Die Rache des stolzen Millionärs (German Edition)
war sich nicht ganz sicher. Er wusste nur, dass er aus seinem Haus verschwinden musste, nachdem er Tess abgesetzt und dafür gesorgt hatte, dass sie sich hinlegte. Anschließend hatte er sich Olin vorgeknöpft und ihm einige saftige Strafen angedroht, sollte er Tess noch einmal anbieten, sie mitten in der Nacht zum roten Haus zu fahren. Dann war er davongestürmt.
Gereizt fuhr Wanda fort: „Schön, lass mich raten. Geschäftliche Probleme?“
„Nein.“
„Dann müssen sie persönlicher Natur sein. Das ist nicht gerade ein Lieblingsthema von mir, über das ich gern diskutiere, doch ich werde es tun. Raus damit.“
Die Katzenuhr über dem Backblech miaute zweimal. Zwei Uhr morgens. Damien fuhr sich mit den Händen durch sein Haar. „Weißt du, wie ich so erfolgreich geworden bin, Wanda?“
Sie schmunzelte. „Gutes Köpfchen, guter Mann.“
Er lachte leise in sich hinein. „Nein. Durchhaltevermögen und Killerinstinkt.“
„Meine zweite Vermutung.“
„Ich mache einen Plan und ziehe ihn Punkt für Punkt durch. Ich verschwende keinen zweiten Gedanken, zeige kein Mitgefühl.“
„Und?“
„Ich bin von meinem Plan nicht mehr völlig überzeugt.“
Wanda stand auf und beugte sich über den Tresen, um nach einer kleinen Flasche zu greifen. „Warum?“
„Ich weiß nicht.“ Doch eigentlich lag es auf der Hand. Nachdem er Tess’ Geständnis über ihre falsche Heirat und ihren schrecklichen Mann gehört hatte, waren ihm Zweifel gekommen, ob er seinen Plan, sie zu verletzen, durchführen sollte. Wenn sie schon so gelitten hatte, wie könnte er da …
„Komm schon, Damien“, ermunterte sie ihn und goss dabei etwas von der Flüssigkeit aus der kleinen Flasche in ihren Kaffeebecher, wobei es sich, wie er Wanda kannte, wahrscheinlich um Whisky handelte. „Du willst den Grund nur nicht zugeben, weil du dich dann weniger männlich fühlen könntest.“
Er schmunzelte sie über seine mit einem Schuss Schnaps aufgefüllte Tasse hinweg an. Sie ließ ihm nie etwas durchgehen. Vor mehr als fünfzehn Jahren hatte er seine Eltern verloren, und er war ganz gut allein zurechtgekommen. Dann hatte er Wanda kennengelernt. Sie hatte ihm ihre Freundschaft angeboten, ihm kluge Ratschläge gegeben und mit den Jahren eine mütterliche Rolle für ihn übernommen.
„Es geht um die Frau, die du getroffen hast … die Rothaarige“, gestand er düster.
Sie nickte. „Das habe ich mir schon gedacht. Aber Damien, Schätzchen, du kannst nicht zulassen, dass die Liebe Einfluss auf deine Entscheidungen nimmt.“
„Du bist die einzige Frau, die ich kenne, die so etwas sagt.“
Wanda lächelte nur und nippte an ihrem Kaffee.
„Und im Übrigen“, fügte er hinzu, „geht es hier nicht um Liebe.“
„Nicht?“
„Nein.“ Dann korrigierte er seine Behauptung. „Gut, heute ist es keine Liebe mehr. Früher war es Liebe, doch sie wurde mit Füßen getreten, und du weißt nur zu gut, wie ein Mann so etwas wegsteckt.“
„Ich weiß. Dann nutze diese Gefühle. Nimm deine Wut, den Schmerz und deinen verletzten Stolz. Mach sie dir bewusst, damit du wieder in Schwung kommst und deine Zweifel beseitigst.“
„Warum versuchst du nicht, mir meinen Plan auszureden, und erklärst mir, dass man vergeben muss?“
Wanda kippte den Rest des alkoholischen Flascheninhalts in ihren leeren Kaffeebecher. „Verdammt, Damien, wenn ich dir den Rat gebe, zu verzeihen und so weiterzumachen, dann müsste ich das selbst befolgen.“
„Von wem redest du da?“ Wanda traf sich jetzt seit einigen Monaten mit ihrem Obst-und-Gemüse-Lieferanten, und Damien kannte ihn nicht wirklich gut. Doch er kannte seinen Namen. „Ist es Paulo? Liegt ihr beide im Clinch? Denn ich werde ihm alle Knochen brechen, wenn er dich verletzt hat …“
„Nein, nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die Geschichte, auf die ich anspiele, passierte lange vor Paulo.“
„Wer war es denn?“
„Du kennst ihn nicht, mein erster Mann …“
„Du warst schon mal verheiratet?“
„Das reicht jetzt. Meine Vergangenheit geht niemanden etwas an, und ich habe keine Lust, sie mit jemandem zu teilen.“ Sie leerte ihre Tasse und stand auf. „Ich brauche meinen Schönheitsschlaf, und du musst dein gewohntes Leben wieder aufnehmen.“ Dann beugte sie sich zu ihm herüber und küsste ihn auf die Wange. „Schließ ab, wenn du gehst, in Ordnung?“
„Sicher.“
Damien trank den Rest seines Kaffees aus, blieb aber trotzdem noch am Tresen sitzen. Wanda hatte recht. Jedes Mal,
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