Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
Vom Netzwerk:
Wohnung.«
    Sie begann im Schlafzimmer. Brandt vermittelte ihr nicht das Gefühl, ein Mörder zu sein. Aber seine sexuelle Vorliebe stimmte sie misstrauisch. Es erregte ihn, auf die Unterwäsche einer Frau zu spritzen, besonders, wenn sie diese noch trug. Bei seinen Worten hatte sie an Julias verschwundenen Slip denken müssen. Ein Täter mit Brandts Neigung hätte das Stück eventuell mitgehen lassen, um damit die Erinnerung an seine Tat aufzufrischen. Außerdem konnte diese Präferenz eine Erklärung für Julias Unversehrtheit sein.
    Anja durchwühlte den Kleiderschrank, blickte unters Bett, sogar in den Korb mit der dreckigen Wäsche, ohne auf den erhofften Beweis zu stoßen. Als sie aus dem Schlafzimmer trat, saß Brandt zusammengesunken auf seiner Couch und hatte seine Hände wie zum Gebet gefaltet. Er beachtete sie nicht. Sie ging ins Bad und schloss die Tür. Über dem Waschbecken hing ein dreiteiliger Schrank, dessen Inhalt sie erfolglos inspizierte. In der rechten Ecke des Raumes entdeckte sie einen kleinen, geflochtenen Weidenkorb mit Deckel, etwa dreißig Zentimeter hoch. Sie nahm den Deckel ab. Mühsam unterdrückte sie einen Laut. Auf einer Vielzahl von Frauenslips lag ein Tanga, der farblich und stilmäßig zu dem BH passte, den Julia getragen hatte.
    Schlagartig wurde Brandt zum Verdächtigen. Zwar wäre es besser, eine Durchsuchung auf Anordnung eines Richters durchzuführen, doch bei Gefahr im Verzuge hatte sie nach eigenem Ermessen Handlungsspielraum. Zumal er ihr für die Inspizierung seine Einwilligung gegeben hatte. Sie musste verhindern, dass er den Slip entsorgte.
    Anja griff in den Korb und holte ihn heraus. Eine weiße Schmierspur auf dem Stoff verriet, wofür er ihn benutzt hatte. Brandt war ihr Mann. Sie musste nur noch weitere stichhaltige Beweise finden, die vor Gericht ausreichen würden. Vielleicht konnte sie ihn mit dem Wäschestück unter Druck setzen. Da sie jedoch nicht wusste, wie er auf ihren Fund reagieren würde, entsicherte sie ihre Dienstwaffe. Den Lauf der Pistole richtete Anja auf den Boden. Sie öffnete die Tür mit der linken Hand, den Slip mit Daumen und Zeigefinger haltend. Inzwischen saß Brandt nicht mehr im Wohnzimmer, sondern lehnte an der Wand gegenüber vom Bad. Hatte er geahnt, dass sie fündig werden würde?
    Beim Anblick der Waffe stöhnte Brandt auf.
    »Erklären Sie mir das!«, forderte Anja.
    Brandt hechtete nach vorn. Die Bewegung kam so unvermittelt, dass Anja keine Reaktionszeit blieb. Er war bereits bei ihr, noch bevor sie den rechten Arm heben konnte. Grob schubste er sie beiseite. Anja kämpfte um ihr Gleichgewicht, als der Mann die Haustür erreichte und die Klinke herunterdrückte. Schnell steckte sie die Pistole weg und nahm die Verfolgung auf, während er die Wohnung verließ und die ersten vier Stufen hinter sich brachte.
    »Bleiben Sie stehen!«, brüllte Anja.
    Brandt erreichte den Treppenabsatz und knickte mit seinem Fuß um. Schmerzerfüllt stöhnte er auf. Sie packte ihn und drückte ihn gegen die Wand des Hausflurs.
    »Ich habe mit ihrer Ermordung nichts zu tun«, jammerte er.
    Zwei Stunden später betrachtete die Kommissarin ihn im Verhörraum. Wie ein Häufchen Elend saß Brandt zusammengesunken auf seinem Stuhl. Zu ihrem Erstaunen hatte er bislang keinen Anwalt verlangt. Ein Kollege verfolgte die Vernehmung teilnahmslos, damit der Verdächtige später nicht behaupten konnte, Opfer willkürlicher Polizeigewalt geworden zu sein.
    »Wie sind Sie an Julia Volks Slip gekommen?«, fragte sie.
    »Wie oft soll ich das wiederholen? Ich habe ihn ihr abgekauft. Sie ist auf die Toilette des Restaurants gegangen und hat ihn dort ausgezogen.«
    »Als Gegenleistung für eine Einladung zum Essen?«
    »Genau.«
    »Unfug!«
    »Nein. Es ist die Wahrheit. Selbst wenn sie Ihnen nicht schmeckt. Die übrigen Höschen habe ich schließlich auch gekauft. Meist, indem ich auf Anzeigen geantwortet habe. Oder wollen Sie mir jetzt alle offenen Morde an Frauen anhängen?« Brandt wich nicht einen Deut von seiner bisherigen Aussage ab.
    »Ich würde Ihnen glauben«, versuchte sie einen anderen Ansatz, »wenn Sie mir erklären, warum Sie geflüchtet sind.«
    »Eine Kurzschlussreaktion. Ich sah die Waffe in Ihrer Hand und bekam Angst.«
    »Sie sollten in aller Ruhe über Ihre Worte nachdenken. Ein Geständnis würde sich strafmildernd auswirken.« Sie stand auf und verließ den Raum. Draußen warteten zwei Polizisten, die sie darum bat, Brandt in eine Untersuchungszelle

Weitere Kostenlose Bücher