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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Ich wollte nach meiner Scheidung in Ruhe Wunden lecken.«
    »Die Wunden sind schon lange verheilt. Ich hatte bloß vergessen, den Schorf abzukratzen.« Sie trank einen Schluck und genoss das Prickeln in ihrem Mund.
    »Ich rede nicht gern um den heißen Brei herum«, sagte er unvermittelt. »Hätten Sie Lust, sich in den nächsten Tagen mit mir zu verabreden? Beispielsweise zum Abendessen?«
    »Klar. Schwebt Ihnen ein bestimmtes Restaurant vor?«
    »In der Altstadt hat ein neuer Grieche aufgemacht, von dem ich bislang nur Gutes gehört habe.«
    »Sie meinen das Akropolis?«
    »Genau. Obwohl ich mich frage, warum griechische Restaurants immer dieselben einfallslosen Namen tragen.«
    Anja schmunzelte. »Na ja. Solange die Speisekarte kreativer ist, soll mir das egal sein. Was halten Sie von morgen Abend?«
    »Ausgezeichnet. Gegen halb neun?«
    »Einverstanden.«
    »Darf ich Sie abholen?«
    Sie nannte ihm ihre Adresse und er schlug vor, einen Tisch zu reservieren.
    »Also dann. Bis morgen.«
    »Bis morgen.«
    Nachdem sie sich noch eine gute Nacht gewünscht hatten, unterbrach Anja die Verbindung. Behutsam ließ sie das Handy auf die Couch gleiten und lächelte. Sie fühlte sich angenehm leicht, während sie ihren Kopf auf die Sofalehne legte. Wie sehr hatte sie dieses Gefühl vermisst. Einer der Gründe für ihre Arbeitswut war gewesen, dass sie sich selbst in Franks Nähe unvollkommen und unausgefüllt vorgekommen war. Diese Leere hatte sie mit ihrer Arbeit kompensieren wollen. Konnte Jürgen König ein viel schöneres Mittel dagegen sein?
    Anja warnte sich davor, zu große Erwartungen in den morgigen Abend zu setzen. Doch eigentlich gab es keinen Anlass, Schwarzmalerei zu betreiben. Sie fand ihn attraktiv, er schien verantwortungsbewusst zu sein und hatte bei ihr die Initiative ergriffen. Schneller als nach Franks Rauswurf erwartet, zeigte sich ein Silberstreif am Horizont.
    Um nicht in rosarote Gedankenwelten abzugleiten, stand sie vom Sofa auf und ging zum Schreibtisch. Kaum hatte sie sich auf ihren Bürosessel gesetzt, entdeckte sie eine neu eingegangene E-Mail. Beim Blick auf den Absender erstarrte sie. Altermann hatte Picasso angemailt und sein Betreff lautete ›Es ist geschehen‹.
    Hallo Picasso!
    Mein Freund, verzeih mir, dass ich mich erst jetzt melde, aber diesmal war es ganz anders und es ist schon ein paar Tage her.
    Ich habe das alles genossen. Nun habe ich allerdings Angst, erwischt zu werden. Vielleicht bin ich zu weit gegangen. Sie haben die Leiche sofort gefunden und ich fürchte, man kann sie zu mir zurückverfolgen. Obwohl unsere Verbindung flüchtig war. Und selbst wenn sie mich finden, werde ich niemals jemandem von dir erzählen.
    Ich wünschte, ich könnte mich in die Ermittlungen einschleichen; herauskriegen, was sie in Erfahrung gebracht haben. Ob sie etwas von mir wissen.
    Gleichzeitig genieße ich jeden Tag die Erinnerung daran. An ihre Verfolgung, ihre Schreie, ihre Panik. Sie starb in der Enge ihres Autos, während ich mich über sie beugte und mich befriedigte. Ich werde mich eine Weile nicht mehr bei dir melden und abwarten. Ich muss sicher sein, dass sie mir nicht auf der Spur sind. Allein unserer Freundschaft wegen. Niemand wird deine Fährte aufnehmen.
    Bis bald
    Altermann
    Anja verband den Laptop mit ihrem Drucker. Nachdem sie in Zanders Computer Altermanns Botschaften gefunden und im Mordfall Julia Volk zu recherchieren begonnen hatte, hatte sie mit der Idee gespielt, Altermann sei für diese Tat verantwortlich. Der Gedanke war in den Hintergrund gerückt, als sie ihn irgendwann nicht mehr für einen Mörder hielt, sondern für einen Schwätzer, der die Anonymität des Internets nutzte, um sich wichtig zu machen. Doch diese Mail änderte ihre Sichtweise.
    Sie klickte auf den Druckbutton und wenige Sekunden später setzte sich der Druckkopf in Bewegung.
    Diese Nachricht unterschied sich eklatant von den vorherigen. Früher hatte Altermann poetisch über die Leiden seiner Opfer und den Genuss bei der Jagd referiert. Waren seine vergangenen Worte das Produkt einer ausufernden Fantasie gewesen, während er nun seine echten Ängste beschrieb, erwischt zu werden?
    Anja las seinen Text noch einmal auf dem ausgedruckten Blatt Papier, weil er dadurch für sie realer wurde.
    Einige Tage her … Leiche sofort gefunden … Sie starb in der Enge ihres Autos.
    Satzfetzen, bei denen Anja an Julia dachte. Altermanns Ausführungen passten. Sie musste unbedingt herausfinden, ob in den letzten Tagen

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