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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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endeten sie vor Gericht.«
    »Die Launen des Schicksals«, sagte Bill.
    Der Richter nickte. Während die Männer aßen, legte Tommy sein halbgegessenes Brot hin. Er verließ den Platz neben seinem Großvater und schlüpfte an das Fußende des Bettes. Er hatte eine Idee, aber etwas in ihm verbot ihm, sie in die Tat umzusetzen. Jetzt mach’ ich’s, dachte er, aber dann sagte seine innere Stimme: Laß es bleiben!
    Er wußte nicht, ob er der einzige war, der bemerkt hatte, daß Bill Lewis die Tür nicht abgeschlossen hatte, als er das Essen brachte. Er wandte sich um und fragte sich, ob er sich unsichtbar machen könnte, so leise aufstehen, daß es niemand merkte, so leise auftreten, daß seine Fußtritte unhörbar waren.
    Gerade beugte sich Bill Lewis nach vorne, um sich ein Brotzunehmen. Das war die Gelegenheit. Jetzt oder nie.
    »Hey, Tommy!«
    »Tommy, was machst du denn da?«
    Die Stimmen von Großvater und Bill klangen überrascht, aber sie schienen von weit her zu kommen. Tommy hatte das Gefühl zu fliegen. Er lief zum Ausgang, fiel beinahe hin, stützte sich an der Wand ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit einem Satz war er an der Tür, suchte nach der Klinke und nahm kaum die beiden Männer hinter sich wahr.
    »Halt!« rief Bill Lewis erschrocken. Seine Stimme klang schrill.
    »Verflucht noch mal, Tommy! Bleib hier!«
    Tommy faßte nach der Türklinke, riß die Tür auf, ignorierte Bill, der ihm auf dem Fuß folgte.
    »Olivia! Ramon! Der Junge! Hilfe!« schrie Lewis.
    Tommy war ihm durch die Tür entwischt. Er hörte seinen Großvater rufen: »Los, Tommy, lauf! Lauf, was du kannst!«
    »Haltet ihn auf, schnappt ihn, los!«
    Lewis war nur einen halben Schritt hinter ihm, Tommy aber warf die Tür mit einem Schlag gegen seinen ausgestreckten Arm.
    »Verfluchter Bengel!« brüllte Lewis.
    »Lauf, Tommy, lauf!« rief sein Großvater aufmunternd.
    »Lauf in die Freiheit, so schnell du kannst!«
    Tommy rannte über den Flur, an verschiedenen offenen Türen vorbei auf die Treppe zu. Im Vorbeirasen sah er einen Wäscheständer, einen Berg schmutziger Kleider.
    Auf einem Bett lagen Waffen und Munition. Er achtete nicht darauf, sondern lief weiter. Er fühlte Lewis dicht hinter sich, ahnte, daß dieser seine Arme weit nach ihm ausstreckte. Er lief im Zickzack, um sich nicht fangen zu lassen, erwischte den obersten Pfeiler des Treppengeländers und schwang sich herum. Lewis hatte mit seiner Hand seinen Pullover erwischt, aber es gelang ihm, sich loszu-reißen. Lewis glitt aus, fiel hin und fluchte. Tommy sah nach unten. Olivia und Ramon liefen ihm mit gezückten Waffen entgegen. Als er sich umsah, rappelte sich Lewis gerade wieder hoch und sprang von hinten auf ihn los.
    Blitzschnell duckte er sich und stand plötzlich hinter Bill, der sich umwandte und wieder ausrutschte. Tommy lief weiter nach oben und in das erstbeste Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und stürzte zum Fenster.
    Hinter sich hörte er Olivia rufen: »Ich schieße, du verdammter Bengel, ich schieße!«
    Tommy achtete nicht auf sie. Er erreichte das Fenster und versuchte verzweifelt, den Griff zu öffnen. Er sah hinaus, entdeckte gleich unter sich ein Vordach und in der Ferne eine Reihe großer, dunkler Bäume unter einem weiten, grauen, wolkenverhangenen Himmel. Er hörte seinen Atem gehen, als ob das Geräusch von ganz woanders käme. Es wurde ihm klar, daß seine Verfolger dicht hinter ihm waren, und er spürte ihre Wut.
    Dann hörte er den lauten Knall eines Schusses, der ihn so erschreckte, daß er zu Boden fiel, während sich Gips- und Holzstückchen aus der Wand lösten und auf ihn herunterregneten.
    Ich bin tot, dachte er, dann aber hörte er die Stimme seines Großvaters, der rief: »Laß ihn in Frieden, du sadistisches Weib! Ich bring’ dich um, wenn du ihn verletzt!«
    Und Olivia hörte er antworten: »Aus dem Weg, Alter! Sonst bist du dran!«
    Stimmengewirr, laute Rufe, wildes Durcheinander.
    Tommy merkte plötzlich, daß er selbst ebenfalls schrie.
    Mit hoher, hysterischer Stimme kreischte er: »Nach Hause, nach Hause!«
    Er taumelte hoch, wich den Armen aus, die nach ihm greifen wollten, und langte nach einem Stuhl, den er gegen die Fensterscheibe zu werfen versuchte.
    Ich will raus! Ich springe durchs Fenster, dachte er.
    Doch da packte ihn jemand am Kragen und zerrte ihn nach hinten. Der Stuhl glitt ihm aus den Händen und fiel krachend zu Boden. Tommy wurde geschüttelt, geschlagen und hin und her gezerrt wie ein

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