e. V.« erklärte sich Jaatinen gern bereit. In dieser Funktion adoptierte er sogleich seine eigenen Kinder und ließ sie auf seinen Namen umschreiben. Leea blieb nichts weiter übrig, als die Lösung zu akzep tieren.
Bevor der Boden gefror, kaufte Jaatinen von der Ge meinde ein Grundstück und baute sich ein Haus. Es wurde aus Beton errichtet, wie auch sonst. Innerhalb von drei Wochen entstand ein schmuckes Anwesen, es stand auf einer Anhöhe an zentraler Stelle im Kirchdorf. Während der Bauarbeiten sahen die Dorfbewohner mit Staunen, dass das Haus dreigeteilt war. Es erhielt einen geräumigen Basisteil, an den zwei gleichgroße Flügel angebaut wurden, einer nach Osten, einer nach Westen. In beide Flügel kamen je ein eigenes Bad und eine eige ne Küche. Als man Jaatinen fragte, warum er unter demselben Dach drei Wohnungen baut, erklärte er:
»Im westlichen Flügel will ich Leea einquartieren, ich selbst wohne in der Mitte, und im östlichen Flügel wird vermutlich eines Tages die Gemeindesekretärin einzie hen. Ich denke nämlich, Irene ist nicht abgeneigt zu kommen.«
Als Irene Koponen von Jaatinens Andeutungen hörte, wurde sie furchtbar wütend; sie empfand den Bau des linken Flügels als Beleidigung. Sie zog keineswegs in Jaatinens Haus ein, und so blieb der linke Flügel des neuen Gebäudes leer.
Im Oktober begann der Kommunalwahlkampf. Jaati nen wurde zum Vorsitzenden der zentralen Wahlkom mission gewählt, denn er genoss große Unterstützung über die Parteigrenzen hinweg. Er selbst kandidierte nicht für die Wahlen, wenngleich er den Wahlkampf sehr ernst nahm.
Jaatinen prüfte sorgfältig die Konstellation auf den Kandidatenlisten. Er schrieb sich die Namen der Kandi daten heraus, die ihm genehm waren. Dann bat er Chefredakteur Itkonen um eine Unterredung:
»Sieh zu, dass diese Kandidaten vor den Wahlen stän dig in deiner Zeitung präsent sind. Die Kandidatur der anderen erwähnst du überhaupt nicht, und Annoncen von Außenstehenden werden auch nicht abgedruckt, nicht für Geld und gute Worte. Aber jedem der Kandida ten, die hier auf meiner Liste stehen, stellst du kostenlos reichlich Spalten zur Verfügung, und ihre Wahlankün digungen bezahle ich. Ist das klar?«
Itkonen war entsetzt. Er warf Jaatinen vor, dass er der journalistischen Arbeit Fesseln anlege.
»Genügt es nicht, dass ich in jeder Nummer deine Firma groß rausstelle, musst du dich auch noch in den Verlauf der Kommunalwahlen einmischen? Du bist ein richtiger Dreckskerl.«
»Du hast Recht, aber trotzdem machen wir es so. Ich brauche eine besondere Gemeindevertretung in dieser
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