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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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hat alles aufgegeben.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Früher war er politisch sehr aktiv. Vor allem setzte er sich für die Armen ein und erwirkte viele Maßnahmen, die ihnen das Leben erleichterten.«
    »Zum Beispiel?« Sie hatte seine Hand ergriffen und drückte sie an sich, aber er bezweifelte, daß ihr dies zu Bewußtsein kam. Wahrscheinlich war es nur ein instinktiver Versuch, ihm Trost zu spenden. Wie auch immer – er fand die Berührung sehr angenehm. »Sie wollten mir erklären, wie Ihr Papa den Armen geholfen hat«, erinnerte sie ihn.
    »Unter anderem verhinderte er eine Steuererhöhung.«
    »Und jetzt vernachlässigt er seine Pflichten?«
    »Er hat alles aufgegeben – die Politik, die Familie, seine Freunde, die Clubs. Und er liest nicht einmal mehr Zeitungen. Tag für Tag schließt er sich in seinem Arbeitszimmer ein und grübelt. Ich glaube, wenn Pagan seine Strafe gefunden hat, wird mein Vater vielleicht … Ach, zum Teufel, ich weiß es nicht. Im Augenblick ist er völlig niedergeschlagen.«
    »Sind Sie so wie Ihr Vater? Kämpfen Sie auch für die Armen? Ich glaube, Sie haben ein besonderes Talent dazu, andere Menschen zu beschützen.«
    »Warum sagen Sie das?«
    Natürlich durfte sie nicht verraten, daß Sie seine Akte gelesen hatte. »Weil Sie mich unter Ihre Fittiche genommen haben. Und ich denke, Sie würden allen Armen und Hilflosen Ihren Beistand anbieten. Allerdings war ich noch nicht arm, als ich Sie kennenlernte.«
    »Fangen Sie schon wieder an, diesen Silbermünzen nachzuweinen?«
    Weil er lächelte, wußte sie, daß er sich nicht über sie ärgerte. »Nein, ich wollte Sie nur daran erinnern. Sie sind also wie Ihr Vater?«
    »In gewisser Hinsicht gleiche ich ihm.«
    »Aber er hat sich von der Welt zurückgezogen, während Sie auf Rache sinnen. Das sind doch völlig unterschiedliche Reaktionen.«
    »Ja.«
    »Ich verstehe, warum Ihr Vater mit dem Leben abgeschlossen hat.«
    »Tatsächlich?«
    »Weil Väter ihre Söhne nicht verlieren dürften.«
    »Nein, im Normalfall sterben sie vor den Söhnen.«
    »Natürlich nach einem langen, glücklichen Erdendasein«, ergänzte Jade.
    Diese Worte klangen so aufrichtig, daß er ihr nicht widersprechen wollte. »So ist es.«
    »Sie glauben also, Pagan hat Ihren Bruder getötet? Sind Sie da ganz sicher?«
    »O ja. Ich habe es von höchster Stelle erfahren.«
    »Und wie hat Pagan ihn getötet?«
    »Um Himmels willen, Jade, ich will nicht darüber reden. Ich habe Ihnen schon viel zuviel erzählt.«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie aufgeregt habe.« Sie rückte von ihm weg und schaute in seine Augen.
    Die Sorge in ihrem Blick weckte Schuldgefühle in Caines Herzen, und er bereute seinen schroffen Tonfall. »Colin wurde auf hoher See ermordet.«
    »Und irgendjemand war so freundlich, ihn zur Beerdigung nach Hause zu bringen?«
    »Nein.«
    »Wie können Sie dann wissen, daß er tot ist? Womöglich wurde er an den Strand einer einsamen Insel gespült oder …«
    »Man schickte mir einen Beweis.«
    »Welchen Beweis? Und wer hat ihn geschickt?«
    Er begriff Jades Interesse nicht und beschloß, das Gespräch zu beenden. »Der Beweis kam vom Kriegsministerium. Und jetzt hören Sie auf, mich mit Fragen zu bestürmen.«
    »Ja, selbstverständlich«, flüsterte Jade. »Bitte, verzeihen Sie, daß ich in Ihre Privatsphäre eingedrungen bin.« Sie gähnte herzhaft. »Caine, lange dürfen wir nicht hierbleiben, sonst bringen wir Ihre Freunde in Gefahr.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Wir bleiben nur diese Nacht.«
    Er schaute wieder in die Flammen und schmiedete Pläne, während Jade einschlief, eng an ihn gekuschelt. Dankbar für die wohltuende Stille, zögerte er, ins Bett zu gehen, weil es ihm viel zu sehr gefiel, diese unmögliche Frau an sich zu drücken. Unwillkürlich küßte er ihre Schläfe.
    Erst als das Feuer zu glühender Asche herabgebrannt war und Kälte ins Zimmer kroch, erhob er sich. Jade schreckte aus dem Schlaf hoch und sprang auf. Er wollte sie nach oben tragen, doch als er sie auf die Arme zu nehmen versuchte, stieß sie seine Hände weg. Seufzend umfaßte er ihre Schultern und führte sie die Treppe hinauf. Dabei versuchte er zu ignorieren, wie schön sie aussah. Ihr Haar war fast getrocknet und ringelte sich schmeichelnd um ihr Gesicht. Und er bemühte sich auch, nicht daran zu denken, daß sie nur ein dünnes Nachthemd und einen Morgenmantel anhatte. Er öffnete ihre Schlafzimmertür, dann wandte er sich zu seiner.
    »Caine?« wisperte sie schläfrig.

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