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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Sack.
    Durchs Fenster sah Tommy ein kleines silberblaues Stück Himmel, das sich durch die Wolkendecke gekämpft hatte, wenn auch nur für Sekunden. Er empfand, daß es trotz allem wert war, dieses Stück Himmel gesehen zu haben. Dann krümmte er sich zusammen, um sich zu schützen, schloß die Augen, legte seine Arme über die Ohren, um die fürchterlichen Schreie um sich herum nicht hören zu müssen.
    Jetzt töten sie mich, dachte er. Hoffentlich erzählt Großvater den anderen, daß ich versucht habe zu fliehen! Dann sind sie bestimmt stolz auf mich. Plötzlich hörte er durch all den Lärm die tiefe Stimme seines Großvaters, der ihn energisch verteidigte. Für Sekunden gab sie ihm Trost.
    Dann sank er in einen Zustand tiefer Bewußtlosigkeit.
     
    Megan saß in ihrem Büro, aber es gelang ihr nicht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren und still zu sitzen. Sie mußte fortwährend an Olivia denken: an diese Stimme, die von ungewöhnlicher Tiefe war, deren kehliger, maskuliner Klang schon früher die Frauen eingeschüchtert und die Männer mitgerissen hatte. Sie hatte eine Fülle dichten Haars und beeindruckte durch ihre Schönheit. Sie war originell und voller Durchsetzungskraft. Sie dachte sich die verrücktesten Dinge aus, tat, als seien sie das Normalste von der Welt. Die anderen fielen darauf herein, beteiligten sich nur zu gerne daran. Plötzlich verspürte Megan großen Ärger. Ärger über sich selbst. Wie konnte ich nur so dumm sein, fragte sie sich. Ich war wohl noch ein Kind! Als wir in dem Haus in Lodi lebten, hätte ich hinausgehen und Duncan dazu bringen sollen, mir zu folgen. Ich hätte laut meine Meinung sagen sollen, aber Olivia hatte ja auf alles eine Antwort und kannte unsere Fragen schon immer im voraus. Niemand durfte irgendwie an ihren Plänen mitwirken. Entweder alles lief so, wie sie es wollte, oder es fand gar nicht erst statt. Megan war mit Olivia vor dem Überfall den Fluchtweg abgegangen.
    Immer hin und zurück, mindestens zwölfmal. Dann kannte sie jedes Detail, sogar Dauer und Wechsel der Ampeln.
    Einmal hatte sie versucht, Olivia einen anderen Weg vorzuschlagen, aber davon hatte sie nichts hören wollen.
    Für Megan war das alles falsch gewesen.
    Wir haben den verkehrten Weg eingeschlagen, damals.
    Wir sind von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen. Wir wußten nicht, was wir taten. Egal, wie gut Olivia sich alles ausgedacht hatte, es war einfach durch und durch illusionär.
    Durch Klopfen an der Tür wurde Megan aus ihren Gedanken gerissen. Zwei ihrer Kollegen steckten die Köpfe ins Zimmer und sagten: »Meg, gehst du mit uns essen?«
    »Nein danke, ich bleibe heute hier und esse Joghurt.«
    »Willst du wirklich nicht mit?«
    »Vielen Dank, heute nicht.«
    Als sich die Tür schloß, vertiefte Megan sich wieder in ihre Erinnerungen. Das Haus in Lodi, was für ein abscheulicher Ort es doch gewesen war, häßlich, verkommen und ungepflegt. Und wir hielten es alle für etwas Besonderes.
    Wir machten uns etwas vor und wiegten uns in Illusionen.
    Damals war sie mit Olivia zum Vermieter gefahren, und sie hatten zwei Monatsmieten im voraus bezahlt. Dabei hatte Olivia kräftig mit dem Mann geflirtet. Sie hatte auch darauf bestanden, daß sie beide dem Vermieter gegenüber wie zwei Hippie-Mädchen auftraten, die dort mit ihren Freunden wohnten. Megan hatte auf ihre Anweisung hin keinen BH getragen und ein weitgeschnittenes Hemd mit Paisleymuster angezogen. Sie wirkten wie zwei harmlose Kinder, die an Frieden, Liebe und Blumen glaubten und deren gefährlichste Handlung das Rauchen von Marihuana war. Olivia hatte ihnen lange Vorträge gehalten, daß es wichtig sei, ganz anders zu erscheinen, als sie in Wirklichkeit waren. Der Vermieter wurde rot bis unter die Haarwurzeln, als die Mädchen ihm schöne Augen machten. Die Aufmerksamkeit zweier junger Mädchen genoß er restlos, und so wickelten sie ihn erfolgreich ein.
    Warum haben wir eigentlich in Lodi gewohnt? Ach ja, da war die Bank. Aber warum dieses Haus? Weil Olivia in der Nähe des Tatorts wohnen wollte. Und was war der Grund? Sie wollte die Gegend und alle Umstände genau studieren. Auf diese Weise konnten wir alle Schritte unserer Aktion genau festlegen. Olivia kannte alles bis ins Detail.
    Und genauso muß es auch diesmal sein, dachte Megan.
    Sicher war sie oft hier in der Gegend und hat alles ausgekundschaftet. Sie weiß, wann Duncan in der Bank ist, wann die Zwillinge aus der Schule kommen, an welchen Tagen Tommy von meinem

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