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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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ihren nächsten Schuss denken. Für die existieren die Gesichter der Freier gar nicht.«
    »Eine schöne Ausrede, um sich Arbeit zu ersparen.«
    Wütend funkelte sie Hirschmüller an. Bestimmt war er Strafverteidiger geworden, um es der Polizei richtig zu zeigen, und hier witterte er seine Chance.
    »Gemeinsam mit Frau Volk verließen Sie um Viertel nach elf das Restaurant. Während Ihr Wagen vor der Tür stand, musste Julia zu dem entfernten Parkplatz, richtig?«
    Brandt nickte.
    »Sie haben sie nicht dorthin begleitet?«
    »Ich habe es ihr angeboten, aber sie lehnte ab.«
    »Sind Sie direkt losgefahren oder haben Sie gewartet? In Ihrem Auto sitzend?«
    Der Verdächtige blickte sie irritiert an. »Ich habe noch gewartet. Der Gedanke, zu einer Nutte zu fahren, war in meinem Kopf und ich habe mit mir gekämpft. Wäre ich bloß sofort nach Hause gefahren.«
    Anja dachte an die Worte der E-Mail: An ihre Verfolgung. »Haben Sie Frau Volk wegfahren sehen?«
    »Ja.«
    »Sind Sie ihr gefolgt?«
    Wieder setzte der Anwalt zum Einspruch an, doch sein Mandant schüttelte bereits den Kopf.
    »Nein. Ich bin nur ein paar hundert Meter in ihre Richtung gefahren und bog dann ab. Außerdem war von Anfang an ein Wagen zwischen uns.«
    Ihre Verfolgung.
    »Können Sie sich an das Kennzeichen des anderen Pkw erinnern?«
    Brandt zuckte mit den Achseln. »Hab ich nicht drauf geachtet.«
    »Wenigstens an den Fahrzeugtyp?«
    Offensichtlich registrierte Hirschmüller, dass sie auf etwas hinauswollte, und hielt sich entgegen seiner bisherigen Angewohnheit auffällig zurück.
    »Nein. Das ist eine Woche her.«
    Obwohl sie sich gegen ein vorschnelles Urteil wehrte, glaubte sie ihm. Altermanns Nachricht hatte die Sachlage verändert. Trotzdem gab es in Brandts Geschichte Ungereimtheiten.
    »Wenn Sie Julia den Slip abgekauft haben, verstehe ich nicht, warum Sie trotz dieses Souvenirs die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen haben.«
    »Ich wollte an dem Abend mehr«, entgegnete er. »Der Slip war für eine andere Gelegenheit bestimmt.«
    Direkt zu Dienstbeginn hatte sie mit Wagner und dem Staatsanwalt zusammengesessen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Der Staatsanwalt hatte betont, strafmildernde Umstände zu berücksichtigen, falls Brandt gestand. Andernfalls würde er nicht nur auf Mord plädieren, sondern eine anschließende Sicherheitsverwahrung beantragen. Es war ihre Aufgabe, ihm dieses Angebot zu unterbreiten.
    »Wenn Sie ein umfassendes Geständnis ablegen, verzichtet der Ankläger nach der lebenslangen Haft wegen Mordes auf die Beantragung einer Sicherheitsverwahrung. Sie wären in fünfzehn Jahren ein freier Mann.«
    »Das ist lächerlich«, schnaubte Hirschmüller. »Dieser Fall rechtfertigt überhaupt keine Sicherheitsverwahrung. Das Opfer wurde noch nicht einmal vergewaltigt!« Er spürte, mit der abfälligen Betonung seines letzten Satzes zu weit gegangen zu sein, und räusperte sich.
    Tatsächlich war das ein weiterer Punkt, der Anja beschäftigte.
    ... über sie beugte und mich befriedigte.
    Warum gab es keine Spuren?
    »Ich kann nicht gestehen«, murmelte Brandt und unterbrach ihre Grübelei. »Ich kann nichts gestehen, was ich nicht getan habe.«
    Frustriert schaute Anja auf die Akte.
    Zwei Stunden später surrte das Faxgerät. Brandt saß weiterhin in der Zelle, denn der Staatsanwalt hatte entschieden, einen Antrag auf Untersuchungshaft zu stellen, über den im Laufe des Tages ein Richter entscheiden musste. Der Ankläger hatte keinerlei Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns, doch Anja fragte sich, ob sie sich bei Brandt auf dem Holzweg befanden.
    Die Kopfzeile des Fax zeigte ihr das Altenheim als Absender an. Ungeduldig wartete sie, bis es komplett gedruckt war. Altermanns wahre Identität in Erfahrung zu bringen, erschien ihr immens wichtig.
    Theresa Born hatte ihr wie vereinbart die Auskünfte über die drei Pfleger zur Verfügung gestellt.
    Klaus Sagert, zwanzig Jahre alt, arbeitete im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in dem Seniorenstift. Er wohnte nicht in der Stadt, sondern in einem der vornehmen Vororte und damit aller Wahrscheinlichkeit nach bei seinen Eltern. Anhand seines Dienstplanes stellte sie fest, dass er mit ziemlicher Sicherheit nicht als Mörder von Julia infrage kam: In dieser Nacht hatte er Spätschicht gehabt und war nicht als fehlend vermerkt.
    Der 22-jährige Bernd Stamm hatte zwar in der Nacht des Mordes freigehabt, dafür war er für den gestrigen Tag, an dem sie die E-Mail von

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