Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
schrieb seinen Namen so nachdrücklich un­ ter den Vertrag, dass die Spitze des Federhalters ein paarmal durch das Papier stieß.
    »Die Schienen sind also in Riihimäki? Bringen Sie sie nach Kuusmäki, von dort holen wir sie mit unseren Fahrzeugen ab. Ich muss los«, sagte Jaatinen und brach auf.
    Aus einer Telefonzelle am Bahnhof rief er Pyörähtälä und die Säviä an:
    »Die Produktionsrichtung wird noch heute geändert. Wir gießen schwere Ware, solche, über die schon Verträ­ ge vorliegen. Wir machen WC-Fertigelemente und diese Küchen, die sind zwar erst zum nächsten Sommer vor­ gesehen, aber wir fangen schon jetzt damit an. Keinen einzigen Brunnenring und keine Betonziegel mehr. Wir können uns jetzt nicht mit Kleinkram abgeben.«
    »Bist du betrunken? Wie kriegen wir das Zeug hier weg, so schwere Ware darf man ja nicht auf Tiefladern transportieren.«
    »Ich komme noch heute zurück. Wir werden die Ei­ senbahn selber bauen.«
    25
    Unmittelbar nach seiner Ankunft in Kuusmäki rief Jaatinen die gesamte Belegschaft zusammen. Die Män­ ner erschienen neugierig in der Kantine, sie wussten, dass Jaatinen in Helsinki für die Firma Verhandlungen geführt hatte, mehr aber auch nicht. Im Kirchdorf kur­ sierten allerdings schon seit mehreren Wochen Gerüch­ te, dass die Firma in Schwierigkeiten steckte.
    »Ich habe in Helsinki mit den Herren von der Eisen­ bahndirektion den Bau einer eigenen Bahnstrecke hier nach Kuusmäki, zu unserer Fabrik, vereinbart«, ver­ kündete Jaatinen. »Laut diesem Vertrag baut die Eisen­ bahndirektion die Weiche und stellt uns die Schienen zur Verfügung, wir bauen die Trasse.«
    Lärm brandete auf. Eine eigene Bahn? War Jaatinen größenwahnsinnig geworden? Dieser Zweifel schien angebracht.
    Pyörähtälä erzählte seine traurige Geschichte von der wirtschaftlichen Lage der Firma. Niemand hatte etwas hinzuzufügen, die Zahlen sprachen für sich.
    Die Ökonomin Säviä ergriff das Wort. Sie hatte gute Nachrichten:
    »Ich habe mehr als siebenhundert Fertig-WCs und Bäder mit kurzer Lieferfrist nach Polen verkauft. Für den finnischen Markt produzieren wir laufend schwere Bauelemente. Mit Österreich ist ein Vorvertrag über die Lieferung von zweihundert Alpenküchen abgeschlossen worden. Alle diese Produkte sind jedoch so schwer, dass es unrentabel ist, sie mit Tiefladern auf den Markt zu schaffen, es wird zu teuer. Die Eisenbahn ist unerläss­ lich.«
    »Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder wir bauen eine eigene Bahn, oder wir lassen die Fabrik mit halber Kraft laufen, und die Hälfte der Leute wird entlassen. Die dritte Möglichkeit ist der Konkurs. Für den Bau der Trasse bleiben uns anderthalb Monate Zeit, dann ist die schwere Ware zur Auslieferung fertig. Wir haben also nur wenig Spielraum, was machen wir?«
    So redete Jaatinen. Und er fügte noch hinzu: »Falls wir die Bahn bauen, muss jeder von euch ausnahms­ weise Sechzehnstundentage machen, auch an Sonn-und Feiertagen, anderthalb Monate lang. Die Banken geben uns keinen Kredit für den Bau der Bahn, mit anderen Worten, wir müssen es aus eigener Kraft schaf­ fen. Wir können ein bisschen vom Betriebskapital lei-hen, aber der Bau verschlingt eine Menge Geld, auch wenn die Schienen und die Weiche von der Eisenbahn­ direktion beigesteuert werden.«
    Der Gedanke an eine eigene Eisenbahn erschien den Leuten so ungeheuerlich, dass sie zunächst unfähig waren, dazu Stellung zu nehmen. War ein so großes Bauvorhaben überhaupt durchführbar? Die Gemeinde beantragte seit den dreißiger Jahren den Bau einer Strecke ins Zentrum von Kuusmäki, immer wieder wurde auf den Gemeindevertreterversammlungen sehn­ süchtig davon gesprochen, doch bisher hatte sich die Eisenbahndirektion nie für die Strecke interessiert. Und jetzt war der Bau plötzlich Realität, stand auf der Tages­ ordnung. Eine eigene Eisenbahn nach Kuusmäki!
    Jaatinen schlug vor, dass alle nach Hause gehen und sich die Sache überlegen sollten. Jeder sollte selbst entscheiden, ob er bei dem waghalsigen Vorhaben mit­ machte oder sich heraushielt.
    »Wir versammeln uns heute Abend um zehn Uhr hier auf dem Flugplatz. Diejenigen, die mitmachen wollen, kommen her, wer aber den Bau der Strecke nicht unter­ stützen will, kann schlafen gehen.«
    Die Versammlung löste sich auf. Die Neuigkeit vom Bahnstreckenbau verbreitete sich schnell im Kirchdorf. Die Leute schüttelten die Köpfe, es hieß, oh weh, jetzt ist der Jaatinen übergeschnappt, will sich auch noch

Weitere Kostenlose Bücher