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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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ausschüttete.
    Beim Anblick der schimmernden Münzen durchlief ein Raunen die Reihen der Zuschauer. Sano faltete den Zettel auseinander. Als er die Schriftzeichen las, durchfuhr es ihn eiskalt.
    »Was geht hier vor?«
    Beim Klang der vertrauten Stimme blickte Sano auf und schaute in das Gesicht seines alten Widersachers, des dōshin Tsuda.
    »Ihr schon wieder.« Tsudas Blick schweifte von Sano zu der Leiche. Dann richtete er die Augen wieder auf Sano und sagte mit finsterer Miene: » Sōsakan-sama oder nicht, Ihr seid festgenommen. Ich bringe Euch zur Polizeizentrale.«
    Sano erhob sich, wischte sich die Hände an seinem zerfetzten Kimono ab und sagte: »Ich habe den Mann in Notwehr getötet. Aber ich werde Euch gern zur Polizeizentrale begleiten. Ich möchte dort nämlich melden, daß jemand diesen Meuchelmörder gedungen hat, um mich zu töten.«

    Die Polizeizentrale befand sich am südlichen Ende des Verwaltungsbezirks Hibiya, so weit als möglich von den Villen der städtischen Beamten und vom Palast entfernt – der spirituellen Beschmutzung wegen; denn in diesem Gebäude wurden Todesurteile verkündet und vollstreckt. Sano, vom mürrischen Tsuda eskortiert, erhielt am Tor die Eintrittserlaubnis und ließ sein Pferd in der Obhut der Wachposten. Im ummauerten Innenhof, auf dem sich die Kasernen der dōshin reihten, blieb er erstaunt stehen.
    Der Hof hätte um diese Zeit, am Ende des Tages, eigentlich leer sein müssen, doch er wimmelte von Menschen. Eine Gruppe junger Samurai, denen man die Schwerter fortgenommen und die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte, hockten auf dem Boden. Alle waren von blutenden Wunden und Prellungen gezeichnet. Düster starrten sie auf eine Bande junger Bürger, die in ähnlich schlimmer Verfassung waren. Beide Gruppen wurden von dōshin und ihren Helfern bewacht.
    »Was ist hier los?« wandte Tsuda sich an einen Kollegen.
    »Die Samurai haben sich betrunken und ein Geschäft geplündert«, erwiderte der andere dōshin . »Die Stadtbewohner haben versucht, sie daran zu hindern, und es gab eine Massenschlägerei. Zwei Menschen wurden dabei zu Tode getrampelt.«
    Tsuda warf Sano einen vorwurfsvollen Blick zu. »Die bundori- Morde haben viel Ärger bereitet«, sagte er. »Und wenn der Täter nicht bald gefaßt wird, kommt es noch schlimmer.«
    Sano konnte Tsuda nicht widersprechen, ja, nicht einmal den Vorwurf zurückweisen, der in der Bemerkung mitschwang. Dieser jüngste Vorfall in den schon lange währenden Auseinandersetzungen zwischen den Samurai und den Stadtbewohnern konnte sich zu einem regelrechten Krieg ausweiten, wie es in der Frühzeit Edos schon einmal der Fall gewesen war. Sano hatte ja selbst die wachsenden Spannungen beobachten können, die durch die Morde entstanden waren. Er hatte die Angst am eigenen Leibe erfahren. Wieder einmal wurde ihm deutlich, daß er diesen bundori- Mörder schnellstmöglich fassen mußte – nicht nur, um einzelne Leben zu retten oder seinen Schwur zu erfüllen, sondern zum Wohle der ganzen Stadt.
    Tsuda führte Sano ins Hauptgebäude. Im Empfangszimmer hatten sich auf einer großen freien Fläche, die nur von einigen quadratischen Pfeilern mit Laternen unterbrochen wurde, weitere dōshin mit ihren lärmenden Gefangenen versammelt. Ein ausgezehrter Mann mit langem, verfilztem Haar und in abgerissener Kleidung beschimpfte die Schreiber, die auf einer erhöhten Plattform an ihren Pulten saßen, und rief: »Ich bin der bundori -Mörder!«
    Zwei Wächter versuchten, den Mann fortzuzerren, doch er traktierte sie mit wilden Tritten und Schlägen. »Bringt mich sofort zum Magistrat!«
    »Und welchen Beweis kannst du vorbringen, daß du die Morde tatsächlich begangen hast, Jihei?« fragte der oberste Schreiber seufzend.
    »Beweis? Ich brauche keinen Beweis! Ich bin der bundori -Mörder! Ich sag’ Zaubersprüche auf, um jedem bösen Menschen mit einem unsichtbarem Schwert den Kopf abzuhacken, und dann mache ich Trophäen daraus!«
    Er drehte sich in einem verrückten Tanz. Ein Blick auf das hageres Gesicht des Mannes mit den rot geränderten, tief in den Höhlen liegenden Augen stimmte Sano nachdenklich. War dieser Mann wirklich der bundori -Mörder? Hatte er tatsächlich beschlossen, sich zu stellen? Sano warf Tsuda einen fragenden Blick zu.
    Der dōshin verzog das Gesicht. »Jihei ist nicht bei Sinnen. Er haust unter der Nihonbashi-Brücke. Bis jetzt hat er noch jeden Mord gestanden. Kaibara, zum Beispiel, kann er gar nicht getötet haben, weil

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