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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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einen verwirrten Eindruck. Der dritte Wächter, der sich unter dem Bootssteg verborgen hatte, steckte den Kopf über den Rand des Steges und schwamm dann unter der Laufplanke ans Ufer.
    Chūgo bemerkte nichts davon. Seine Schultern erschienen, als er weiter die Laufplanke hinaufstieg. Dann blieb er stehen und versuchte, durch die Fensterläden ins Innere der Kajüte zu spähen. Sano und Hirata tauschten einen besorgten, fragenden Blick.
    Stumm formten Hiratas Lippen die Frage: Was ist? Sano konnte nur den Kopf schütteln; dann schaute er auf den Gehweg hinaus – und beobachtete fassungslos, wie ein vertrautes Trio sich dem Boot näherte.
    Matsui Minoru trug einen Schirm in leuchtenden Farben. Seine zwei Leibwächter trotteten hinter ihm her, die Schultern unter ihren Kapuzenumhängen hochgezogen.
    Hirata blickte Sano ungläubig an. »Chūgo und Matsui?« flüsterte er. »Was geht da vor? Was sollen wir jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht! Laß mich nachdenken!«
    Ein Blick auf Chūgo hatte Sano davon überzeugt, daß der Hauptmann der Palastwache der bundori- Mörder war. Aber warum war Matsui gekommen? Was immer die Erklärung sein mochte – die Situation hatte sich grundlegend geändert. Sano fragte sich, ob er nun vier Männer überwältigen mußte und nicht allein den gefährlichen Schwertkämpfer Chūgo. Falls ja – wie sollte er Änderungen des Planes den anderen Mitgliedern seines Trupps mitteilen, die sich ja nicht an Bord aufhielten?
    Sano mußte handeln, und zwar rasch. Chūgo stieg bereits das letzte Stück der Laufplanke hinauf. Auf dem Gehweg war Matsui derweil an dem »Straßenkehrer« vorübergegangen; nun blieben er und seine Leibwächter dicht vor der Anlegestelle stehen.
    Entweder hörte Chūgo Matsuis Stimme, oder er spürte die Anwesenheit seines Vetters, denn der Hauptmann drehte sich um. Als er Matsui sah, erstarrte er vor Schreck.
    »Chūgo- san ! Vetter!« Als Matsui über die Planken des Bootsstegs eilte, schallte seine Stimme über den Fluß. »Wartet!«
    Sano und Hirata verließen ihre Posten und warfen sich auf die Sitzbank, die Gesichter an die Fensterläden gepreßt. Schnaufend stieg Matsui die Laufplanke hinauf, seine Leibwächter im Schlepptau.
    »Was tut Ihr denn hier?« hörte Sano Chūgo fragen.
    Matsui und die Wächter erschienen unterhalb von Chūgos Gestalt. Der Kaufmann versuchte, seinen vom Wind gebeutelten Schirm festzuhalten. »Ich habe von einer Frau einen Brief bekommen. Sie war am Zōjō-Tempel, als der Mönch ermordet wurde«, sagte Matsui schwer atmend. »Die Frau schrieb, ich solle hierherkommen, falls ich General Fujiwaras berühmtes Totenkopfschwert haben will.« Er zog Sanos Schriftrolle unter seinem Umhang hervor; sie flatterte im Wind. »Seht Ihr?«
    Chūgo schnappte sich die Rolle. »Ihr habt auch so einen Brief bekommen?« Obwohl er Sano den Rücken zuwandte, konnte dieser im langsamen Kopfschütteln Chūgos das aufkeimende Begreifen erkennen.
    »Vetter«, sagte Matsui, »ich hatte Euch die ganze Zeit in Verdacht, der bundori- Mörder zu sein. Ich weiß, wie tief Ihr unseren Ahnherrn verehrt. Und ich wußte, daß Ihr die Schwerter besessen habt.« Er ließ seinen nutzlosen Regenschirm fallen und packte Chūgos Arm. »Doch ich habe mich an unsere Abmachung gehalten. Ich habe Euch nicht verraten, und ich werde es auch jetzt nicht tun. Ich möchte nur das Schwert. Für meine Sammlung. Für meinen Haustempel zu Ehren General Fujiwaras. Ich verspreche Euch, nie jemandem zu erzählen, wie ich an die Waffe herangekommen bin. Bitte, Vetter, überlaßt mir das Schwert!«
    Mit einem zornigen Ruck, der das Boot schwanken ließ, riß Chūgo den Arm los und schleuderte gleichzeitig die Schriftrolle fort. »Ihr Dummkopf! Das ist eine Falle!« Offensichtlich hatte Chūgo erkannt, was Matsui in seiner Gier, das Schwert zu bekommen, entgangen war. »Der sōsakan des Shōgun hat uns hereingelegt!«
    Chūgo wollte die Laufplanke hinunterstürmen, doch Matsuis Leibwächter versperrten ihm den Weg.
    »Bitte!« Matsui ließ nicht locker; er schien Chūgos Worte gar nicht gehört zu haben. Er zog einen prall gefüllten Geldbeutel hervor, schwenkte ihn hin und her und rief zum Boot hinauf: »Edle Dame! Hier sind fünfhundert koban . Ihr braucht mir bloß das Schwert zu geben, dann bekommt Ihr das Geld!« Münzen fielen aus dem Beutel und prasselten wie der Regen, der nun in Sturzbächen fiel, auf den Bootssteg.
    »Geht mir aus dem Weg!« befahl Chūgo.
    »Bitte, edle Dame …« Matsui

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