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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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kriechen macht Krach.)
    Sie kämpfen. (Er hat eine Flinte, ist dreißig Kilo schwerer als du und viel erfahrener!) Sie stellen sich tot. Mach das, Mädchen!
    Cindy lag still, versuchte, jeden Muskel ihres Körpers erstarren zu lassen. Schwierig, weil ihre Blase und ihr Darm revoltierten. Und sie hörte immer noch ihren verängstigten Atem, trotz der vorbeirasenden Autos. Wenn sie das hörte, hörte er es auch. Cindy öffnete den Mund, hoffte, auf diese Weise nicht nur mehr Luft zu bekommen, sondern auch ihr Schnaufen zu dämpfen. Aber seine Schritte kamen näher. Vorsichtig drehte sie den Kopf, bis seine vom Mondlicht beschienene Silhouette sichtbar wurde. Er durchsuchte das Gebüsch, zerrte Zweige aus dem Weg, bog das Blattwerk auseinander.
    Er war der Jäger, sie die Beute. Wie lange konnte das gutgehen? Wie lange würde sie durchhalten? Wenn er sie fand, zusammengekauert wie ein verwundetes Tier, war sie so gut wie tot. Sie brauchte einen Plan. Denn das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite.
    Ihr blieben nur zwei Möglichkeiten. Weil er auf sie schießen würde, wenn sie wegrannte — er war als hervorragender Schütze bekannt —, mußte sie ihn entweder direkt angreifen oder versuchen, ihm die Flinte zu entreißen. Gelang es ihr, ihn unschädlich zu machen, würde es leichter sein, ihm die Waffe abzunehmen. Aber wenn das schiefging, war sie tot. Flinte oder er? Flinte oder er?
    Dann dachte sie: Du mußt dich nicht sofort entscheiden, haß es einfach darauf ankommen.
    Er kam näher und näher, ließ den Blick über das Gelände schweifen. Teilte die Blätter mit dem Lauf der Flinte, was bedeutete, daß die Mündung auf ihr Gesicht gerichtet sein würde, wenn er sie fand.
    Setz die Füße ein. Die sind tödlicher als die Arme. Stell dir vor, du wärst ein Känguruh. Welche Motivation hab ich? Er schießt mir den Kopf weg, wenn ich versage. Noch dreißig Zentimeter. Zwanzig, neunzehn, achtzehn ... Sie hielt die Luft an, machte sich zum Angriffbereit. Sechzehn, vierzehn ... Die Blätter teilten sich, ließen das Mondlicht durch.
    Cindy versetzte ihm einen festen Tritt zwischen die Beine. Als er vornüber sackte, stieß sie mit den Knien nach und traf ihn an der Nase, die sofort zu bluten begann. Sie sprang auf, packte seinen Arm, wie sie es auf der Akademie gelernt hatte, verdrehte ihn mit aller Kraft. Aber er hatte dieselbe Ausbildung, kannte dieselben Griffe. Trotz seiner Behinderung — schmerzende Genitalien und blutende Nase — schien seine Kraft unbegrenzt zu sein.
    Cindy hätte wegrennen sollen, solange sie die Möglichkeit dazu hatte. Aber sie wollte nicht. Sie wollte siegen! Die Flinte entglitt ihm allmählich. Sie hatte es fast geschafft. Sie war kleiner, wendiger. Ohne die Waffe hatte sie eine Chance. Aber er trickste sie aus. Sein rechter Arm legte sich um ihren Hals, zog sie zu sich heran. Sie war gezwungen, den linken loszulassen, versuchte, ihn auf den Rücken zu werfen, wie sie es auf der Akademie gelernt hatte.
    Er war darauf vorbereitet. Und er war stark ... so stark.
    Das Licht verblaßte.
    Die Geräusche verstummten.
    Ich liebe dich, Mom.

33
    Decker umklammerte das Handy. »Wie lange ist ihr Anruf her?«
    Rina unterdrückte ihre Besorgnis. »Sie sagte, sie wütde gegen zehn hier sein.«
    »Das war vor einer Stunde Hast du sie angerufen?«
    »Ja, selbstverständlich. Sie geht weder ans Telefon noch ans Handy und reagiert nicht auf ihren Pager. Vielleicht fährt sie über die Berge. Da ist der Empfang oft nicht gut.« Aber Decker hörte nicht zu. Angst schnürte ihm die Kehle ab. »Wie oft hast du es versucht?«
    »Bestimmt ein halbes Dutzend Mal«, gab Rina zu.
    »Großer Gott!« Er lief unruhig auf und ab, während er sprach. »Ich komm nach Hause. Aber erst ruf ich in Hollywood an und bitte die, einen Streifenwagen zu ihrer Wohnung zu schicken. Okay ... « Er redete ebenso mit sich wie mit Rina. »Zuerst überprüfen wir, ob sie zu Hause ist. Dann stellen wir fest, ob ihr Auto weg ist. Wenn ihr Auto weg ist, gebe ich eine Fahndung raus. Also sollte ich besser die Highway Patrol anrufen. Wenn Cindy zu uns unterwegs ist, hat sie den Freeway genommen.«
    »Willst du, daß ich nach ihr suche?«
    »Auf keinen Fall! Bleib du am Telefon. Gott, was für ein Alptraum!«
    Rina schloß die Augen. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. »Ich ruf dich sofort an, wenn sich was tut.«
    »Sie hat nicht erwähnt, worüber sie mit mir sprechen wollte?«
    »Nein.«
    »Nicht mal andeutungsweise?«
    Rina

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