Die Rache des Marquis
immer noch ein bißchen zu beherrscht wirkte. »Wenn Sie nicht endlich etwas Mitgefühl und Verständnis für mich zeigen, schreie ich.«
»Sie schreien ohnehin schon«, konterte er grinsend.
Sie atmete tief durch und entschloß sich zu einer anderen Taktik. »Diese schrecklichen Männer haben alles zerstört. Gerade war das schöne Heim meines Bruders renoviert worden – und da mußten sie es ruinieren. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie enttäuscht Nathan sein wird, wenn er das erfährt. Oh, hören Sie auf, mich so anzustarren, Caine! Es ist mir egal, ob Sie mir glauben oder nicht.«
»Aber Jade …«
»Reden Sie nicht mit mir!«
»Offenbar hast du die Kontrolle über diese Diskussion verloren, Caine«, meinte Lyon.
»Die hatte ich nie. Jade, wir müssen miteinander sprechen. Ja«, fügte er hastig hinzu, als sie ihn unterbrechen wollte, »ich weiß. Sie haben viel durchgemacht. Das will ich berücksichtigen.«
Er glaubte, seine sanfte Stimme würde sie beruhigen. Aber dann sah er ihre gerunzelte Stirn und wußte, daß seine Bemühungen fehlgeschlagen waren. »Warum müssen Sie immer so herablassend tun?« zischte sie.
Caine wandte sich zu Lyon. »Findest du mich herablassend?«
Lyon zuckte die Achseln, und Christina nickte. »Wenn Jade diesen Eindruck gewonnen hat, muß wohl was dran sein.«
»Sie behandeln mich wie eine Schwachsinnige, Caine!« jammerte Jade. »Nicht wahr, Christina?«
»Da Sie meine Freundin sind, stimme ich Ihnen natürlich zu«, antwortete die Hausherrin.
»Danke. Ich bin kein Kind mehr, Caine.«
»Das ist mir bereits aufgefallen.«
Sein träges Grinsen brachte sie in Wut, und sie fürchtete, ihm gegenüber an Boden zu verlieren, während sie vergeblich versuchte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. »Wissen Sie, was am schlimmsten war? Diese Männer zündeten die schöne Kutsche meines Bruders an.«
»Und das war am schlimmsten?«
»Zufällig saß ich drin, Sir!«
Er schüttelte den Kopf. »Soll ich Ihnen tatsächlich glauben, daß Sie im Wagen waren, als er Feuer fing?«
Jade sprang auf, stemmte die Hände in die Hüften und kreischte: »Er fing Feuer, er wurde in Brand gesteckt …« Zerknirscht drehte sie sich zu den Gastgebern um. »Bitte, verzeihen Sie meine mangelnde Selbstbeherrschung. Normalerweise schreie ich nicht so.« Sie setzte sich wieder und schloß die Augen. »Es kümmert mich nicht, was er glaubt. Heute nacht kann ich nicht darüber reden. Ich bin zu verzweifelt, Caine. Sie müssen bis morgen warten, ehe Sie mir weitere Fragen stellen.«
Er gab es auf. Diese Frau hatte wirklich eine dramatische Begabung. Jetzt legte sie eine Hand an die Stirn und seufzte abgrundtief. Im Augenblick war es unmöglich, vernünftig mit ihr zu reden. Er setzte sich neben sie auf das Sofa und legte einen Arm um ihre Schultern.
»Ich entsinne mich, Ihnen erklärt zu haben, daß ich nicht angefaßt werden möchte«, stöhnte sie, während er sie an sich drückte.
Christine lächelte ihren Mann an und wisperte: »Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Wir wollen die beiden allein lassen. Jade, Ihr Schlafzimmer ist das erste links vom Treppenabsatz, und deins liegt nebenan, Caine.« sie zog ihren widerstrebenden Ehemann auf die Beine.
»Ich will wissen, was mit Jade passiert ist«, protestierte er. »Ein bißchen bleibe ich noch.«
»Morgen kannst du deine Neugier noch genügend befriedigen. In ein paar Stunden wird Dakota uns wecken. Du brauchst deinen Schlaf.«
»Wer ist Dakota?« fragte Jade und lächelte, als sie sah, wie liebevoll sich die beiden anschauten. Neid stieg in ihr auf, den sie rasch verdrängte. Es war sinnlos, Wünsche zu verspüren, die sich nie erfüllen würden.
»Unser Sohn«, erklärte Lyon, »fast sechs Monate alt. Morgen früh werden Sie unseren kleinen Krieger kennenlernen.«
Nach dem Versprechen fiel die Tür hinter dem Ehepaar ins Schloß, und Jade war mit Caine allein. Sofort versuchte sie von ihm wegzurücken, aber er hielt sie fest. »Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen, ich versuche nur, Ihre Situation logisch zu beurteilen. Wie Sie zugeben müssen, war diese Nacht etwas schwierig. Ich bin es nicht gewöhnt, daß feine Damen mich so nett bitten, ich möge sie umbringen.«
Lächelnd wandte sie sich zu ihm. »Sie fanden mich nett?«
Er nickte langsam. Ihr Mund war so nahe, so reizvoll. Ehe er sich zurückhalten konnte, neigte er sich zu ihr und hauchte einen Kuß auf Ihre Lippen.
»Warum haben Sie das getan?« flüsterte sie
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