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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sagte ich leichthin. »Jedenfalls teilweise. Mantegna hatte damit zu tun, nicht wahr? Aber den konnte ich bisher nicht fragen.«
    »Er ist jetzt Eminenz und vielbeschäftigt.« Zamora preßte die Lippen zusammen. »Vielbeschäftigt, ja, nicht zu sprechen für solche wie uns. Ein feistes Schwein.«
    »Ein feistes frommes Schwein. Was ich aber nicht weiß - woher hatte er den Befehl?«
    Zamora blähte die Wangen auf. »Keine Ahnung. Es war Medici-Geld, glaube ich. Kam von weit oben. Aber warum willst du das wissen, nach all den Jahren?«
    Die alte Frau erschien mit zwei Krügen und zwei Bechern, stellte sie neben mich und watschelte zurück zur Küche. Ich sah mich nach Caonabo um. Er stand zwischen der Eingangstür
und der Treppe zur Balustrade des oberen Stockwerks, im Schatten, ließ die Arme hängen und machte ein ausdrucksloses Gesicht.
    »He, warum?« Zamoras Stimme klang nun schärfer.
    »Alonso Zamora«, sagte ich halblaut, »Lukas Haspacher, Giambattista Piranesi, Jérôme de Castelbajac. Vier große Raubtiere. Ich heiße Jaime - auf Spanisch, auf Deutsch Jakob. Jakob Spengler. Georg Spengler war mein Vater.«
    Zamora nickte leicht; er schien nicht überrascht. Mit der Eisenhand schob er Buch, Feder und Tinte weit nach links.
    »Wo warst du, damals?« sagte er.
    »Im Wald, oberhalb des Dorfs. Ich habe Schüsse gehört und dann alles gesehen. Und ehe ich sterbe, will ich wissen, warum das alles geschehen ist. Was hat mein Vater getan?«
    Zamora rümpfte die Nase. »Er hat für die falsche Seite Geld verteilt, für den Franzosen. Und später wollten die Geldgeber nichts mehr davon wissen. Reicht dir das - vor dem Sterben, meine ich? Wann, übrigens, hast du das vor? Zu sterben?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwann erwischt es jeden. Vielleicht heute, vielleicht in fünfzig Jahren, wer kann das denn sagen?«
    »Was ist mit den anderen? Haspacher und den übrigen?«
    Ich langte nach einem der Krüge und goß Wein in einen Becher.
    »Haspacher habe ich bei Heilbronn getötet, vor fünf Jahren. Piranesi vor drei Jahren in Rom, beim sacco . Castelbajac in Wien, als die Belagerung zu Ende war.«
    Zamora grinste. »Und jetzt willst du mich erledigen, ja? Wie? Wann?«
    »Laß uns etwas anderes erörtern.«
    »Was denn noch?«

    Ich nahm den Becher, trank aber noch nicht. »Straßburg«, sagte ich. »Der Mann war mein bester Freund, und die Frau wollte ich heiraten. Und ich war entschlossen, dich deswegen nicht mehr zu verfolgen.«
    »Das wäre schade gewesen, nicht wahr? Wo wir doch so angeregt plaudern. Wann und wie willst du’s haben?«
    Ich ließ den Becher los und drehte die Handfläche nach oben. »Heute abend, morgen, mit dem Degen, vor der Stadt, ganz wie es dir gefällt.«
    Er kratzte sich mit der Rechten den Kopf, dann den Nakken. »Ziemlich sicher scheinst du zu sein. Aber, weißt du, meine Zeit ist noch nicht gekommen.«
    Ehe ich eine Bewegung machen konnte, sauste seine rechte Hand auf den Tisch herab. In ihr steckte ein dünnes Messer mit dünnem Griff; und dann steckte die Klinge in meiner Handfläche und nagelte sie auf den Tisch.
    Zamora betrachtete mich mit einem gehässigen Grinsen. Dabei nestelte er an seinem Hals und zog eine schmale Lederscheide, die an einem Lederband hing, von hinten nach vorn.
    Ich biß auf die Zähne, um nicht laut zu brüllen. Vor Zorn, nicht vor Schmerz. Die Hand schmerzte scheußlich, aber die Wut war schlimmer. Ärger, Zorn, Haß auf mich selbst und meinen Leichtsinn.
    »Tölpel«, krächzte ich mühsam.
    »Selbstgespräche führen zu nichts.« Zamora stand auf und zog den Degen. »Und Gespräche zwischen uns wollen wir doch jetzt überflüssig machen.«
    Er winkelte den Arm an, zum Stoß. Hinter ihm tauchte ein Schatten auf. Caonabo hatte keine Waffe. Er ließ die rechte Faust auf Zamoras Schwertarm krachen und stieß ihm die linke in die Nieren. Der Degen fiel auf die Tischplatte. Zamora
taumelte vornüber. Die Strähnen hingen fast bis auf die Klinge. Ehe er sich aufrichten konnte, packte ich mit der Linken seine Haare und riß ihn auf meine Hand herunter. Auf den dünnen Griff seines Messers.
    Er blieb auf dem Tisch liegen; vielleicht hat er noch einmal gezuckt. Etwas Warmes rieselte, rann, floß über meine wunde Hand. Das Auge. Hirn. Blut.
     
    Die Amtsleute brachten den Leichnam fort. Caonabo verband meine Hand, während ich dem herbeigerufenen Gerichtsschreiber mehr oder minder wahrheitsgemäß Auskunft gab. Als ich fertig war, räusperte er sich.
    »Es wird kein

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