Die Rache des Samurai
ernannt – ein rücksichtsloser Mann, der Tribut von den Daimyō forderte, von den Vasallen und Gefolgsleuten der Tokugawa, ja, von jedem, der die Gunst des Shōgun erlangen wollte. Sein Vermögen wuchs und wuchs. Doch Geld allein war ihm nicht genug. Stets gierte er nach größerer Macht, mehr Einfluß und höherem Ansehen. Er wollte selbst zum Daimyō werden – einem Adeligen mit großem Grundbesitz. Er wollte höher aufsteigen als jene, die einst seine Vorgesetzten gewesen waren. Er kannte nur eine Furcht: daß der sprunghafte Shōgun ihm plötzlich die Gunst entziehen und sie Sano Ichirō gewähren könne. Yanagisawa war zu allem bereit, um die vollkommene Macht und Freiheit zu erlangen, sich sämtliche Wünsche erfüllen zu können, die seine Vergangenheit in ihm erweckt hatte.
»Nimm ihn in den Mund«, stieß er nun keuchend hervor.
Shichisaburō kniete nieder und senkte den Kopf. Seine warmen, feuchten Lippen schlossen sich um Yanagisawas Glied. Der Kammerherr mußte sich zwingen, nicht vor Verzückung die Augen zu schließen. Denn jemanden zu beobachten, wie er sich unterwarf, war für Yanagisawa das Schönste an diesem Ritual. Zu wissen, daß diesmal nicht er, sondern ein anderer das Opfer war, das eine Demütigung hinnehmen mußte.
Für Yanagisawa war die Demütigung ein wesentlicher Bestandteil der sexuellen Befriedigung. Schon in seiner Jugend hatte es ihn erregt, auch wenn es ihm viel von seiner Selbstachtung geraubt hatte. Inzwischen bereitete es ihm eine grausame Freude, seine Partner zu erniedrigen. Besonders den Shōgun. Oh, er verspürte eine gewisse herablassende Zuneigung für Tokugawa Tsunayoshi. Sie hatten viele gemeinsame Interessen – die Religion, das Theater, das Studium des Konfuzianismus. Und der Shōgun liebte ihn abgöttisch, überschüttete ihn mit Geschenken, überhäufte ihn mit Schmeicheleien. Und die Beziehung mit Tsunayoshi bereitete Yanagisawa immer noch Lust, obwohl sie beide Knaben bevorzugten. Überdies ermöglichte es ihr Verhältnis dem Kammerherrn, Tokugawa Tsunayoshi weiterhin zu beherrschen. Doch in seinem tiefsten Inneren verabscheute Yanagisawa den Shōgun, war er doch die lebendige Verkörperung jener Macht, die ihn in Gestalt Fürst Takeis mißbraucht hatte.
Und wie sehr er den sōsakan Sano haßte! Dieser Mann hatte sich nicht nur die Gunst des Shōgun erworben, er war auch frei von den Dämonen des Zwangs und so ehrenhaft, aufrecht und dem Herrscher treu ergeben, wie man es eigentlich von Yanagisawa erwarten konnte.
Yanagisawa verscheuchte die Gedanken an Sano. Er stöhnte, gab sich ganz der Lust hin. Unmittelbar vor dem sexuellen Höhepunkt zog er sein Glied aus Shichisaburōs Mund. Es war an der Zeit, den nächsten Schritt des Rituals zu vollziehen.
»Steh auf, Shichisaburō«, befahl er mit heiserer Stimme. »Dreh dich um.«
Die Hände auf den Schultern seines ergebenen Opfers, führte Yanagisawa den Jungen zu einem niedrigen Tisch an der Wand. Er lächelte, als er die verwirrten, verängstigten Blicke sah, die Shichisaburō über die Schulter warf. Welch eine perfekte Schauspielkunst!
»Nun werde ich dich in die Riten der Männlichkeit einführen«, sagte Yanagisawa.
Er hob Shichisaburō in die Höhe und legte ihn bäuchlings auf den Tisch. Dann zog er den Kimono des Jungen hoch und stieß beim Anblick der weichen, nackten Gesäßbacken einen wollüstigen Seufzer aus. Er führte die Hände um den Leib des Jungen, um dessen kleines Glied zu liebkosen, das bei der Berührung steif wurde.
So, wie es damals bei ihm selbst gewesen war, als Fürst Takei ihn gestreichelt hatte.
Dann, mit einem Stöhnen wie ein verwundetes Tier – wobei er Fürst Takei nachahmte – drang Yanagisawa in den Jungen ein.
Shichisaburō schrie in gespieltem Schmerz und Furcht. »Nein, Herr! Nein!« Er krampfte die Hände zusammen, die er so fest gegen die Wand gepreßt hatte, daß seine Finger Kratzspuren im Putz hinterließen.
»Wie kannst du es wagen, dich mir zu widersetzen?« keuchte Yanagisawa.
Mit zusammengepreßten Kiefern stieß er den Unterleib vor und zurück. Seine Erregung wuchs. Aus der Ferne von vierundzwanzig Jahren vernahm er seine eigenen kindlichen Schreie, spürte die eigenen Hände auf dem rauhen Putz, fühlte den quälenden Schmerz, als Fürst Takei ihm auf die gleiche Weise Gewalt angetan hatte. Und er dachte an jenen köstlichen Augenblick, da er zum erstenmal in Tokugawa Tsunayoshi eingedrungen war. Nach einem Jahr intimen Beisammenseins hatten sie
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