Die Rache des Stalkers
könnte? Vielleicht jemand aus Ihrer Verwandtschaft?«
Eduard König schüttelte den Kopf. »Außer Jürgen und Lara habe ich niemanden mehr.«
»Lara ist meine achtjährige Tochter«, erläuterte der Sohn.
»Schade. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir bei der Lösung dieses Problems helfen. Aber eventuell kann sich die Heimleitung einen Reim darauf machen.« Mit diesen Worten suchte sie ihre eigenen Taschen nach einer Visitenkarte ab, um sie den Königs zu geben. Wie so oft hatte sie keine bei sich. »Ich würde Ihnen gern meine Nummer hinterlassen, falls Ihnen noch etwas einfällt, doch …«
»Kein Problem«, meinte König junior und zauberte eine weitere Karte sowie einen Stift hervor. »Notieren Sie mir einfach Ihre Telefonnummer und wir melden uns.«
Bei der Verabschiedung schien es ihr, als drücke Jürgen König ihre Hand länger als nötig. Allerdings rief sie sich ins Gedächtnis, dass er eine Tochter hatte und gewiss vergeben war.
Im Büro der Heimleitung bot man ihr einen Kaffee an. Die Geschäftsführerin der Einrichtung – eine Frau namens Theresa Born – zeigte sich zwar übertrieben neugierig, war dafür jedoch zugleich sehr hilfsbereit.
Anja informierte sie, dass jemand bei der Registrierung einer E-Mail-Adresse den Namen und die Anschrift des Heimbewohners benutzt hatte. »Nach allem, was ich gerade durch Eduard König und seinen Sohn erfahren habe, können wir eine Person aus dem familiären Umfeld des alten Herrn ausschließen.«
Theresa Born stimmte in diesem Punkt mit ihr überein.
»Aber irgendwer verwendet seine Personalien. Ich vermute, diese Person hat mit Ihrem Altenheim zu tun.«
»Wir haben hier lediglich drei Computer«, wandte Frau Born ein und deutete auf das Gerät, das auf ihrem Schreibtisch stand. »Ein weiterer befindet sich am Empfang, der dritte in der Buchhaltung.«
»Verfügen die PCs über Internetzugänge?«
»Selbstverständlich.«
Höchstwahrscheinlich steckte hinter dem Pseudonym ein Mann. Die Tätigkeit in einem Altenheim könnte ihn auf den Nickname gebracht haben. Da es keinerlei Hinweise auf verschwundene Frauen im Zusammenhang mit den E-Mails von Altermann gab, hielt Anja ihn nach wie vor für einen Aufschneider, der sie jedoch zu den Leichen führen konnte. Deswegen lohnte es sich, dieser Spur zu folgen.
»Wie viele Männer arbeiten für Sie?«
»Nicht sehr viele«, antwortete Theresa Born unpräzise. »Der Pflegeberuf ist nach wie vor eine weibliche Domäne. Leider.« Sie griff nach einem Stück Papier und notierte einige Namen, die sie im Gespräch nacheinander durchging. »Da wäre zunächst unser Buchhalter Walter Zimmer. Allerdings steht er mit dem Internet auf dem Kriegsfuß. Mit seinen einundsechzig Jahren ist er nicht mehr bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Dann haben wir unseren Hausmeister, Karl Mitschke, von dem ich ehrlich gesagt nicht weiß, ob er sich mit Computern auskennt. Für seine Tätigkeit hier benötigt er keinen PC.«
»Wie alt ist Herr Mitschke?«
»Einundfünfzig, nein – zweiundfünfzig seit Anfang des Monats.«
Natürlich konnte die Kommissarin nicht ausschließen, dass der Gesuchte älteren Jahrgangs war, aber die in den Mails benutzte Sprache deutete auf jemand Jüngeren.
»Zusätzlich arbeiten noch drei Pfleger für uns. Daniel Lundberg, Klaus Sagert und Bernd Stamm. Alle um die zwanzig. Mit Herrn Stamm können Sie direkt sprechen, er hat gerade Dienst. Herrn Sagert treffen Sie heute Abend an, Herr Lundberg hat derzeit Urlaub.«
Plötzlich klingelte Anjas Handy. »Einen kleinen Moment.«
Sie nahm den Anruf entgegen und erfuhr aus dem Präsidium von Brandts Wunsch nach einem Anwalt. Das verkomplizierte die Lage. Ein routinierter Advokat würde sofort erkennen, dass die Verhaftung auf schwachen Füßen stand. Ohne Haftbefehl konnte sie den Verdächtigen maximal bis Mitternacht des nächsten Tages festhalten.
»Da können wir nichts machen. Erfüllt seine Forderung und sagt ihm, es reicht, wenn ihm morgen früh ein Anwalt zur Verfügung steht. Vorher verhöre ich ihn eh nicht noch mal.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, bat Anja die Heimleiterin, ihr Informationen über die Pfleger zusammenzutragen. »Ich benötige vor allem ihre Adressen, den Dienstplan der letzten drei Monate und welche Schichten sie möglicherweise krankheitsbedingt versäumt haben. Und bitte, erzählen Sie den Männern nichts von meinem Besuch.«
»Glauben Sie, einer von ihnen steckt dahinter?«
»Auszuschließen ist das nicht. Können Sie
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