Die Rache ist Dein
will diese Fassade der Ebenbürtigkeit unbedingt aufrechterhalten.« Rina griff nach seiner Hand. »Wir wissen, daß sie total verängstigt ist. Ich frage mich nur, ob es eine Möglichkeit gibt, ihr zu helfen, ohne daß wir sie vor den Kopf stoßen.«
»Es gibt eine Möglichkeit«, sagte Decker. »Ich kann rausfinden, wer dieser Dreckskerl ist, und ihn aus dem Verkehr ziehen. Vorzugsweise mit ihrer Hilfe, aber es geht auch ohne. Wenn sie Geheimnisse vor mir hat, dann kann ich auch welche vor ihr haben.«
»Das ist ja schön und gut, aber du hast keine Ahnung, wer er ist.«
»Ganz so ahnungslos bin ich nicht. Sie hat mich da auf was gebracht. Ich muß nicht bei Null anfangen.«
»Auf was hat sie dich gebracht?« fragte Rina.
»Auf ein paar ihrer Kollegen. Und ich schließe nicht aus, daß es was mit dem Crayton-Fall zu tun hat.«
»Das war vor mehr als einem Jahr.«
»Aber er ist noch nicht aufgeklärt. Wir haben alle das Gefühl, daß einige dieser Carjackings damit zu tun haben.«
»Und die anderen Fälle?«
Decker schaute gequält. »Wir arbeiten noch daran. Warum tut sie mir das an? Sie weiß doch, wieviel Sorgen ich mir mache.« Er sprang auf und nahm das Telefon aus der Ladestation. »Das macht mich verrückt! Ich muß wohl akzeptieren, daß ich der Erwachsene in dieser Beziehung bin.«
»Vielleicht ist das ja ein Teil des Problems. Daß du dich als der einzige Erwachsene fühlst.«
Er starrte sie an. »Seit wann beschäftigst du dich mit Seelenklempnerei?« Er verzog das Gesicht.
»Das kommt von all den Kursen, die du belegst. Wenn die Ehefrau sich zu sehr für Psychologie interessiert, könnte die Ehe in Gefahr sein.«
Rina lachte. »Keine Bange. Mich wirst du nicht los.«
»Das hoffe ich.« Cindys Anrufbeantworter sprang an. Decker wartete pflichtschuldig auf den Pfeifton. »Hi, Süße, ich wollte nur wissen, wie es dir geht. Ruf mich an, ob alles okay ist. Ich liebe dich.« Er drückte auf die Schlußtaste. »Das wär's.«
»Nur daß du dir jetzt Sorgen machst, weil sie nicht zu Hause ist.«
»Genau.« Decker versuchte es auf ihrem Handy. Als er nur die irritierende blecherne Ansage bekam - der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar — wählte er ihren Pager an. Entweder reagierte sie zu langsam oder sie ignorierte ihn absichtlich. Nach zehn Minuten ruhelosen Hin- und Herlaufens gab er auf und sank auf die Couch. »Ich weiß nicht mehr weiter. Hilf mir. Was soll ich tun?«
Rina griff nach seiner Hand. Er litt. Sie litt auch. Trotzdem mußte sie die Vernünftige bleiben, ihre Sorgen und Gefühle für sich behalten; Cindy war seine Tochter. »Du willst zu ihr fahren, oder?«
»Ich weiß nicht!«
»Man sollte Kindern gleich nach der Geburt Chips zur Lokalisierung implantieren. Die Hebamme könnte das machen, wenn sie den Nabel mit Höllenstein behandelt.«
»Das wäre hervorragend.«
»Warum versuchst du es nicht mit Olivers Pager, statt dich da rüber zu schleppen?« schlug Rina vor. »Vielleicht ist er bei ihr.«
»Darüber will ich lieber nicht nachdenken.« Decker zog die Nase kraus. »Aber die Idee ist gut.« Er gab Olivers Pagernummer ein, tigerte wieder auf und ab, bis das Telefon klingelte. Mit zitternder Hand nahm er ab. »Ja.«
»Was ist los?« fragte Oliver. »Ist mit Cindy alles okay?«
Deckers Herz sank. Wenn Oliver das fragte, war sie nicht bei ihm. »Das hoffe ich. Sie ist nicht zufällig bei dir?«
Oliver zögerte. Das war allerdings ein Gesinnungswandel. Aber Decker war inzwischen vermutlich so nervös, daß er jede Art Schutz akzeptierte. Für Decker war Oliver wahrscheinlich eine Mischung aus besitzergreifendem Affen und Pitbull. »Bei mir ist sie nicht«, sagte er. »Ich war die letzten drei Stunden mit Marge an der Unfallstelle des Camry. Gibt's ein Problem mit Cindy?«
»Nein. Sie ist nur nicht zu Hause. Vielleicht fahr ich vorbei, für alle Fälle.«
»Marge und ich haben hier noch so fünfzehn, zwanzig Minuten zu tun. Heute ist dein Sabbat.
Wenn du willst, fahren wir vorbei. Erspart dir die Mühe ... wenn du willst.«
Der Junge versucht, diplomatisch zu sein, dachte Decker. »Warst du heute morgen bei ihr, Scott?«
Oliver sog scharf die Luft ein. Wollte Decker ihn verhören? Aber bevor Scott antworten konnte , fügte Decker hinzu: »Ich wollte nur wissen, ob sie dir irgendwas Neues erzählt hat. Etwas, das sie mir vielleicht nicht sagen wollte?«
Okay. Das war es also. Decker war außer sich vor Sorge, dankbar für jede Hilfe, weil Cindy seine
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