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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zusammenbringst, denen sie ›etwas Teures genommen haben‹, wie du sagst, hättest du ein Heer.«
    »Bis ich das zusammengesucht habe - was kannst du mir von ihnen sagen?«
    Karl nahm die Blätter wieder an sich und suchte das des Wiesels heraus. »Piranesi«, sagte er; dabei ließ er die Mundwinkel sacken. »Ihm bin ich vor zwölf, ah, bald dreizehn Jahren begegnet, im Jahre des Herrn fünfzehn-zwölf. Sagt dir Prato etwas?«
    Jorgo seufzte. »Die Gefilde der Hölle«, murmelte er.
    »Warst du auch dort?« sagte Karl.
    »In der Nähe.«
    »Mir sagt es nichts, außer daß es eine Stadt ist. In Ita - lien.«
    Karl faltete die Hände auf dem Tisch. »Es gab immer Krieg da, in Italien; zuerst Frankreich, Spanien, der Papst, das Reich und England gegen Venedig, dann der Papst, Spanien und Venedig gegen Frankreich. Sie haben die Franzosen besiegt und ihre Truppen die Stadt Prato plündern lassen. Es heißt, dabei sind in zwei oder drei Tagen fünfzigtausend gefoltert, geschändet und gemetzelt worden.«
    »Ich war bei einer venezianischen Truppe«, sagte Jorgo, »etwas außerhalb, an der Straße nach Pistoia und Lucca. Ich habe nur davon gehört und hinterher die … Reste gesehen.«

    »Wie bist du danach eigentlich Sklave geworden? Nebenher gefragt?« sagte Karl.
    »Immer noch Venedig. Ein Schiff mit Söldnern, zur Ablösung von Truppen auf Kreta. Aufgebracht von tunesischen Korsaren, und als Kriegsgefangener auf den Sklavenmarkt. Reicht? Gut. Also, wo warst du in Prato?«
    »Ich«, sagte Karl, »war bei den Päpstlichen. Ich glaube, damals habe ich zum ersten Mal daran gedacht, der entsetzlichen kostbaren Welt den Rücken zu kehren. Es hat dann aber noch gedauert. Piranesi - bei einem anderen päpstlichen Fähnlein - hat den Männern das Gemächt und den Frauen eine Brust abgeschnitten.« Er machte eine kurze Pause. »Vor dem Töten«, setzte er dann hinzu. »Hunderte waren es, von beidem, und die Körbe haben tagelang in der Nähe unseres Quartiers gestanden und gestunken. Er war, oder ist, auch einer der härtesten Zweikämpfer, von denen ich je gehört habe; seine Gefährten sagten, er habe mehr als zwei Dutzend Gegner im Duell getötet, alle Soldaten, alle nicht im Krieg, sondern wegen irgendwelcher Streitigkeiten. Du solltest dich vorsehen.«
    »Das werde ich. Weißt du, wo er heute ist?«
    Karl zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, in Italien; ich weiß es aber nicht.«
    »Und der da?« Ich klopfte auf das Bild des Bären Haspacher.
    »Von dem weiß ich nur den Vornamen - Lukas. Da gibt es ähnliche Geschichten wie über Piranesi; ein harter Bursche. Er ist angeblich nicht weit von hier gesehen worden, irgendwo im Fränkischen. Es heißt, er hätte im Zweikampf den Sohn irgendeines Fürsten getötet; angeblich ist er jetzt von den Adligen gebannt und kann sich nicht mehr bei ihnen
als Söldner verdingen. - Aber sag, was hat einer wie du mit denen zu schaffen?«
     
    Zwei Namen. Ich schrieb sie nicht nieder; wie hätte ich sie je vergessen können? Giambattista Piranesi. Lukas Haspacher. Außerdem Alonso der Moloch und der französische Falke. Ich hoffte, irgendwie ins Fränkische reiten zu können, um Haspacher zu suchen, sobald ich frei war, und vielleicht, dachte ich, würde es mir in den nächsten Monaten gelingen, auch die beiden anderen Namen zu erfahren. Und die Orte, wo ich die Männer suchen könnte.
     
    Karl und Jorgo waren mit ihren Erlesenen ein paar Tage verschwunden.
    Die »Erlesenen« waren die besten der Bauern und Knechte, die die beiden den Winter über ausgebildet hatten. Nicht alle waren von Anfang an im Lager gewesen; immer wieder gingen Männer zu ihren Familien, und wenn sie zurückkamen, brachten sie meistens neue Leute mit. Auch aus der weiteren Umgebung kamen Bauern, daneben sogar etliche junge Männer - oft Handwerksgesellen, aber mehr Vogelfreie, entlaufene Diebe und anderes Treibgut - aus den kleineren Städten.
    In gewisser Weise diente meine Arbeit, das Sammeln und Schreiben, der Vorbereitung von Recht und Frieden; Karl und Jorgo bereiteten den Krieg vor, der das Unrecht beenden sollte. Sie brachten den Bauern bei, mit Schwert, Pike und Spieß umzugehen, Reihen zu bilden und auf bestimmte Befehle hin vorzurücken, zurückzuweichen, als Gruppe zu schwenken oder sich seitwärts abzusetzen.
    Die Erlesenen waren jene, die sich mit schwierigeren Waffen am besten bewährt hatten: Bogen und Armbrust. Eigentlich
galten sie als veraltet, aber die Bauern, von denen sich einige mit dem

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