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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ihm einen spielerischen Schlag auf die Wange. »All right, nun bringst du unseren Gästen den Lunch rauf. Du kannst ihnen sagen, daß sie nur noch ein bißchen warten müssen. Keine Einzelheiten. Sag ihnen, du glaubst, daß sie morgen oder übermorgen nach Haus können. Mach ihnen ein bißchen Hoffnung und sag ihnen, sie sollen keinen Quatsch machen. Das wird Wunder tun, was ihre Geduld angeht.«
    Lewis nickte und verließ den Raum. Ramon wollte ihm folgen, hielt aber inne, als Olivia sich zu ihm umdrehte - all ihre Heiterkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden, ihre Augen waren schmal, die Kiefer mahlten, und ihr Mund sah fest und drohend aus. Ihr Blick sagte ihm, daß er zu bleiben hatte, wo er war. Einen Augenblick später hörten sie beide Lewis’ schwere Schritte auf der Treppe.
    »Ja?« fragte Ramon.
    »Der Plan wird auch mit deiner Lösung funktionieren.«
    »Ja - aber ich dachte -«
    »Geld ist die eine Sache«, sagte Olivia. »Rache ist etwas anderes.«
    Ramon nickte und lächelte.
    Olivia trat auf ihn zu. Sie strich ihm mit der Hand durch den wirren Schopf. »Du denkst mehr so, wie ich denke«, sagte sie. »Du bist hart genug. Du siehst die Dinge so, wie sie wirklich sind. Ich frage mich, wieso ich das noch nicht früher gemerkt habe.«
    Er lächelte.
    »Aber wann? Ich meine, Bill denkt -«
    »Nicht vor morgen früh. Genau wenn wir wegfahren.
    Genau dann. Bill wird verrückt spielen, also müssen wir vorsichtig sein.«
    Ramon nickte eifrig.
    »Zum Teufel mit ihm. Er hat von diesen Sachen keine Ahnung. Er kann mich mal.«
    »Du hast ihn doch mal geliebt.«
    »Das ist lange her. Er hat sich verändert. Er ist weich. Ich habe mich verändert. Ich bin hart.«
    Olivia lächelte.
    »Angenommen, er schafft’s nicht?« fragte sie.
    Ramon grinste. »Dann teilen wir uns das Geld.«
    »Okay«, sagte sie. »Nun tu mir den Gefallen und überprüfe alle Waffen.«
    Ramon nahm blitzschnell Haltung an und eilte hinaus, von einer unbekannten, aber berauschenden Wärme erfüllt. Olivia schüttelte den Kopf, als sie ihn hinausgehen sah. Das war leicht, dachte sie. Jetzt muß ich nur noch Bill wissen lassen, daß ich Ramon nicht traue, dann kann ich mich zurückziehen und dem Feuerwerk zusehen. Es beeindruckte sie, wie leicht Menschen im Streß zu formen waren. Aber ich führe das Kommando, sagte sie sich. So ist das von Anfang an gewesen. Sie merkte, daß sie eine Melodie vor sich hinpfiff, als sie sich wieder in ihrem Sessel niederließ. Sie sah keine dringende Notwendigkeit, die Einkünfte aus Duncans Bemühungen mit irgendwem zu teilen, was natürlich von Anfang an ihr eigentlicher Plan gewesen war.
     
    Megan saß in ihrem Wagen und wärmte sich die Hände an einem Becher mit Kaffee. Sie hatte neben einem Imbißladen geparkt und fragte sich einen Augenblick lang, ob es derselbe war, in dessen Nähe Duncan am Tag zuvor gewartet hatte. Dann warf sie einen Blick auf ihre Liste der möglichen Adressen und schüttelte den Kopf. Sie sah hinauf in den bedeckten Himmel, während sie in kleinen Schlucken ihren Kaffee trank, und dachte daran, daß ihr nur noch zwei oder drei Stunden blieben, in denen es hell war. Sie seufzte und breitete die Landkarte auf dem Armaturenbrett aus.
    Wo seid ihr? fragte sie sich.
    Es dauerte lange, bis man eines dieser Häuser erreichte.
    Sie konnte auch nicht einfach die Einfahrt benutzen; statt dessen war sie gezwungen, das Haus zu finden, dann in einiger Entfernung zu parken und vorsichtig das Anwesen auszukundschaften. Bisher war sie erfolglos gewesen. Vor dem ersten Haus, das sie sah, spielten Kinder, und das hatte ihr einen Augenblick lang den Willen genommen, weiterzumachen. Sie hatte wie angewurzelt draußen an der Landstraße gestanden und zu diesem Schwarm von Kindern hingesehen, die in irgendeinem Spiel herumrannten, das eine Kombination von Cowboy und Indianer und Haschen und Fangen zu sein schien. Alles, was sie unterscheiden konnte, war, daß ein paar Kinder ›es‹ waren und daß ziemlich viel geschossen wurde. Sie hatte sich zögernd von dieser Szene abgewandt und an Zeiten gedacht, in denen sie denselben Spielen von ihrem eigenen Fenster aus zugesehen hatte.
    Bei einem anderen Haus rechte ein älteres Ehepaar Blätter vom Vorhof; das konnte sie schnell abhaken. Ein drittes war ausgeschieden, als sie in einem zerbeulten Kombiwagen, der davorstand, einen Babysitz entdeckt hatte.
    Zwei Häuser wiesen keine Anzeichen von Leben auf. Sie hatte sich bis zu den Vorderveranden gewagt und

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