Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache des stolzen Griechen

Die Rache des stolzen Griechen

Titel: Die Rache des stolzen Griechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Steele
Vom Netzwerk:
sitzen.“
    „Das finde ich auch“, stimmte er ihr zu. Lächelnd setzte er sich wieder.
    Clare hatte ihren Tee fast ausgetrunken. Sie wollte Lazar schon um eine zweite Tasse bitten, um dieses gemütliche Beisammensein zu verlängern, als er das Wort an sie richtete.
    „Bist du gar nicht neugierig, mit wem ich telefoniert habe?“
    „Ich dachte, es sei geschäftlich“, erwiderte sie, obwohl es dazu eigentlich noch zu früh war. Es sei denn, er hatte ein Auslandsgespräch geführt.
    „Ich habe mit Aeneas gesprochen.“
    „Aeneas?“ Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie noch mit keinem einzigen Gedanken an ihren Bruder gedacht hatte. „Kit … wie …“
    „Aeneas bringt ihn heute Vormittag nach Athen.“
    Angst stieg in ihr auf. Alarmiert schaute sie ihn an. „Er … Die Bestrafung, von der du gesprochen hast …“
    Lazar schüttelte den Kopf. „Ich kann dich nicht bestrafen, Clare. Ich denke, das weißt du.“ Ernst blickte er sie an. „Du hast durch die ganze Sache bereits mehr gelitten, als ich ertragen kann.“
    „Es war nicht so schlimm“, versicherte sie ihm. Aber was wurde dann aus Kit? Hatte Lazar nicht gesagt, dass ihr Bruder in diesem Fall seiner Strafe nicht entgehen würde und er selbst die Rache vollziehen wolle?
    „Dann fährst du also auch nach Athen?“, fragte sie gepresst.
    Er nickte. „Ich treffe Aeneas und deinen Bruder im Haus meiner Eltern.“
    Die Angst um Kit wurde wieder übermächtig in ihr. „Bitte, Lazar, tue ihm nichts an! Versprich mir, ihm nicht wehzutun!“
    Sein Gesicht verschloss sich wieder und wurde maskenhaft starr. Clare hatte nicht erwartet, dies noch einmal an ihm zu sehen. „Ich werde ihn gerecht behandeln“, erwiderte er.
    Damit musste sie sich zufriedengeben. Seine Miene verriet ihr, dass alles weitere Bitten und Betteln vergebens wäre. Lazar würde tun, was er für richtig hielt, und es zerriss ihr beinahe das Herz bei der Vorstellung, was er ihrem Bruder antun könnte. Ihre Freude über dieses frühmorgendliche harmonische Zusammensein mit Lazar war dahin. Er weigerte sich also nach wie vor zu glauben, dass seine Schwester gelogen hatte. Das bedeutete, dass alles, was Kit zu seiner Verteidigung vorbrachte, als unwahr betrachtet wurde. Wo blieb da die Gerechtigkeit?
    „Lazar, lass mich bitte mitkommen“, bat sie aus einem Impuls heraus. Dann konnte sie vielleicht ein gutes Wort für Kit einlegen.
    „Nein, Clare“, lehnte er ab. „Das ist keine gute Idee.“
    „Aber warum nicht? Ich …“
    „Es wäre zu – unerfreulich für dich.“
    Unerfreulich? Oh nein, armer Kit! Clare verzichtete auf die zweite Tasse Tee, die sie noch hatte trinken wollen, und stand auf. Lazar sah nicht so aus, als würde er es bedauern, wenn sie ging.
    „Ich denke, ich ziehe mich wieder in mein Zimmer zurück“, erklärte sie kühl. Auch sie hatte ihren Stolz.
    „Ich habe gesagt, dass ich deinen Bruder gerecht behandeln werde, Clare“, erinnerte er sie mit unbewegter Miene. „Versuch noch ein wenig zu schlafen.“
    Sollte das ein Trost gewesen sein? Wortlos verließ Clare den Salon. Ihre Gedanken kreisten um Kit und die Frage, was Lazar mit ihm anstellen würde. Was verstand er unter „gerecht“? Ganz sicher würde er sich nicht Kits Version anhören und ihm dann höflich erklären, dass sie beide nach Hause zurückkehren konnten.
    Nach Hause!
    Diese beiden Worte verdrängten alle anderen Gedanken. Überrascht stellte sie fest, dass sie gar nicht nach Hause wollte!
    Verstört ließ sie sich in ihrem Zimmer aufs Bett fallen. Wieso wollte sie plötzlich nicht mehr nach Hause?
    Einen Moment später ging ihr auf, was mit ihr los war. Dass sie ihr Herz an dieses wunderschöne Land verloren hatte, wusste sie bereits. Doch ihm gehörte nur ein kleiner Teil ihres Herzens. Den größten Teil hatte Lazar ihr gestohlen. Sie wollte nicht nach Hause. Sie wollte hierbleiben – bei ihm.
    Sie liebte Lazar. Seit Tagen schon, wie ihr jetzt bewusst wurde. Sie hatte es nur nicht gemerkt. Aber was sollte daraus werden? Wie sollte sie diese Liebe wieder loswerden?
    Überhaupt nicht. Sie liebte ihn zu sehr.
    Die Erkenntnis, dass sie einen Mann liebte, der dabei war, ihrem Bruder körperliche Gewalt zuzufügen, warf sie beinahe um. Wie konnte sie einen solchen Mann lieben?
    Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. Ihre Situation war hoffnungslos. Auch wenn Kit aus dieser Geschichte herauskam, ohne dass ihm ein Härchen gekrümmt wurde – Lazar würde niemals ihre

Weitere Kostenlose Bücher