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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Auftrag erteilt, den Rest der Familie mal ein bißchen aufzumischen. Er sah den Jungen vor sich, zusammengekauert wie ein Embryo auf dem Fußboden im Mansardenzimmer. Ob Kinder, die starben, wohl genauso aussahen? Es war ihm gleichgültig, ob Tommy überlebte, Hauptsache sie bekamen ihr Geld. Der Großvater hatte mit aller Kraft versucht, den Jungen zu schützen, bis Olivia ihn auf ihre Weise zum Schweigen brachte. Als er laut protestierte und schrie, hatte sie ihren Revolver gespannt und ihn kurzerhand gegen seine Schläfe gehalten. Dann hatte sie zu ihm gesagt: »Reizen Sie mich nicht. Diesmal zögere ich keinen Moment!«
    Kaum waren die Gefangenen wieder eingesperrt, da brach es aus ihr heraus. Sie war vollkommen außer sich und brüllte Bill Lewis unbeherrscht an. Er hatte stocksteif dagestanden, ohne sich zu rühren, und hatte nichts geantwortet.
    Er sollte sich tatsächlich schämen, dachte Ramon. Beinahe hätte er die ganze Sache platzen lassen! Nach all der Mühe, den ganzen Vorbereitungen und dem Risiko!
    Einen Augenblick hatte er geglaubt, Olivia würde Bill erschießen. Oder vielleicht die Geiseln. Sie war im Wohnzimmer auf-und abgegangen, eine Waffe in der Hand, und sie hatte vor Wut gezittert. Sie faßte offenbar den Fluchtversuch des Jungen als persönlichen Angriff gegen sich auf und begriff nicht, daß er sich nur hatte retten wollen.
    Wenn ich gefangen wäre, würde ich auch versuchen zu fliehen, dachte Ramon. Er hatte als Junge in einem Erziehungsheim versucht, ein Abflußrohr hinunterzurutschen, war aber abgestürzt und hatte sich den Fuß verstaucht. Er hatte trotz allem Respekt vor dem Jungen.
    Er hatte selbst oft in seiner Kindheit unter Mißhandlungen der Erwachsenen gelitten und hatte sich nie gewehrt, war nie weggelaufen, hatte nie gekämpft.
    Die Zwillinge hatten inzwischen die Straße erreicht.
    Olivia hatte Ramon aufgetragen, den Mädchen einen Besuch abzustatten, nachdem sie ihren Ärger wieder ein wenig unter Kontrolle gebracht hatte. »Megan ist im Büro, das Haus ist leer. Mach ihnen mal die Hölle heiß, daß ihnen richtig der Arsch auf Grundeis geht!«
    »Aber wie denn?« hatte Ramon gefragt.
    »Denk dir selber was aus, verdammt noch mal!« Die Erinnerung an sein schlechtes Gefühl, das er hatte, als er dem gefangenen Jungen die Arme festhielt, verging. Er legte den Gang ein und beschleunigte seinen Wagen.
    Karen und Lauren bemerkten nichts von dem alten Sedan, der sie auf der Pleasant Street überholte, und noch weniger von den verstohlenen Blicken des Fahrers.
    Zu sehr waren sie in eine heftige Debatte vertieft.
    »Wir sollten endlich etwas tun!« sagte Lauren, aber Karen schüttelte den Kopf.
    »Wir tun doch schon was, wir machen alles, was sie sagen.«
    »Ich weiß nicht, ob das reicht.«
    »Woher sollen wir das wissen?«
    »Das ärgert mich ja gerade so! Wie hältst du es bloß aus, nur dazusitzen und nichts zu tun?«
    »Ich will nicht riskieren, daß alles noch schlimmer wird.«
    »Aber das weißt du doch gar nicht. Wie kannst du beurteilen, was richtig und falsch ist? Was wissen Dad und Mom denn schon darüber, wie man mit solchen Leuten umzugehen hat? Vielleicht machen wir alles ganz falsch.«
    »Aber vielleicht ist es auch richtig«, erwiderte Karen trocken.
    »Ich kann es nicht ausstehen, wenn du so redest. Du tust dann immer so erwachsen.«
    »Also, dann sag mir doch mal, was du unternehmen willst.«
    »Es klingt vielleicht verrückt«, sagte Lauren und seufzte.
    »Wir dürfen deswegen nicht auch noch durchdrehen.«
    »Als Jim Harris den Jungen erwischte, der immer die Autos auf dem Schulparkplatz aufgebrochen hat, weißt du noch, was er da gemacht hat? Er nahm ihm einfach den Führerschein ab und rief die Polizei. Und die Bullen sind sofort gekommen.«
    »Das kann doch nicht wahr sein! Gestern wollte ich die Polizei rufen, und du warst dagegen!«
    »Das war ich überhaupt nicht!«
    »Und ob!«
    Lauren nickte. »Ja, du hast recht. Ich sag’ ja auch nichts mehr. Ich möchte doch nur so gerne was tun, ich vermisse Tommy so schrecklich!«
    »Ich auch, das ist doch klar.«
    »Aber was mir fehlt, ist nicht, was du denkst. Heute zum Beispiel bin ich aufgewacht, aber Tommy kam nicht ins Zimmer, um uns aus dem Bett zu jagen.«
    Karen lachte. »Und keiner läßt mehr die Zahnpasta offen.«
    »Und seine Kleider liegen nicht mehr überall rum.«
    Karen schüttelte den Kopf. »Wir können doch damit rechnen, daß er wiederkommt! Dad hat gesagt, morgen klappt es

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