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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Armbrust.
    »Brüder in Christo«, sagte er, »sind wir denn Wegelagerer, oder sind wir Streiter für Gottes Reich auf Erden? Wer wird Fremde töten, ehe er gehört hat, was sie zu sagen haben? Macht Platz!«
    Die anderen wichen zur Seite; ich glaubte, in einigen Gesichtern etwas wie Erleichterung zu sehen.
    »Misch dich nicht ein, Schrat«, sagte der Reiter. »Ich habe hier den Befehl.«
    »Niemand befiehlt Christi Streitern, ohne von ihnen gewählt zu sein. Und niemand stirbt, ohne sein Leben gerechtfertigt zu haben. Wer seid ihr, woher kommt ihr, was wollt ihr hier?«
    »Ein Krieger und« - Jorgo wies mit dem Daumen auf mich -»ein Spielmann. Wir kommen von jenseits des Rheins. Wir wollen euch helfen, wir wollen uns euch anschließen.«
    »Das mag so sein, vielleicht ist es aber auch anders.« Der
Riese kniff ein Auge zu. »Warum wollt ihr uns helfen, und wie?«
    »Müssen wir das hier bereden?« sagte Jorgo. »Im Sitzen, an einem Feuer, redet sich besser.«
    Einige der Männer nickten, andere murmelten etwas, das wie Zustimmung klang. Der Reiter spuckte aus und trieb sein Pferd zur Seite, in den Wald. Der Riese musterte uns noch ein paar Augenblicke lang, dann sagte er: »Folgt mir.«
    Wenige hundert Schritte entfernt vom Weg kamen wir zu zwei verlassenen Köhlerhütten - verlassen, ehe die Bauern sie übernommen hatten. Notdürftige Unterkunft für einige der Männer; die meisten mußten wohl im Wald schlafen, und einige hatten sich Höhlungen in die alten Meiler gewühlt.
    Vor einer der Hütten brannte ein Feuer, gehütet und geschürt von vier Männern, die nun langsam, sichtlich widerwillig aufstanden, um anderen Platz zu machen und deren Aufgaben am Weg zu übernehmen.
    »Rechnet ihr mit vielen Reisenden?« sagte Jorgo.
    Der Riese hob die Schultern. »Wer rechnet, verrechnet sich leicht; euch haben wir … genommen, ohne mit euch gerechnet zu haben. Wer seid ihr, und was wollt ihr wirklich?« Dann wies er auf das Feuer und setzte hinzu: »Steigt ab.« Wie nebenher betrachtete er unsere Sättel, die Stiefel, die sichtbaren Teile der Ausrüstung.
    Ich schaute mich um. Wir waren immer noch umgeben von Lanzen und Sensen, Flucht schien mir unmöglich. Jorgo schüttelte kaum merklich den Kopf, stieg ab und wickelte die Zügel seines Pferds um einen tiefhängenden kahlen Ast.
    Wir hatten uns eben erst auf Klötze am Feuer gesetzt, als der unfreundliche junge Reiter erschien, absprang und einem der Bauern die Zügel zuwarf.

    »Ich will hören, welche Art Lügen ihr erzählt«, sagte er, »und dafür sorgen, daß sie nicht geglaubt werden.«
    Der Riese knurrte leise, sagte jedoch nichts.
    »Er ist Spielmann«, sagte Jorgo, »ich bin Krieger. Beide sind wir ohne Dienst und ohne Herrn. Das ist, in diesen Zeiten, vielleicht gut, wenn man weit fort ist, aber hier, im Reich, ein schlechter Zustand. Und da die letzten Herren, denen wir gedient haben, nichts waren als adlige Schurken, dachten wir, es wäre nicht schlecht, unser Glück bei denen zu suchen, die keines haben. Es könnte sein, daß wir es gemeinsam schneller finden.«
    Der abgesessene Reiter war auf der anderen Seite des Feuers stehengeblieben und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Glück?« sagte er. »Ich glaube, ihr seid unterwegs, um euch irgendwo zu verdingen, und jetzt erzählt ihr etwas anderes, um euren Hals zu retten und uns Sand in die Augen zu streuen.« Er warf den Kopf in den Nacken, daß beinahe der teure, weiche Hut abgefallen wäre.
    »Du wirst es wissen«, sagte ich. »Unterm Schnee ist vielleicht irgendwo Sand, wenn du ihn nicht aufgebraucht hast, als du deinen Hals retten wolltest - Fürstensöhnchen.«
    Der Riese grinste, und einige der anderen Männer lachten mehr oder minder offen. Einer sagte etwas, das mit »Herr Leopold« begann - das war offenbar der junge Reiter - und in einem fast unverständlichen Genäsel endete. Immerhin konnte ich den Fetzen, die ich halbwegs begriff, entnehmen, daß Leopold der vierte Sohn eines kleinen Grafen sei, der sich den Bauern angeschlossen habe, um sich an den älteren Brüdern schadlos zu halten, die ihn aus der Burg gedrängt hatten.
    »Habt ihr verstanden?« sagte der Riese an Jorgo und mich gewandt. »Sie reden alle so, wie man in ihren Dörfern eben
redet, nicht so, daß man zwei Meilen weiter noch etwas verstehen kann.«
    »Ich habe verstanden«, sagte Jorgo, »daß er euch etwas vorgelogen hat und bei euch bleiben konnte. Was ist mit uns?«
    Leopold reckte das Kinn. »Sie haben

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