Die Rache. Thriller.
durch die dunklen Fenster hineingestarrt auf der Suche nach irgendwelchen Anzeichen oder Spuren von Bewohnern.
Aber sie hatte nur Spinnweben und Staub entdecken können.
Sie warf einen Blick auf ihre Karte. Vier Häuser blieben noch. Sie dachte an alle Möglichkeiten, die es geben konnte, daß das Haus gar nicht auf ihrer Liste war. Olivia konnte das Haus durch eine Zeitungsanzeige - und keinen Makler - gemietet haben. Aber das war nicht ihr Stil.
Olivia würde höchst ungern direkt mit einem Eigentümer verhandeln.
Ein Eigentümer könnte eine Referenz verlangen oder sie sich genau ansehen, aber ein Makler würde nur ihr Geld wollen. Megan überlegte, ob Olivia etwas außerhalb des Gebiets gemietet haben könnte, das vom Greenfield Multiple-Listing Service erfaßt wurde. Möglich, daß sie in Amherst oder Northampton war. In beiden Gemeinden gab es Colleges, und Studenten hatten die Auswahl unter Dutzenden von Angeboten. Aber würde sie gern so weit fahren müssen? Megan bezweifelte es. Sie erinnerte sich an das, was sie neulich nachts gedacht hatte: nahe genug, um uns zu beobachten, weit genug, um gerade aus unserer Sicht zu sein.
Sie ist hier, dachte Megan. Sie ist auf der Liste.
Aber ihre Zuversicht hielt nicht an.
Megan war immer weiter aufs Land hinausgefahren, als sie die Häuser überprüft hatte. Sie starrte nun zu einigen grünen Kiefern hoch, die einen nahegelegenen Hügel bedeckten. Hier und da unterbrach eine Gruppe von nackten weißen Birken die Welle aus Dunkelgrün wie die Knochenhand des Todes, die durch die Meeresoberfläche hinaufgreift. Megan schüttelte es, sie trank ihren Kaffee aus und ging ein paar Schritte vom Wagen weg. Sie sah eine Telefonzelle und entschloß sich, zu Hause anzurufen.
Lauren antwortete nach dem zweiten Läuten: »Richards Residence.«
»Lauren?«
»Mom! Wo bist du? Wir haben uns Sorgen gemacht.«
»Mir geht’s gut. Ich bin immer noch draußen auf der Suche.«
»Dad ist fast wahnsinnig geworden! Und als er kapiert hat, daß du den Revolver mitgenommen hast, wollte er hinter dir her!«
»Alles ist okay. Ist er da?«
»Ja. Er kommt. Ich habe ihm gesagt, er soll sich keine Sorgen machen, aber es hat nichts genützt, weil wir uns sowieso schon ziemlich Sorgen gemacht haben. Warum kommst du nicht nach Haus?«
»In einer Stunde oder so bin ich ja zurück. Nur noch ein oder zwei Häuser.«
»Was ist denn bloß los, zum Teufel?« fragte Duncan plötzlich. Megan hatte nicht gehört, daß er das Telefon aus der Hand ihrer Tochter übernahm.
»Ich überprüfe nur gerade ein paar Grundstücke.«
»Was machst du? Überprüfst was?«
»Nur so eine Idee.«
»Wovon zum Teufel redest du denn da? Die Mädchen sagten, du wärest los, um die Tommys zu suchen.«
»Duncan - sei nicht wütend.«
»Ich bin nicht wütend. Ich habe nur eine wahnsinnige Angst.« Er machte eine Pause. »Natürlich bin ich wütend. Ich bin wahnsinnig wütend! Nimm nur an, nimm mal an -«
»Ich bin okay.«
»Bisher. Warum hast du mich nicht aufgeweckt?«
»Du hättest mich nicht gehen lassen.«
Er war einen Augenblick still. Sie hörte ihn seufzen und wieder etwas zur Vernunft kommen. Seine Stimme wurde endlich normal, moduliert und gleichmäßig. »Du hast recht. Ich hätte dich nicht weggelassen.«
»Ich hatte einfach so ein Gefühl, daß ich es tun mußte. Allein.«
Er war wieder still. »Hör mal«, sagte er. »Bitte sei vorsichtig. Und bleibe nicht mehr so lange da draußen. Ich glaube nicht, daß wir es nach Anbruch der Dunkelheit noch aushalten könnten.«
»Ich bin bald wieder da. Paß auf die Mädchen auf.«
»Wenn ich nicht bis, sagen wir, sieben Uhr von dir gehört habe, komme ich dich suchen.«
»Bis dahin bin ich zu Hause«, sagte sie.
»Sieben Uhr.« Duncan bestand darauf.
Megan stieg wieder ins Auto und prüfte die nächste Adresse auf ihrer Liste. Etwas schlug in ihr an, ein Gefühl, daß es das sein könnte, und einen Augenblick lang mußte sie gegen eine schwindelerregende Anwandlung von Angst und Erregung ankämpfen. Ihr seid hier, dachte sie wieder. Sie griff rasch zur Pistole und überprüfte sie, dann legte sie sie unter ein paar Papiere auf den Sitz neben sich.
Sie machte sich wahnsinnige Sorgen, daß die alte Munition nicht mehr richtig funktionieren könnte. Aber dann sah sie ein: Wenn sie eine Waffe benutzen müßte, wäre wahrscheinlich sowieso alles schon verloren. Sie zog Duncans Mütze tief in die Stirn und fuhr aus dem Parkplatz heraus.
Es dauerte nur
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