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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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fettere Köder verwenden müssen als simple Versprechen. Cindy dachte daran, daß sich alle nur auf Craytons Entführung und den Autoraub konzentriert hatten. Vielleicht hätten sie sich dafür interessieren sollen, was zu dem Autoraub geführt hatte, nämlich wie Armand seinen Lebensunterhalt verdiente. Was hatte Cindys Vater noch über Craytons Geschäfte gesagt? Irgendwas mit Grundstücksspekulationen in der Nähe von Palm Springs. Wie hieß die Stadt gleich wieder? Was mit Blumen ... So was wie Las Flores, nur auf französisch. Les Fleurs? Belle Fleur? Das war es. Belfleur. In einem Wort. Cindy fuhr los, aber nicht nach Hause.
    Zu ihrem Erschrecken merkte sie, daß sie in südöstlicher Richtung fuhr, bis sie Arlington erreichte. Dann, als würde sie ferngesteuert, bog sie nach Osten auf den Freeway ein. Aber sie war nicht ferngesteuert. Sie wußte, was sie tat. Sie fuhr nach Belfleur in der Hoffnung, Hinweise darauf zu finden, was mit Craytons Plänen schiefgelaufen war.
    Ein Schuß ins Blaue, aber zum Teufel noch mal, vielleicht würde sie dieses eine Mal richtig liegen.
    Eigentlich hätte es, bei Temperaturen um zwanzig Grad, ein herrlicher Sonntagnachmittag werden sollen. Aber der morgendliche Küstennebel hatte sich nicht aufgelöst, der Himmel war milchig blau, als leide er an Sauerstoffmangel. Die Häuser waren in die Auspuffgase der Autos, Lastwagen und Busse gehüllt, alles wirkte verwaschen. Aber zum Glück herrschte wenig Verkehr. Selbst Cin-dys alter Saturn tuckerte in vernünftigem Tempo dahin, schien es zu genießen, endlich einmal nicht im Stau zu stecken.
    Als sie die große Stadt hinter sich ließ, kam sie an Dutzenden von Schlafstädten vorbei. Die Siedlungen sahen identisch aus -zweistöckige Häuser mit spitzen Dächern aus Teerpappe und weißen Wänden. Ein Haus nach dem anderen. Und am Rande der Siedlungen riesige Einkaufszentren, einsame Inseln in einem Meer aus Asphalt.
    Keine landschaftlich schöne Strecke, aber das war Cindy egal. Sie fand es herrlich, aus der Stadt herauszukommen, sich endlich einmal nicht bedroht zu fühlen. Allerdings wurde sie nicht sorglos. Ständig sah sie in den Rückspiegel, fuhr mal schneller, mal langsamer, wechselte immer wieder die Fahrbahn. Sie tastete in ihrer Tasche nach der Waffe, vergewisserte sich, daß ihr Handy eingeschaltet war. Sie öffnete das Fenster, schloß es wieder, drehte die Lautstärke des Radios hoch. Alles, damit sie aktiv und wach blieb. Trotzdem war da noch ein Rest von Angst, das nagende Gefühl, daß ihr etwas entging.

31
    Wieder sah sie in den Rückspiegel. Nach einer Stunde waren von den Autos, die von Beginn an hinter ihr fuhren, nur noch vier übrig geblieben. Die Fahrzeuge fuhren in gleichmäßigem Tempo, hielten aber gebührend Abstand. Außerdem wechselte keines die Fahrbahn, wenn Cindy das tat. Also fühlte sie sich momentan in Sicherheit.
    Ihr Magen knurrte. Sie holte einen Apfel aus der Tasche. Dreißig Minuten später aß sie ein paar Trauben.
    Sie fuhr jetzt durch freie Landschaft. Zu beiden Seiten erstreckte sich karges Buschland bis zum Rand der Mojavewüste. Sandige Ebenen drängten sich gegen schneebedeckte Berge. Der Übergang geschah abrupt, aus dem flachen, trockenen Boden erhoben sich unverhofft die Vorberge. Aber die Luft war glasklar. Kein Küstennebel, keine Industrieabgase, die ihr die Sicht nahmen. Cindy war erstaunt, daß eine so kleine Gemeinde wie Belfleur tatsächlich eine eigene Ausfahrt hatte. Auf dem Schild wurde das Städtchen als Antiqutätenhauptstadt der Region bezeichnet. Vom Freeway aus entdeckte Cindy auch wirklich einige Antiquitätengeschäfte. Sie wechselte auf die rechte Spur und bog in die Ausfahrt. Erleichtert stellte sie fest, daß ihr keines der anderen Autos folgte. Gleich darauf erreichte sie die Main Street - eine vierspurige, staubige Asphaltstraße parallel zum Freeway. Da es kein Geschäftszentrum zu geben schien, parkte sie einfach irgendwo und stieg aus.
    Der Ort wirkte wie eine Geisterstadt. Keine Fußgänger, wenig Anzeichen von Leben. Belfleur war klein, wollte gerne malerisch sein, doch das gelang nicht ganz. Die Läden befanden sich in rasch errichteten, rauh verputzten Häusern, grau gestreift vom Regen oder schlechter Installation. Cindy kam an einem Imbiß, einem Cafe und einem Lebensmittelladen vorbei — alle geschlossen. Auf der anderen Straßenseite sah sie einen Secondhand-Laden, ebenfalls geschlossen, ein Eisenwarengeschäft und einen Spirituosenladen, die geöffnet

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