Die Rache ist Dein
einziges Durcheinander.
Ruf doch in einer Stunde noch mal an, harte ihr Vater gesagt und hinzugefügt: Ist bei dir alles in Ordnung?
Mir geht's gut, Daddy. Wirklich. Alles schon wiederfast normal. Sie hatte gezögert. Aber warum muß ausgerechnet uns all das passieren?
Ihr Dad hatte gelacht, aber es war kein fröhliches Lachen. Probleme hat jeder mal. Vielleicht sind wir jetzt dran. Es tut mir so leid, Dad. Kommst du klar?
Mir geht's gut, meiner Familie geht's gut. Er hielt inne. Ich liebe dich, Prinzessin. Bitte sei vorsichtig. Tu deinem alten Herrn einen Gefallen und bleib wenigstens mit uns in Verbindung. Mach ich, Dad. Keine Bange. Ich paß auf mich auf.
Er tat ihr wirklich leid. Aber die Sache hatte auch einen winzigen Vorteil. Endlich hatte sie Zeit für sich. Da Dad durch die neuesten Entwicklungen abgelenkt war, kreisten seine Gedanken nicht mehr ständig um sie. Dasselbe galt auch für Marge und Oliver. Das gab ihr die Freiheit nachzudenken ... zu analysieren.
Sie griff nach der Kaffeekanne und wusch sie aus. Ihre Gedanken wanderten zu der mit Scott verbrachten Nacht. Alles war so schnell und so stürmisch geschehen, daß sie sich fragte, ob es überhaupt passiert war. Es kam ihr noch unwirklicher vor, weil sie allein aufgewacht und er bereits gegangen war. (Wenigstens lagen die zerknitterten Laken auf dem Sofa. Er hatte also tatsächlich hier geschlafen.) Und als er dann anrief, sagte er nur, daß er bei ihrem Vater sei und sie sich jetzt um die Sache im Park kümmern müßten.
Cindy trocknete die Kanne ab und stellte sie auf die Maschine.
Eine verrückte Nacht, aber wesentlich besser als die Nacht davor. An den Sex konnte sie sich kaum erinnern — sie war in Gedanken ganz woanders gewesen -, aber sie erinnerte sich an das Gespräch über Bederman und daß Scott gesagt hatte, für gewöhnlich blieben Partner nach einem Wechsel nicht befreundet. Das ließ Zweifel in ihr aufkommen über Graham und über Rick Bederman, weil er sich gestern abend sehr merkwürdig verhalten hatte und über Hayley hergezogen war. Vielleicht, dachte Cindy, hat es doch einen anderen Grund dafür gegeben, daß Bederman die Partnerschaft beenden wollte.
Ein Partnerwechsel mußte schriftlich beantragt werden. Also mußte sich in Bedermans Unterlagen eine Kopie des Antrags befinden. Wenn sie an seine Personalunterlagen rankam, würde sie den eigentlichen Grund für den Wechsel finden. War das nicht was?
Aber das war nicht so einfach. Personalunterlagen waren nicht nur vertraulich, sie wurden auch in der Innenstadt im Parker Center aufbewahrt. Zugang zu den Unterlagen war ohne schriftliche Genehmigung unmöglich, und die Personalabteilung war am Wochenende geschlossen. Es brachte nichts, ins Parker Center zu fahren.
Während Cindy weiter aufräumte, dachte sie nach. Auf den meisten Revieren war es am Wochenende sehr ruhig. Die Detectives saßen zu Hause auf Abruf, und wenn ein Fall bis Montag warten konnte, dann wurde das gemacht.
Cindy öffnete den Kühlschrank. Sie nahm Weintrauben heraus, steckte eine in den Mund, genoß den süßen, frischen Geschmack. Sie sank auf das Sofa, legte die Füße hoch.
In Hollywood mußte es rudimentäre Unterlagen über die dort arbeitenden Cops geben. Schließlich gab es Anwesenheitslisten, Urlaubsanträge, Krankschreibungen und Urlaubslisten. Die Anwesenheitsliste wurde für gewöhnlich vom Wachhabenden per Hand geführt, aber die hangeschriebenen Informationen wurden wahrscheinlich von einer zivilen Arbeitskraft in den Computer eingegeben. Vielleicht würde es ihr gelingen, den Reviercomputer zu knacken. Auf jeden Fall konnte sie viel unauffälliger in das Gebäude gelangen als ins Parker Center. Aber wenn das Revier so leer war, würde ihre Anwesenheit nicht auffallen? Sie hatte die Trauben aufgegessen, drehte die leeren Zweige in der Hand. Die Traube war ein Netzwerk, ein System. Man mußte nur wissen, wie das System funktionierte. Wenn jemand fragte, konnte sie behaupten, sie hätte Berichte zu schreiben oder würde Tropper aushelfen, weil der in Papierkram versank. Alle wußten, daß sie das tat, also würde es keinen Verdacht erregen.
Allerdings brauchte man für das Knacken eines Softwarecodes Zeit. Und vielleicht konnte sie ihn überhaupt nicht knacken. Falls es ihr gelang, wonach sollte sie suchen? Sie stand auf und griff nach ihrer Tasche. Besser, aktiv zu werden, als untätig rumzusitzen.
Sie entriegelte die Tür und schloß hinter sich ab. Vorsichtig sah sie sich um, auf
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