Die Rache. Thriller.
Aber die Erscheinung verschwand sogleich wieder.
Megan fühlte die Wut in sich aufsteigen und stürzte mit gezücktem Messer in die Küche. Die Mädchen, überrascht von so viel Mut, hörten auf zu schreien und folgten ihr.
Megan schlug das Herz bis zum Hals, ihr schwindelte.
Sie sah durchs Fenster nach draußen, konnte aber nichts sehen.
Inzwischen war es stockdunkel. Es ist vorbei, Gott sei Dank, dachte sie. Dann aber wurde ihr schnell klar, daß es erst der Anfang gewesen war.
Sie setzte sich zusammen mit den Mädchen ins Wohnzimmer, und dort warteten sie auf Duncans Rückkehr.
Kurz vor sechs, eine Stunde vor Schließung der Bank, bereitete sich Duncan in seinem Büro auf den Überfall vor. Er hatte das Rouleau vor der Glastür heruntergelassen, damit ihn niemand von der Schalterhalle aus beobachten konnte. Es würde nicht allzu sehr auffallen. Er trug Mantel und Hut. Sein Aktenkoffer war verschlossen.
Es war nicht ungewöhnlich, daß ein Banker Unterlagen mit nach Hause nahm. Aber der Koffer enthielt die Einkäufe vom Nachmittag. Zwei Schlangen standen vor den letzten geöffneten Schaltern. Ein Bankangestellter brachte einen Stapel Akten fort. Klienten holten sich Bargeld fürs Wochenende oder lösten Gehaltsschecks ein und zahlten einen Teil auf ihr Sparkonto. Es war wie immer um diese Zeit viel los, aber es waren nur noch wenige Angestellte im Haus. Niemand blieb freiwillig länger am Freitagabend, alle beeilten sich, um bald zu Hause zu sein. Für Duncan war dieser Umstand äußerst günstig. Der einzige Wachmann, der noch im Haus war, hatte die Aufgabe, die Alarmanlage anzustellen, wenn alle Bediensteten das Haus verlassen hatten.
Duncan sah, daß seine Sekretärin sich zum Gehen fer-tigmachte. Er wartete, bis sie aufgeräumt hatte, dann rief er sie per Sprechanlage an und sagte: »Doris, immer noch da?«
»Ich will gerade gehen.«
»Ich gehe auch sofort. Könnten Sie mir noch einen kleinen Gefallen tun?«
»Natürlich.«
Er nahm das Antragsformular für Kredite und brachte es Doris. Er fürchtete, seine Hand würde zittern und seine Stimme ungewohnt klingen. Er schwitzte heftig und hoffte, daß sie ihm die Aufregung nicht anmerkte.
Er schloß einen Moment die Augen, holte Luft und sagte: »Doris, wir brauchen Montag früh ein paar Exemplare, könnten Sie bitte die erste Seite sechsmal kopieren? Sie können sie bis Montag liegenlassen und dann gleich verteilen.«
»Gerne, Mr. Richards. Sonst noch irgendwas?«
Er reichte ihr das Formular und ging zu seinem Tisch zurück.
»Nein, vielen Dank. Hoffentlich werde ich diese scheußliche Erkältung übers Wochenende los. Manchmal habe ich Angst, den ganzen Winter bis März damit herumzulaufen. Nichts als Schniefen und Niesen.«
Er knöpfte seinen Mantel bis oben zu, nahm seinen Aktenkoffer und sah sich um wie jemand, der gleich den Raum verläßt.
»Sie sollten vorsichtig sein!«
Er lachte gezwungen. »Vielleicht verkauft Megan so viele Grundstücke, daß wir auf die Bahamas oder sonstwohin ziehen. Da kann ich dann eine kleine Bank aufmachen und ein paar dunkle Geschäfte tätigen. Was ist mit Ihnen, Doris, sind Sie dabei?«
Doris grinste. »Es soll heute nacht eiskalt werden. Also, Ihr Angebot ist verlockend, aber nur, wenn ich die Katzen mitnehmen kann.«
Wieder lachte Duncan, machte seine Bürotür halb zu, faßte ostentativ in die Manteltasche und zog seinen Schlüssel heraus. Er klapperte damit und wandte sich noch einmal an Doris: »Bitte gehen Sie gleich, wenn Sie die Kopien fertig haben.«
»Gut, mach’ ich. Bis Montag dann.«
»Ach, ich hab’ ja meine Schreibmaschinenlampe angelassen. Ich mach’ sie noch eben aus. Bis Montag also.«
Doris ging hinaus zum Kopiergerät. Schnell schlüpfte Duncan in sein Büro. Leise schloß er die Tür und drehte den Schlüssel herum. Er löschte das Licht am Schreibtisch und blieb eine Weile in der Dunkelheit stehen.
Sie hat mich gesehen, kurz bevor ich nach Hause ging.
Mit Hut und Mantel. Sehr gut. Gleich geht der Wachmann durch die Räume und kontrolliert alle Türen. Erst dann macht er den Bewegungsdetektor an. Dann geht er durchs Hauptportal, schließt zweimal ab und stellt die Außenan-lage an. Er guckt dann nicht mehr zurück ins Gebäude, denn er weiß, daß alles gesichert ist. Falls jemand die äußere Alarmschranke durchbricht, muß er innerhalb der nächsten dreißig Sekunden das System innen lahmlegen.
Da hat er keine Chance.
Daß es einer umgekehrt machen könnte, darauf
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