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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Brüsten gelandet. Jade versuchte, sie wegzustoßen, aber er hielt ihre Finger fest. »Das gehört sich wirklich nicht …« Sie verstummte, denn sie erkannte, wie sinnlos ihr Protest war. Caine schnarchte schon wieder. Schließlich entschied sie, es würde nicht schaden, wenn sie ihn eine Weile neben sich liegen ließ. Ihretwegen hatte er einiges durchgemacht, und auch er benötigte seinen Schlaf. Sie wußte, wie griesgrämig er werden konnte, sobald er müde war. Seltsam – sie fand diese kleine Schwäche sogar liebenswert.
    Sie kuschelte sich an ihn und schloß die Augen. Instinktiv wußte sie, daß er sich wie ein Gentleman benehmen würde. Und er hatte ihr ja auch versprochen, solche Situationen niemals auszunutzen.
    Offenbar war sie genauso erschöpft wie er, denn sie schlief wenig später ein. Und ein höchst verwirrender Gedanke begleitete sie in ihre Träume – sie wünschte sich, daß er kein so vollendeter Gentleman sein würde.
     
    Zwei volle Tage und Nächte wurde Sir Harwick nicht aufgespürt. Caine schickte Boten zum Landsitz und zum Londoner Haus des Arztes. Endlich fand man ihn in Lady McWilliams’ Residenz, wo seine Hilfe bei einer Niederkunft gebraucht wurde. Er ließ dem Marquis ausrichten, er würde nach Harwythe reiten, sobald er seine Pflichten erfüllt habe.
    Lauthals klagte Caine über dieses Ärgernis, bis Jade ihn daran erinnerte, daß sie nicht an einer lebensbedrohlichen Verletzung litt. Dies habe der Bote dem Arzt ja auch mitgeteilt. Außerdem gehe es ihr schon viel besser, und sie wolle ohnehin nicht an sich herumfingern lassen.
    Bald wurde ihr die selbstgewählte langwierige Genesung zur Qual, und sie ertrug es kaum noch, ans Bett gefesselt zu sein. Das Wetter paßte zu ihrer Stimmung. Seit ihrer Ankunft in Caines Haus regnete es.
    Caine war genauso schlecht gelaunt und kam ihr vor wie ein Tiger im Käfig. Wenn er sie besuchte, lief er rastlos im Zimmer auf und ab, die Hände am Rücken verschränkt, und stellte unentwegt Fragen nach ihrer Vergangenheit, ihrem Bruder, allen Ereignissen, die zu dem von ihr beobachteten Mord geführt hatten. Diese Verhöre beendete er stets mit der Erklärung, er habe zu wenig Informationen, um substantielle Schlüsse zu ziehen.
    Er verbarg seine Frustration nicht, und Jade fand die Wortgefechte mit ihm genauso zermürbend. Einerseits durfte sie nur wenige wahre Fakten erwähnen, andererseits aber nicht zu oft lügen. Und es war ziemlich anstrengend, den goldenen Mittelweg zu gehen.
    Immer häufiger schrien sie sich an. Jade warf ihm vor, er bedauerte es, in ihre Probleme verwickelt worden zu sein. Damit beleidigte sie ihn natürlich, aber er stritt es nicht ab. Sie glaubte, ihm nicht mehr zu gefallen. Kein einziges mal küßte er sie. Er schlief nie wieder bei ihr, und am dritten Tag brachte er kaum noch ein höfliches Wort über die Lippen.
    Am vierten Abend ihrer Bettlägerigkeit verlor sie die Beherrschung. Sie riß den Verband herunter, den Sterns erst vor wenigen Stunden gewechselt hatte, bestellte ein heißes Bad und verkündete, sie sei genesen.
    Als ihr Haar gewaschen war, fühlte sie sich wesentlich besser. Sterns half ihr, die langen Locken abzutrocknen, dann setzte sie sich vor das Kaminfeuer. Er befahl zwei Hausmädchen, das Bett frisch zu beziehen und die Wanne aus dem Zimmer zu tragen, dann drängte er Jade, sich wieder hinzulegen.
    Sobald die Dunkelheit hereinbrach, gab sie ihren Männern das verabredete Zeichen. Sie kehrte ins Bett zurück, schlug ein Buch auf, das Sterns ihr aus Caines Bibliothek gebracht hatte, und begann zu lesen. In der Ferne dröhnten Donnerschläge.
    Wenig später begann ein heftiges Gewitter. Ein Blitzschlag fällte einen Baum, so hoch wie das zweistöckige Haus. Lange Zeit glühten die dem Erdreich entrissenen Wurzeln in unheimlichem Licht. Der ohrenbetäubende Donner erschütterte die Mauern bis auf die Grundfesten, das knisternde Geräusch brennenden Holzes erinnerte an das Zischen von Fleisch, das über einem offenen Feuer gebraten wird.
    In den Ställen hatten die Knechte alle Hände voll zu tun, um die verängstigten Pferde zu beruhigen. Der Brandgeruch stieg ihnen in die Nüstern, zumindest wurde das von Kelley, dem Stallmeister behauptet. Caine wurde gerufen, als sich sein Hengst nicht beschwichtigen lassen wollte. Sobald er den Stall betrat, hörte das Tier auf, sich wie verrückt zu gebärden.
    Nach Mittemacht kehrte Caine ins Haus zurück, völlig durchnäßt vom strömenden Regen. Stiefel, Socken,

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