Die Rache des glücklichen Mannes
Gehen sagten sie noch:
»So eine verrückte Baustelle, also ehrlich!« Die Kunde von Jaatinens Eisenbahnbau verbreitete
sich schnell. Neugierige besuchten die Baustelle, verein zelt erschienen auch Journalisten, schossen Fotos und fragten Jaatinen und seine Männer nach den Arbeiten aus. Die Einheimischen verfolgten ungläubig die neue, gewaltige Aktion, sie konnten sich nicht einmal darüber freuen, dass Kuusmäki nun doch noch seine eigene Eisenbahn bekam. Viele prophezeiten, dass das Vorha ben an seiner eigenen Unmöglichkeit scheitern werde.
»Der hält sich schon für ebenso mächtig wie der Staat, will sich seine eigene Eisenbahn bauen!«
Auch Jaatinens Hauptgeldgeber bekam einen Wink. Ende August erschienen zwei Abgesandte der Bank an der Trasse. Sie gingen über die Kieswälle und beklagten die zerstörte Landschaft.
Schließlich trafen sie auf Jaatinen und Pyörähtälä. Jaatinen fuhr den Bulldozer, Pyörähtälä leitete von der Arbeitslok aus die Mannschaft an.
Als Jaatinen seine Gäste entdeckte, hielt er die heiße Maschine an und sprang müde herunter.
»Sie wollen mir wohl Geld bringen?«, fragte er knapp. »Es hat sich bis nach Helsinki herumgesprochen,
dass Sie eine neue Arbeit angefangen haben. Wir wollten uns die Sache mal ansehen, das ist ja wohl erlaubt. Wir dachten, das Ganze sei nur ein Gerücht, aber es scheint, als würden Sie tatsächlich eine Bahnstrecke bauen.«
Der zweite Mann sagte:
»Bei uns in der Bank hielten wir Sie bisher für einen Mann der Industrie. Was hat das hier eigentlich zu bedeuten?«
»Ich baue ein paar Kilometer Eisenbahn, damit ich den Transport in den Griff bekomme, das ist alles. Die Fabrik läuft weiter, meine Ökonomin kann Ihnen die Lager mit der fertigen Ware zeigen. Diese Baustelle hat die Produktion nicht zum Stillstand gebracht.«
Die beiden Bankvertreter machten vorsichtige Schritte auf dem Bahndamm, einer von ihnen sagte nachdrück lich:
»Dies ist ein riesiges Bauvorhaben. Sie müssen ver stehen, dass wir als Ihr größter Geldgeber besorgt sind. Ich kann Ihnen sagen, dass uns eine solche Unterneh mensführung noch nicht begegnet ist. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, sich eine Bahnstrecke zu bauen, höchstens eine Stichbahn. Ich muss mit Bedau ern feststellen, dass wir Ihnen gegenüber zu gutgläubig gewesen sind. Und leider müssen wir Ihr Unternehmen einer kleinen Prüfung unterziehen, diese mündliche Aussage allein reicht nicht aus, dass wir Ihnen unsere Kredite weiter überlassen können. Sie verstehen wohl, was ich meine?«
»Eine Betriebsprüfung… und falls das Ergebnis nega tiv ist, dann kündigen Sie die Kredite.«
»Ja… offen gesagt, wir sehen uns gezwungen, uns ein Bild vom gegenwärtigen Stand der Nordischen Beton und Lehm AG zu machen. Bedenken Sie, dass Sie haupt sächlich mit Schuldkapital arbeiten, und wenn etwas passiert, geraten wir in eine schwierige Lage.«
»Also gut. Kommen Sie in zwei Monaten zur Prüfung oder schicken Sie einen Konsulenten. Jetzt im Moment habe ich nämlich keine Zeit, ich muss erst diese Bahn strecke fertig bauen und den Transport organisieren.«
»Sagen Sie mal, Direktor Jaatinen, finden Sie es denn vernünftig, dass Sie auch selbst auf der Baustelle sind und nicht in Ihrem Büro sitzen? Die laufenden Angele genheiten werden vermutlich vernachlässigt.«
»Die Firma arbeitet jetzt hier… und ich pflege immer da zu sein, wo am meisten zu tun ist. Nachts sitze ich im Büro und diktiere Briefe. Das Direktionsbüro hat derzeit nachts geöffnet.«
Die Bankvertreter fuhren ab. Nach zwei Monaten er schienen die Betriebsprüfer. Sie blieben eine Woche in Kuusmäki, befragten die Arbeiter, prüften die Buchfüh rung, den Kassenstand, die Produktion, steckten ihre Nase in jede Ecke. Die Bahnstrecke war zu dem Zeit punkt bereits fertig, dreimal in der Woche kam ein Güterzug und holte die Produkte der Fabrik von der Verladerampe ab. Der Bericht der Prüfer fiel hinsichtlich des Unternehmensbildes der Nordischen Beton und Lehm AG außerordentlich positiv aus, doch in ihrem Schlusssatz beklagten sie: »Das Unternehmen basiert auf einer risikohaften ökonomischen Denkweise, und es hat nicht den Anschein, als wäre die Unternehmenslei tung gewillt, sich die modernen Führungsprinzipien zu Eigen zu machen. Die Beschäftigten schauen geradezu sklavisch zu ihrem Arbeitgeber auf, und es ist kaum anzunehmen, dass der Besitz einiger kleiner Anteile an der Fabrik sie dazu
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