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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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das große Haus zu, das einer Festung glich. Aber das Türschloß hätte nicht einmal einem Anfänger Mühe bereitet. Jade öffnete es innerhalb weniger Minuten und stieg im ersten Tageslicht die geschwungene Treppe hinauf. Geräusche drangen aus dem Hintergrund der Halle und verrieten, daß das Küchenpersonal bereits zu arbeiten begonnen hatte.
    Lautlos wie eine Katze schlich Jade durch den Flur und spähte in die Schlafgemächer, ohne den Herzog zu finden. Sie hatte erwartet, er würde den größten Raum bewohnen, doch der wurde nicht benutzt. Im angrenzenden Zimmer schnarchte eine blonde, etwas ältere, attraktive Frau, vermutlich die Herzogin.
    Am Ende des langen Korridors im Südflügel lag die Bibliothek. Und dort traf Jade den Hausherrn endlich an. Er war im Sessel hinter dem Mahagonischreibtisch eingeschlafen. Leise schloß sie die Tür hinter sich und musterte den imposanten Mann. Er sah sehr distinguiert aus mit dem silbergrauen Haar und den hohen aristokratischen Wangenknochen. Nun wußte sie, von wem Caine sein markantes Gesicht geerbt hatte. Dunkle Schatten lagen unter den geschlossenen Augen, die Haut war aschgrau, und sogar im Schlaf wirkte er verzweifelt.
    Ihr Herz flog ihm entgegen, nicht zuletzt, weil er Caine so ähnlich sah. Allerdings war er bei weitem nicht so kräftig gebaut. Als sie seine Schulter berührte, zuckte er zusammen und sprang so rasch auf, daß sie erstaunt den Atem anhielt. »Bitte, erschrecken Sie nicht, Sir«, flüsterte sie. »Ich führe nichts Böses im Schilde.«
    Langsam gewann der Herzog seine Fassung wieder, strich sich durch das Haar und schüttelte den Kopf, als müßte er Nebelschleier aus seinem Gehirn verscheuchen.
    »Wer sind Sie?«
    »Das spielt keine Rolle, Sir. Bitte, setzen Sie sich. Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.« Geduldig wartete sie, bis er der Aufforderung gefolgt war, dann lehnte sie sich neben ihn an die Tischkante. »Sie müssen zu trauern aufhören, Sir. Damit machen Sie sich krank.«
    »Was?« Verwirrt starrte er sie an, und sie sah, daß er die gleichen grauen Augen hatte wie Caine. Auch die Stirn runzelte er genauso wie sein Sohn.
    »Sie müssen zu trauern aufhören«, wiederholte sie.
    »Sir Harwick fürchtet, Sie könnten sterben. Wenn Sie diesen Unsinn nicht bleiben lassen …«
    »Augenblick mal, junge Lady …«
    »Nicht so laut!«
    »Wer um Himmels willen sind Sie? Und wie sind Sie ins Haus gekommen?« Er schien ihr eher verwundert als ärgerlich, und das hielt sie für ein gutes Zeichen.
    »Sir, ich habe keine Zeit für längere Diskussionen. Zunächst müssen Sie mir versprechen, niemandem von meinem Besuch zu erzählen. Geben Sie mir Ihr Wort?«
    »Ja«, antwortete er zögernd.
    »Danke. Zunächst muß ich mich entschuldigen, obwohl ich das nicht besonders gut kann. Ich hasse es, um Vergebung zu bitten. Also – es tut mir leid, daß ich Sie nicht früher informiert habe. Ihr Leid war überflüssig, und ich hätte es Ihnen ersparen sollen. Verzeihen Sie mir?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, aber wenn es Sie glücklich macht, verzeihe ich Ihnen. Und nun verraten Sie mir endlich, was Sie wollen!«
    »Sie schreien genauso wie Ihr Sohn, Sir, und das irritiert mich.«
    »Welchen Sohn meinen Sie?« Der Anflug eines Lächelns milderte seinen Blick.
    »Caine.«
    »Es geht also um Caine? Hat er Sie beleidigt? Er ist jetzt sein eigener Herr, und ich mische mich nicht in seine Angelegenheiten ein – es sei denn, es tauchen ernsthafte Probleme auf.«
    »Nein, es geht nicht um Caine – wenn es mich auch sehr freut, daß Sie Ihrem älteren Sohn die Fähigkeit zutrauen, selbständige Entscheidungen zu treffen. Indem Sie sich nicht einmischen, zeigen Sie, wie stolz Sie auf ihn sind.«
    »Und über wen möchten Sie mit mir sprechen?«
    »Ich bin eine Freundin von Colin.«
    »Sie kannten ihn?«
    Jade nickte, »Ich kenne ihn. Er ist …«
    »Tot«, unterbrach er sie mit rauher Stimme. »Pagan hat ihn ermordet.«
    Sie legte eine Hand auf seine Schulter. »Schauen Sie mich an«, bat sie leise, als er sich zum Fenster wandte. Er erfüllte ihren Wunsch, und sie fügte hinzu: »Ich muß Ihnen jetzt etwas sagen, und es wird Ihnen schwerfallen, mir zu glauben. Aber ich habe Beweise.«
    »Beweise?«
    Wieder nickte sie. »Pagan hat Colin nicht getötet.«
    »Doch.«
    »Ich hab’s satt, ständig dieses Gerede von Pagans Untaten … Colin …«
    »Hat er Sie zu mir geschickt?«
    »Bitte, senken Sie Ihre Stimme. Pagan hat Colin nicht

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