Die Rache des glücklichen Mannes
Kommune, und deine journalistische Ethik fällt da nicht ins Gewicht.«
Itkonen sah sich Jaatinens Liste an. »Wo steht Jäminkis Name? Er ist immerhin der Vor
sitzende der jetzigen Gemeindevertretung.« »In diesen Wahlen wird von Jäminki keine Rede sein.
Er wird nicht in die Gemeindevertretung gewählt, das steht unumstößlich fest.«
Zähneknirschend gab Itkonen nach. Er gab sogar so weit nach, dass er von jedem Kandidaten Jaatinens Plakate druckte und bis in die entlegensten Dörfer fuhr, um sie an Scheunen und Milchböcke zu kleben. Die Lokalzeitung war voll von Interviews mit Jaatinens auserwählten Kandidaten, die anderen wurden gar nicht erwähnt.
Inzwischen nahm Jaatinen Kontakt zu seinen bevor zugten Kandidaten auf. Er erklärte ihnen offen, dass er sie im Wahlkampf unterstütze, und gab ihnen zu ver stehen, was das für die Zeit nach den Wahlen bedeute. Nur zwei Kandidaten verweigerten die Zusammenarbeit nach den Wahlen, und Jaatinen strich sie ohne viel Federlesens von seiner Liste. Die entsprechenden Plaka te verschwanden umgehend aus der Landschaft, und die Namen der Männer wurden nicht mehr in der Lokalzei tung abgedruckt. Und sie wurden auch nicht in die Gemeindevertretung gewählt.
Eine Woche vor den Wahlen drangen Jaatinens Aktivi täten an die Öffentlichkeit. Man begann in der Gemeinde von »Jaatinens Wahlen« zu reden. In der Lokalzeitung erschien daraufhin ein kurzer Artikel, in dem Jaatinen auf die Gerüchte einging: »Die Bürger von Kuusmäki wählen in freien, gleichen und allgemeinen Wahlen ihre Kandidaten in die Gemeindevertretung. Ich für meinen Teil leiste Wahlarbeit über die Parteigrenzen hinweg und an ihnen vorbei, doch das bedeutet lediglich, dass ich als ortsansässiger Unternehmer solche Personen unter stütze, auf deren Fähigkeit und Tüchtigkeit ich absolut vertraue. Jaatinen.«
Dann endete der Wahlkampf, die eigentlichen Wahlen begannen. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der zentralen Wahlkommission saß Jaatinen im Wahllokal des Kirchdorfes hinter dem Tisch. Er sah jedem, der zur Abstimmung kam, in die Augen, und so manche einfa che Frau knickste vor ihm. Jemand fragte sogar, ehe er in die Kabine ging:
»War die Nummer 16 einer von den Kandidaten, die Sie billigen?«
Als Propst Roivas im Wahllokal erschien, verweigerte Jaatinen ihm den Stimmzettel. Es stellte sich heraus, dass Roivas aus irgendeinem Grunde nicht in der Wäh lerliste eingetragen war.
»Was soll das bedeuten?«, murrte der Propst. »Ich habe immerhin das Wahlrecht.«
»Nicht in diesen Wahlen. Ich bedaure, aber aufgrund eines Fehlers ist dein Name aus der Wählerliste gefallen, deshalb kann ich dir keinen Stimmzettel geben. Wo der Fehler passiert ist, weiß ich nicht, aber nach dem Gesetz kannst du jetzt nicht abstimmen. Bei den nächsten Wahlen dann wieder, nachdem der Fehler korrigiert worden ist.«
»Du hast selber in der Wählerliste herumgeschmiert«, äußerte Roivas missmutig seine Zweifel.
»Manche taufen keine Kinder und wählen auch nicht, so liegen nun mal die Dinge. Beschwer dich bei der Provinzialverwaltung, oder ruf meinetwegen den Bischof an.«
Roivas verließ wütend das Wahllokal. Im Dorf beklagte man den Vorfall: »Der Ingenieur fühlt
sich jetzt stark, weil er eine eigene Fabrik hat. Und seine eigene Eisenbahn. Er hat nicht mal den Propst abstim men lassen.«
Am Abend des zweiten Wahltages schloss Jaatinen genau zur festgesetzten Zeit die Türen des Wahllokals. Er schüttete den Inhalt der Wahlurne auf den Tisch, und man begann, die Stimmen auszuzählen. Die Sekre tärin der Wahlkommission, Irene Koponen, machte sich bereit, die Ergebnisse zu notieren, die Mitglieder der Wahlkommission zählten, Jaatinen überwachte den Vorgang.
Nach zwei Stunden waren die Stimmen ausgezählt. Die Ergebnisse aus den anderen Wahllokalen hatte man bereits vorher telefonisch erfahren. Je weiter die Stim menauszählung vorangeschritten war, desto zufriedener hatte Jaatinen gewirkt. Besonders interessierte er sich für die Anzahl der Stimmen, die Bauer Jäminki erhalten hatte. Auf Jäminki entfielen in diesen Wahlen insgesamt zweiundzwanzig Stimmen. Mit einem so geringen Ergeb nis kam der Bauer nicht in die Gemeindevertretung von Kuusmäki.
»Jäminki scheint herausgefallen zu sein. Wie viele Stimmen hatte er bei den letzten Kommunalwahlen?«
»Über sechstausend.«
Mehr als sechzig der Stimmzettel mussten für ungül tig erklärt werden. Auf manchen war keine
Weitere Kostenlose Bücher