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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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befolgte Caine den Vorschlag. Der Brandy erwärmte ihn, und das Feuer, das er im Kamin entzündete, vertrieb die Kälte vollends aus seinen Gliedern.
    Christina ließ Jade allein, nachdem die Wanne mit dampfendem Wasser gefüllt worden war. Zuvor hatte sie dem Mädchen geholfen, das Haar in einem Eimer voll Wasser mit Rosenduft zu waschen.
    Rasch zog Jade ihre nassen Kleider aus, die Finger immer noch gefühllos vor Kälte. Doch sie nahm sich genug Zeit, um den Dolch aus der schmalen Tasche zu ziehen und auf einen Stuhl neben der Wanne zu legen – eine Vorsichtsmaßnahme, falls sich jemand von hinten an sie heranschleichen sollte. Dann stieg sie ins warme Wasser und seufzte vor Vergnügen.
    Zweimal seifte sie sich ein, bis sie glaubte, wirklich sauber zu sein. Als sie aus der Wanne aufstand, kam Christina zurück und entdeckte eine lange, gezackte Narbe an Jades Rücken. Erschrocken schrie sie auf.
    Jade ergriff das Badetuch, das über der Stuhllehne hing, wickelte sich hinein und stieg aus der Wanne. »Stimmt was nicht?« fragte sie herausfordernd. Würde die blonde Frau es wagen, die Narbe zu erwähnen?
    Aber Christina erwiderte: »Alles in Ordnung.« Sie hatte auch den Dolch bemerkt. Nun trat sie näher, um ihn genauer zu betrachten, und Jade wurde rot vor Verlegenheit. Wie sollte sie ihrer Gastgeberin erklären, warum eine vornehme Lady eine solche Waffe bei sich trug? Sie war einfach zu müde, um eine plausible Lüge zu erfinden.
    »Meiner ist viel schärfer.«
    Jade blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
    »Mein Dolch ist viel schärfer. Ich benutze einen Spezialstein. Soll ich Ihre Klinge auch schleifen.«
    »Das – das wäre nett.«
    »Verwahren Sie ihren Dolch unterm Kissen, wenn Sie schlafen, oder neben sich?« fragte Christina in beiläufigem Ton.
    »Unterm Kissen.«
    »Ich auch. Da kommt man leichter dran, nicht wahr?«
    »Ja – aber warum …«
    »Ich bringe Ihren Dolch nach oben und verstecke ihn unter Ihrem Kissen. Und morgen schleife ich ihn«, versprach Christina.
    »Sie sind sehr freundlich. Ich wußte gar nicht, daß auch andere Damen Dolche besitzen.«
    Anmutig zuckte Christina die Achseln. »Die meisten haben wohl keinen.« Sie reichte Jade ein blütenweißes Nachthemd und einen passenden Morgenmantel und half ihr, beides anzuziehen. »Jetzt lege ich den Dolch nicht mehr unter mein Kissen, Lyon beschützt mich. Sicher werden Sie bald auch auf Ihre Waffe verzichten.«
    Vergeblich versuchte Jade, den Sinn dieser Worte zu erkennen. »Wieso glauben Sie das?«
    »Es ist Ihr Schicksal. Natürlich müssen Sie erst einmal lernen, Caine zu vertrauen.«
    »Unmöglich!« platzte Jade heraus. »Ich traue niemandem.« Sie las in Christinas bestürztem Blick, daß sie wohl etwas zu heftig reagiert hatte, und fügte rasch hinzu: »Ich weiß nicht recht, wovon Sie sprechen, Lady Christina, denn ich kenne Caine kaum. Warum sollte ich ihm vertrauen?«
    »Bitte, nennen Sie mich nicht Lady. Setzen Sie sich ans Feuer, dann werde ich Ihr Haar entwirren.« Sie rückte einen Stuhl vor den Kamin und drückte Jade darauf. »Ich habe nicht viele Freunde in England.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Es ist meine Schuld. Ich bin so ungeduldig. Die Damen hier kommen mir so anmaßend vor. Aber Sie sind anders.«
    »Wie können Sie das wissen?«
    »Weil Sie einen Dolch bei sich tragen. Möchten Sie meine Freundin sein?«
    Jade zögerte. »So lange, wie Sie es wünschen.«
    Nachdenklich musterte Christina die schöne junge Frau. »Sie meinen – wenn ich Sie näher kenne, werde ich keinen Wert mehr auf Ihre Freundschaft legen?«
    Jade schlang die zitternden Hände ineinander. »Ich habe keine Zeit für Freundinnen.«
    »Ich habe die Narbe auf Ihrem Rücken gesehen. Natürlich werde ich Caine nichts davon erzählen. Aber er wird’s bemerken, wenn er mit ihnen ins Bett geht. Sie tragen ein Merkmal der Ehre …« Jade wäre aufgesprungen, hätte Christina sie nicht an den Schultern festgehalten. »Oh, ich wollte Sie keinesfalls beleidigen, und Sie brauchen sich nicht zu schämen, wenn …«
    »Caine wird nicht mit mir ins Bett gehen. Ich mag ihn doch gar nicht.«
    Christina lächelte. »Wir sind Freundinnen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann dürfen Sie mich nicht belügen. Sie mögen Caine. Das las ich in Ihren Augen, als Sie ihn anschauten, und Ihr zorniges Stirnrunzeln war nur gespielt. Geben Sie doch wenigstens zu, daß er hübsch ist. Die Damen finden ihn sehr anziehen.«
    »Ja. Er ist attraktiv«, gab Jade seufzend zu. »Und ein

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