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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Betätigungen auszuweiten. Er war nach Edo gezogen, hatte im Händlerviertel Nihonbashi seinen Stoffladen eröffnet und eine neue, revolutionäre Geschäftspraxis eingeführt, die ihm ein Vermögen einbrachte – und viele Feinde: Matsui hatte als erster Kaufmann in Edo Werbung für seinen Hinokiya-Stoffladen gemacht; überdies hatte er nicht nur Angehörige der mächtigen Kriegerklans als Kunden willkommen geheißen, sondern auch gemeine Bürger. Er bot seine Waren zu Festpreisen an – Feilschen gab es bei ihm nicht –, und er verlangte Bargeld, und zwar sofort beim Kauf der Ware, nicht erst am Ende des Jahres. Dafür aber lagen Matsuis Preise zwanzig Prozent niedriger als die in den anderen Läden. Dies hatte seine Konkurrenten dermaßen gegen ihn aufgebracht, daß Matsui seinen Laden auf den Suruga-Hügel verlegen mußte, um den Feindseligkeiten der Rivalen zu entgehen.
    Doch der erzwungene Ortswechsel hatte weder dem Hinokiya-Stoffladen geschadet, noch hatte er Matsuis Ehrgeiz bremsen können, seine Betätigungen auch auf andere Geschäftszweige auszuweiten. Jetzt, im Alter von fünfzig Jahren, besaß Matsui Mehrheitsanteile an der japanischen Handelsflotte, die von großen, einflußreichen Kaufleuten betrieben wurde. Er bewirtschaftete riesige Reisfelder. Er war einer der dreißig führenden Geldverleiher des Landes. Überdies stand er als Handelsbeauftragter und Finanzverwalter in Diensten der Tokugawa und mehrerer mächtiger Fürstenfamilien, die es als unter ihrer Würde als Samurai betrachteten, sich mit Gelddingen zu befassen.
    Die Betätigung als Makler und Bankier hatte Matsui ein weiteres Vermögen in Form von Beteiligungen, Provisionen und anderen Vergünstigungen eingebracht. Er war der mächtigste und vermutlich berühmteste gemeine Bürger Japans. Seiner Erfolge wegen war ihm sogar das Privileg wieder zuerkannt worden, Schwerter zu tragen, was sonst nur Samurai vorbehalten war.
    Hatte Matsui diese Schwerter benützt, um vier Männer zu töten?
    Als Sano ans Ziel gelangte, stieg er vom Pferd und band die Zügel vor dem Hinokiya-Stoffgeschäft an. Unter den weit ausladenden Vorsprüngen des prächtigen Ziegeldaches standen die hölzernen Türen offen und gewährten von der Straße aus freien Zugang in den Laden. Vor der Haupttür hingen indigofarbene Vorhänge, auf denen in Weiß das Wappen des Geschäfts abgebildet war: eine Zypresse, für ›Hinokiya‹ – das »Haus der Zypresse«. Von den Dachvorsprüngen hingen Papierlaternen, die mit Werbesprüchen und Angeboten bemalt waren: ›Baumwoll- und Seidenstoffe‹; ›Kleidung aus eigener Fertigung‹; ›Sonderpreise!‹
    Sano schob den Vorhang zur Seite und warf einen Blick ins Innere. Der Laden war in Längsrichtung in zwei Bereiche getrennt. Auf der linken Seite saßen Angestellte an Schreibpulten, die sich entlang eines Mittelgangs reihten, welcher bis in den hinteren Teil des Ladens führte. Sie waren damit beschäftigt, Bestellungen zu notieren und auf ihren Rechenbrettern Summen zu addieren. Auf der rechten Seite, hinter einer Wand aus Schränken, befand sich der Verkaufsraum; in den Regalen lagen Stoffrollen in bunten Farben; Muster verschiedener Kleidungsstücke hingen von der Decke, und Verkäufer bedienten die Kunden.
    Sano trat ein. Er schlenderte an den Regalen und Schränken vorüber und gab vor, er wolle sich umschauen bis der oberste Verkäufer – ein älterer, grauhaariger Mann mit Buckel – Zeit für ihn hatte. Da dieser Mann für seine Schwatzhaftigkeit und seine Vorliebe für Klatsch und Tratsch bekannt war, wußte er wohl am besten über die Betätigungen seines Herrn Bescheid und konnte Sano am ehesten Auskunft geben.
    » Sōsakan-sama ! Wartet!«
    Sano, der ja bereits im Laden war, zuckte zusammen, als ihn von der Straße jemand mit seinem Titel anrief. Er hoffte, daß sein Verfolger nicht ins Geschäft kam und daß die schlichte Kleidung und die Tatsache, daß er nicht auf den Zuruf reagierte, seine Anonymität wahrten. Doch zu Sanos Erschrecken kam der Mann in den Laden gestürmt und fragte mit lauter Stimme: »Stimmt es, daß es bei dem Mord am Zōjō-Tempel Zeugen gab?« Der Störenfried war ein junger Nachrichtenverkäufer, der einen Baumwollkimono und ein Stirnband trug. An der Hüfte hing ein Beutel, der prall mit Münzen gefüllt war, die er für den Verkauf seiner Zeitungsblätter kassiert hatte. »Hat wirklich jemand den Geist gesehen?«
    »Verschwinde!« zischte Sano. »Und erzähl bloß kein Wort mehr über

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